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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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werden zu lassen, als er sich verabschiedete. Gedankenverloren trat er auf die Promenade. Fast automatisch lenkten ihn seine Schritte in ein nahe gelegenes Café. Er musste sich darüber klar werden, was nun zu tun war. Er wollte es sich nicht recht eingestehen, aber ohne Zant fühlte er sich ein wenig verloren. In der Vergangenheit war es immer ihre Tatkraft gewesen, die ihn etwas mitgerissen hatte, vor allem dann, wenn er das Gefühl hatte, in einer Sackgasse zu stecken.
    Und exakt dieses Gefühl empfand er jetzt.
    Daxxel starrte in seinen Kaffee. Er war exquisit. Doch das Koffein machte ihn eher nervös, verschaffte ihm keine Klarheit. Am Ende seiner Überlegungen kam er zu dem Schluss, dass ihm erst einmal nur der Weg blieb, der einem Bürokraten immer offenstand: sich mit der Aktenlage vertraut zu machen. Daxxel war kein Aktenfresser, ihm fehlten dazu Geduld wie Neigung gleichermaßen, die beide notwendig waren, um derlei Arbeit effektiv zu gestalten. So hatte er bisher nur die wichtigsten Zusammenfassungen und Exzerpte konsumiert. Aber das war die Krux mit allen Zusammenfassungen: der Filter, den jene benutzt hatten, ob nun Bürokrat oder KI, die für diese Papiere verantwortlich zeichneten. Und so manches Detail, das jetzt vielleicht wichtig war, mochte damals als weniger relevant eingeschätzt worden sein und fehlte daher in dem, was Daxxel bisher gelesen hatte.
    Und so fehlte ihm Zant schon wieder.
    Wo er manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sah, erkannte sie oft den direkten Weg. Ihr Verschwinden bereitete ihm große Sorgen. Erst musste er sie wiederfinden, ehe er sich weiter um diese Angelegenheit kümmern konnte. Vor allem verstand er nicht: wenn jemand sie entführt hatte, aus welchem Grund? Hatte sie in der kurzen Zeit etwas herausgefunden, was dieses Risiko wert war? Wenn dem so war, musste er sie erst recht wiederfinden.
    Daxxel erhob sich, getrieben von einer starken, inneren Unruhe, die nicht allein auf den Genuss von Koffein zurückzuführen war. Er ermahnte sich. Einen kühlen Kopf war alles, was er jetzt benötigte.
    Er zahlte und holte tief Luft, zwang sich zur Ruhe.
    Dann wollte sich abwenden, doch plötzlich ergriff ihn jemand am Unterarm. Eine humanoide Gestalt, aber kein Mensch, männlich, fast zwei Meter groß, schlank, in einem makellosen schwarzen Anzug gekleidet, eine dunkle Brille auf dem bronzefarbenen, fast völlig glatten Gesicht, den schmalen Mund zusammengekniffen. Ein Lurita, dem man seinen Beruf ansah, den er ihn mit jeder Faser seiner Existenz ausatmete, und der dabei so authentisch wirkte, dass es einem schon fast schmerzhaft klar auffiel.
    Daxxel wollte beinahe lachen, so sehr entsprach der Mann den Klischees, die jeder mit sich herumtrug, wenn es um Sicherheitsleute ging. Und er war von der Sicherheit, Geheimdienst, deutlich und gar nicht geheim an seinem Ausweis zu erkennen, den er Daxxel unaufgefordert unter die Nase hielt. Wer auf Habitat C so öffentlich als Geheimdienstmann herumlief, gehörte zum Personenschutz. Wer Personenschutz hatte, war kein einfacher Abgeordneter oder Gesandter, sondern wirklich wichtig, ein Alphatier, einer der ganz Großen.
    Daxxel war sich nicht sicher, ob er sich geehrt fühlen sollte.
    Wahrscheinlich war es klüger, eher Angst zu entwickeln.
    »Casimir Daxxel?«, fragte der Mann mit tiefer Stimme. Alle Lurita hatten tiefe Stimmen, alle waren mehr als zwei Meter groß und alle waren im Grunde genommen Zwitter, wenngleich ihr Auftreten den Stereotypen männlicher Verhaltensweisen entsprach, die Menschen so mit sich trugen. Die Lurita waren ein Völkchen, das wenig mehr als die eigene Heimatwelt bewohnte, und sie wurden gerne für diese und vergleichbare Aufgaben angeheuert, schlicht weil sie es schafften, auf ganz natürliche und gar nicht einstudierte Art Furcht einflößend zu wirken.
    Dabei waren die meisten eigentlich ganz nett.
    Daxxel hatte keine Furcht vor dem Bodyguard, der ihn auffordernd ansah. Er machte sich eher Gedanken über dessen Auftraggeber.
    »Kommen Sie doch bitte mit.«
    Lurita schafften es, aus einem perfekt höflichen Satz einen Befehl zu machen, der das »sonst …« gar nicht aussprechen musste, um gehört zu werden. Daxxel sah an dem Leibwächter vorbei und suchte nach einem Kollegen oder gar nach jenem, der ihn geschickt hatte. Es gab auch keine schwarze Limousine mit getönten Scheiben. Auf diesem Weg durften die gar nicht fahren.
    »Wohin geht es denn?«
    »Nicht weit«, kam die unverbindliche Antwort.

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