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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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friedliches Zusammenleben. Aber wenn immer neue Habiru aus der Wüste nachströmten, wurde irgendwann auch das größte und fruchtbarste Land knapp. Die Ausbreitung der Wüste! Das war ein Punkt, an den sie schon länger nicht mehr gedacht hatte. Früher war das gesamte Gebiet fruchtbar, bewaldet und grün. Und heute war überall nur noch Wüste. Verwüstung. Die Habiru hinterließen nur Verwüstung. Einen kurzen Augenblick drohten die verdrängten Bilder in ihr aufzusteigen, sie kämpfte mit den Tränen, aber schaffte es, dies zu unterdrücken und sich wieder auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Die Wüste war vielleicht gleichzeitig der Grund, warum die Wanderung der Habiru einsetzte. Vielleicht gab es einen drastischen Klimawechsel. Die Wüste hatte vielleicht auch den Charakter der Menschen verändert. Ein weiterer Punkt, der eine genauere Untersuchung wert war.
    Die Heilige Hochzeit. Die Bibel. Die Zikkurate. Es war eine schiere Flut von Informationen, die durch ihren Kopf ging. Unwillkürlich dachte sie wieder an die Turmbaugeschichte. Die Sprachverwirrung. Von dort aus verteilte sie sich in die ganze Welt.
    Sie war die ganze Zeit schon so nahe dran gewesen, doch erst jetzt begriff sie die Dimension vollends. Natürlich gab es einen Zusammenhang zwischen den Habiru und dem jetzigen Krieg. Es war die Gewalt an sich. Und ihre Folgen. Sie verbreitete sich genauso wie die Sprache. Natürlich! Die Menschen veränderten sich, wenn sie mit dieser Gewalt konfrontiert wurden. Sie wurden selber gewalttätig. Oder sie verschlossen sich. Auf jeden Fall veränderten sie sich. Ihr fiel aus unerfindlichen Gründen ein Bild von einer Schnecke ein. Ihre Fühler waren ihr Kontakt zur Außenwelt. Wenn diese an ein Hindernis stießen, zog sie diese reflexartig zusammen. Was aber, wenn nun ständig ein Reiz auf die Fühler ausgeübt wurde? Würde die Schnecke nie wieder ihre Fühler ausfahren? Würde sie sich in ihrem Panzer zurückziehen? Und auf den Menschen übertragen: Wie würden solche Menschen, die Gewalt als ständigen Wegbegleiter in ihrem Leben haben, auf andere Menschen reagieren, die liebevoll in Kontakt zu ihrer Umwelt standen?
    Sie glaubte es schon gesehen zu haben. Und zwar in Eridu.
    Eine Sache war da noch. Sie dachte an Eridu, wie sie am Fluss entlang ging und das erste Mal die Stadt erblickte. Jetzt wusste sie wieder, was ihr entgangen war - Eridu hatte keine Mauern. Keine Panzerung.
    Es war, als ob sie etwas wichtiges übersehen hatte. Es war auf irgendeinem Text gestanden, den sie im Internet gelesen hatte und sogar ausgedruckt hatte. Sie wühlte sich durch die Blätter. Dort stand es: Eridu ging unter - und Uruks Blüte begann.
    Da war noch etwas zu Uruk gestanden, sie erinnerte sich dunkel. Sie hatte bald alle Blätter durch. Erst auf der letzten Seite wurde sie fündig.
    Uruk
    Nordwestlich von Eridu und Ur findet man die Ruinen von Uruk. Archäologen fanden die Reste der acht Kilometer langen Stadtmauer.
    Eine Stadtmauer! Ihr kam es vor, als ob nun bald auch das letzte Puzzlestück des Rätsels gelöst war. Eridu hatte keine Mauern. Warum baute man in der nahegelegenen Stadt Uruk auf einmal eine? Das macht man doch nur, wenn man sich abschotten muss. Wie hieß es so schön? Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt. Und Uruk war daraufhin lange historisches Zentrum von Mesopotamien. Es war unglaublich, wie sich alles fügte.

4. Pyramiden
    Sarah war sich sicher, dass sie diese Nacht wieder in Schenas Welt aufwachen würde. Aber es war erst Nachmittag. Sie legte sich auf ihr Bett und versuchte kurz zu dösen. Es gelang ihr nicht. Zu sehr kreisten ihre Gedanken um alles, was sie herausgefunden hatte.
    Nachdem es auch nach einer halben Stunde nicht besser war, stand sie wieder auf und ging zum Telefon. Sie rief Jessica an. Sie war zu Hause, und freute sich über den Anruf. Sarah brauchte dringend Abwechslung. Sie verabredeten sich. Kurz darauf saß Sarah schon auf ihrem Fahrrad und fuhr los.
    Bei Jessica war es ihr endlich wieder möglich, sich etwas ablenken zu lassen. Ihr Verstand sehnte sich nach einer kurzen Pause. Sie konnte ja nicht ständig über ihr Rätsel nachdenken.
    Sie schauten nach langer Zeit mal wieder zusammen Dawsons Creek an. Es war eine spannende Folge, Sarah vermisste ein wenig diese leichte Berieselung. Von dieser Sendung bekam man bestimmt nicht solche Kopfschmerzen wie beim Ausbrüten gewaltiger Rätsel. Das einfache Zusammensein mit einer Freundin,

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