Habitat C (German Edition)
entschuldigend an. Er schien über diese Tatsache mindestens genauso irritiert zu sein wie er, bei dem Diplomaten kam aber noch eine große Sorge und eine wachsende Angst hinzu. Und Hilflosigkeit.
»Wie kann das sein?«, stellte er die sinnloseste aller Fragen »Ich dachte, das Habitat sei der am besten überwachte Ort der Akte. Ihnen entgeht doch nichts!«
Die Aussage schien den Offizier nicht allzu sehr zu beeindrucken. Daxxel wurde ein wenig zornig. Eine Soldatin war verschwunden. Das war offenbar ziemlich langweilig für ihn.
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Das perfekte System gibt es nicht. Aber ich gebe Ihnen recht: Das ist mir so noch nie passiert. Sicher, es fällt mal ein Sensor oder eine Kamera aus, aber wir haben Sergeant Zant auf eine sehr seltsame Art verloren. Schauen Sie hier!«
Der Mann aktivierte die holografische Aufzeichnung. Zant wurde gezeigt, wie sie ihre Unterkunft verließ, offenbar auf dem Weg zur Polizeistation. Der Kamerabereich war groß genug, um sie zu verfolgen, bis sie um eine Ecke bog.
»Der Bereich, der hier um die Ecke direkt anschließt, wird nahtlos durch die nächste Kamera erfasst«, erklärte der Mann. »Hier kommt ihr Bild, beachten Sie den Zeitstempel. Gleicher Zeitrahmen, also sollte sie eigentlich … jetzt auftauchen.«
Passanten waren zu sehen. Nur keine Josefine Zant, obgleich sie durch diese Passage hätte kommen müssen. Ein anderer Passant, der ebenfalls um die Ecke spaziert war, tauchte ordnungsgemäß auf. Es war, als hätte sich Zant schlicht in Luft aufgelöst. Daxxel schüttelte den Kopf. Das erinnerte ihn an einen schlechten Agentenfilm. So etwas gab es doch eigentlich nicht mehr.
»Gibt es da eine Tür oder Ähnliches, wodurch sie hätte verschwinden können?«, fragte Daxxel. Der Mann hob die Schultern.
»Nein, da ist wirklich nur die Abzweigung, keine Tür, kein weiterer Eingang, nichts.«
Daxxel starrte auf die beiden nun parallel laufenden Aufzeichnungen, die zeigten, wie Zant auf der einen um die Ecke bog, auf der anderen aber nie ankam. Er beobachtete die Wiederholung einige Male, aber auch die erneute Betrachtung ergab keine Hinweise. Und auch der eine Passant, der zu erkennen war, schien durch das Verschwinden der Frau nicht beeindruckt, obgleich er sie doch hätte bemerken müssen. Keine erkennbare Reaktion.
»Das nächste Problem ist, dass der Gegencheck durch die KI nichts erbracht hat«, erklärte der Sicherheitsoffizier. »Die Aufzeichnungen sind beide kontinuierlich und wurden nicht unterbrochen. Wir sehen hier auf die Echtzeit-Übertragung, da wurde nichts nachträglich manipuliert, gelöscht oder sonst was in der Art. Kein Hinweis, nicht der geringste. Wesentlich schlimmer noch: Die Beobachtungs-KI hat die Diskrepanz nicht gemeldet. Es scheint, als wäre ihr gar nichts aufgefallen. Das alarmiert uns jetzt wirklich, das darf nicht passieren. Wir haben ein Spezialistenteam mit der Sache befasst.«
Daxxel nickte. Eine Fehlfunktion in der KI beunruhigte den Mann. Aber Zants Verschwinden war für ihn vor allem der Anlass für eine technische Überprüfung. Mit so einer herzlichen Vorgehensweise voller menschlicher Wärme war wohl zu rechnen gewesen.
»Dann müssen wir es auf die alte Tour machen. Zeugen befragen. Jemand muss sie doch gesehen haben. Da laufen viele Intelligenzwesen umher, manche mit deutlich mehr als zwei Augen«, schlug Daxxel nun vor. »Dieser zweite Passant, der ist doch zu identifizieren.«
Der Offizier machte eine zustimmende Geste. »Ich habe zwei meiner Leute losgeschickt. Ich bin zur Zeit knapp an Personal. Die neue Sitzungsperiode des Parlaments fängt in Kürze an, es gibt einige hochrangige Besucher von diversen Planetenregierungen aus der ganzen Akte, und die Sicherheitsvorbereitungen …«
»Ja, das verstehe ich«, unterbrach Daxxel etwas ungeduldig. »Aber wir dürfen es auch nicht ignorieren. Heute verschwindet meine Mitarbeiterin, morgen ein wichtiger Gesandter. Sie haben hier ein böses Sicherheitsleck.«
Daxxel blickte den Offizier an, bis dieser irritiert seine Augen senkte. Niemand wurde gerne an so etwas erinnert und hier hatte Daxxel seinen Finger auf eine echte Wunde gelegt. Zant war egal, aber wenn jemand Wichtigem etwas geschah – nicht auszudenken.
»Ich halte Sie auf dem Laufenden«, sagte der Mann schließlich und es klang so, als würde er es ernst meinen. Mehr konnte Daxxel zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht erwarten.
Er bemühte sich, seine Unzufriedenheit nicht allzu deutlich
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