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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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das freundliche, wenngleich einstudierte Lächeln der Frau gerne erwiderte.
    »Grant erwartet Sie, Botschafter Daxxel«, erklärte sie mit einer samtweichen Stimme, in der man baden wollte.
    Sie führte ihn durch eine zweiflüglige Tür in ein fußballfeldgroßes Büro. Hinter einem Schreibtisch von ebenfalls erheblichen Ausmaßen saß ein gut gekleideter Herr in den frühen 60ern mit makellos gescheiteltem Haar und aparten Falten im Gesicht, das Sinnbild von Würde, Seriosität, Intelligenz und Vertrauenswürdigkeit.
    Und alles völlig fabriziert, denn der wahre Grant war ein schwarzblauer Gelklumpen im Gehirn der Präsidentin. Was sich da erhob und mit einem immens sympathischen Lächeln auf Daxxel zukam, war der angekündigte Avatar, ein ferngesteuerter Androide, gelenkt durch eine überlichtschnelle Direktverbindung von Carol Myas’ Gehirn aus, vielmehr von dem Teil aus, der Grant war. Kaum bemerkbar außer für ein geschultes Auge waren die winzigen Aussetzer, die der Avatar hatte, weniger in seinen grobmotorischen Bewegungen, sondern eher in der Art und Weise, wie er Mimik einsetzte. Das hing mit Bruchteilen von Unterbrechungen zusammen, die Hyperlinkverbindungen über sehr weite Entfernungen charakterisierten. Viele solcher Kontaktverluste konnten durch die Automatik des Androiden kompensiert werden, aber da diese Maschinen darauf ausgerichtet waren, ihren Herrn möglichst genau abzubilden, waren sie kaum vermeidbar. Grant konnte irgendwo in der Galaxis sein, solange er sich nur in der Nähe eines akteninternen Hyperfunkmodus befand, eines sündhaft teuren, Energie verschlingenden Monsters, das nur den höchsten Kreisen der Akte Zugang gewährte, um ausreichend Bandbreite zu ermöglichen. Normalsterbliche waren auf die meist langsameren und komplizierteren Hyperrelaisverbindungen angewiesen, die aufgrund ihrer geringeren Reichweite die Nachrichtenübermittlung auf Tage oder Wochen ausdehnten.
    Die Akte war groß, daran musste sich Daxxel immer wieder erinnern. Sie hatte eine Ausdehnung von rund 7000 Lichtjahren in alle Richtungen. Da waren ein paar Tage oder Wochen schon eine recht ordentliche Leistung.
    Unmittelbare Datenübertragung wie im Falle des Biodroiden vor ihm war ein kleines Wunder.
    »Ah, wie schön, Sie kennenzulernen!«, erklärte Grant und deutete eine knappe Verbeugung an, während er Daxxel gleichzeitig die Hand entgegenhielt. Der Diplomat nahm sie und bekam, was er erwartet hatte: einen festen, aber nicht zu festen Händedruck, ein angenehmes Gefühl in der Hand, den Duft eines dezenten Parfums, unaufdringlich und schmeichelnd, und dann ein so freundliches und gewinnendes Lächeln, dass Daxxel Grant diesen Mann sofort zum Präsidenten wählen würde, wenn er nicht bereits sein Domizil im Kopf der jetzigen Amtsinhaberin aufgeschlagen hätte.
    »Herr Minister …«
    »Grant. Nennen Sie mich Grant.«
    »Nun …«
    »Aber nehmen Sie doch Platz! Eine Erfrischung?«
    Grant setzte sich in einen der tiefen Sessel in der kleinen Sitzgruppe vor dem Panoramafenster, das eine der betriebsamen Hauptstraßen des Habitats zeigte. Daxxel warf einen Blick auf die Batterie der Getränke und bat dann um ein Wasser.
    Grant bediente ihn selbst. Wenn man einen Androiden steuerte, brach man sich damit keinen Zacken aus der Krone. Er wählte den Cocktail an Nährstoffen, der einem Biodroiden half, die eigene Leistungsfähigkeit zu optimieren. Diese Geräte waren sündhaft teuer und bedurften sorgfältiger Instandhaltung. Und er war nur geliehen. Grant musste sorgfältig mit ihm umgehen, denn er hatte für ihn unterschrieben.
    Als auch Daxxel Platz genommen hatte und ein Glas in der Hand hielt, kam er gleich zur Sache.
    »Sie haben mich einbestellt, Herr Minister?«
    Das mit der eher informellen Anrede brachte er einfach nicht über die Lippen und sein Gastgeber schien nicht insistieren zu wollen.
    Er hob abwehrend die Hände. »Na, na! Einbestellt! Ich bin doch keiner Ihrer Vorgesetzten! Ich habe Sie zu einem Gespräch geladen. Unser Zusammentreffen ist informeller Natur.«
    »Ein informelles Treffen mit einem Minister Ihrer Bedeutung? Verzeihen Sie mir bitte, wenn dies mein Misstrauen weckt. Und selbstverständlich sind Sie mein Vorgesetzter. Sie stehen in der Hierarchie schließlich über dem Außenminister. Sie dürfen mir dienstliche Anweisungen erteilen. Bin ich deswegen hier?«
    Grant lachte. Es war ein ansteckendes, tief aus der Brust kommendes Lachen. Daxxel hasste es in dem Moment, als er es hörte, und

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