Habiru
dieses Zeichens kannte. Und das ist doch verrückt!«
Ihr Vater schüttelte mit dem Kopf. Er war nun aber viel ruhiger als noch vor einigen Augenblicken. »Das heißt, in deinem Traum ist dir dieses Symbol erschienen und hat seine ursprüngliche Bedeutung offenbart?«
»Nein, nicht direkt. Der Traum ist anders. Ich wache in einer fremden Kultur auf und erlebe es wie die Realität. Ich bin dort wach, obwohl ich hier schlafe und träume. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll.«
Sie machte eine kurze Pause.
»Ich werde von den Menschen dort wahrgenommen, sie reden mit mir und versuchten sogar, mir zu helfen, wieder zurückzukommen.«
Aus ihr sprudelte es nur so hervor.
»Und die Swastika ist auf ihrem Dorfplatz mit dunklem Granit gepflastert. Was meinst du, wie ich mich selbst erschrocken habe, als ich das Zeichen das erste Mal sah.«
»Hm - und was hat das mit diesem Eridu auf sich?«
»Es ist das gleiche wie mit der Swastika. Aber es dauert länger, es zu erklären.« »Ich hab' Zeit.« sagte er lapidar.
Also erzählte sie es: »Also - ich war zuerst in einem Wald, und badete anschließend in einem See. Es war nachmittags, die Sonne stand schon tiefer. Dann traf ich dort Kinder ...«
Sie beschloss, die fremdartig klingenden Namen nicht zu erwähnen. »Zwei Jungs im Vorschulalter und ein Mädchen in meinem Alter. Das Mädchen lud mich zum Abendessen zu ihrer Familie ein.«
»Und dann?«
»Alles dort ist anders. Selbst die Speisen waren fremd und mir unbekannt. Aber den Geschmack habe ich noch auf der Zunge.«
Sie dachte an das lecker schmeckende, süße Gug-Brot. Ihr Vater kratzte sich am Kopf.
»Die Menschen kennen nichts aus unserer Kultur. Keine Städte, Autos, nichts. Mir war das schon ziemlich schnell aufgefallen. Ich konnte mich an alles erinnern, und wusste, das ich in Hamburg zu Hause bin - aber keiner kannte diesen Ort. Aber helfen wollten sie mir, damit ich zurückfinden könnte. Dafür wollten wir ins nächst größere Dorf. Und das war halt Eridu, denn dort lebten mehr Menschen, und auch welche, die schon weit herumgekommen waren.Dort war die Wahrscheinlichkeit, dass mir jemand helfen könnte, einfach größer. Aber nach Eridu ging es erst bei meinen zweiten Besuch dort.«
»Ich verstehe nicht.«
»Ich träume sozusagen in fortlaufenden Episoden.«
Ihr Vater runzelte die Stirn. »Wie das?«
»Also, nach dem Essen dort gingen das Mädchen und ich spielen - dabei kamen wir zu ihrem Dorfplatz mit der Swastika. Anschließend waren wir noch am Fluss. Und abends legte ich mich dort schlafen - und wachte hier auf. Ich wusste anfangs überhaupt nicht, was ich davon halten sollte - als ich noch dort war, hielt ich es nicht für einen Traum, weil alles so real war, warum sonst hätte ich dort versucht, herauszufinden, wo ich war. Aber nach dem Aufwachen hier hielt ich es selbst erst nur für einen einfachen Traum, der nur sehr real und lebensecht war - bis ich das mit der Swastika herausfand.«
Er hörte immer noch sehr interessiert zu. »Und dann?«
»Erst eine Woche später kam der nächste Traum, der allerdings genau mit dem Aufwachen am Tag nach meinen erstmaligen Auftauchen dort weiterging - und wir uns auf den Weg nach Eridu machten.«
»Und Eridu ist genauso wirklich und existiert wie die andere Bedeutung der ... äh, Swastika?«
»Nicht ganz. Jetzt erkläre mich nicht für verrückt. Eridu existiert wirklich. Vielmehr existierte. Man sagt, es war die älteste Stadt der Welt. Es lag in Mesopotamien und ist vor mindestens 5000 Jahren untergegangen.«
Ihr Vater war vor Staunen stumm. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er wieder Worte fand.
»Das kann nicht sein. Und du hast nicht etwa hier und jetzt irgendwie Zugang zu diesen Informationen gehabt, eventuell eine Dokumentation oder ähnliches im Fernsehen gesehen?«
Sarah brauchte nicht lange zum Antworten. Sie war selbst schon nach dem ersten Erwachen alle Möglichkeiten durchgegangen, hatte aber keine Erklärung finden können, wie sie an diese Informationen gekommen sein sollte.
»Nicht, dass ich wüsste.«
Ihr Vater ließ nicht locker. »Vielleicht unbewusst? Und deine Fantasie mixt das dann zu deinen Träumen?«
Sarah verneinte. »Es kann kein Traum sein. Sie nehmen mich wahr. Ich kann in ihrer Welt fühlen. Es ist noch viel mehr. Außer, dass ich hier schlafe, gibt es keinen weiteren Hinweis, erinnert nichts an einen Traum. Die Menschen dort meinen, es wäre eine Art Vision, die einen bestimmten Sinn hätte, weil
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