Habitat C (German Edition)
war über seine eigene Reaktion erstaunt.
»Sie machen Ihrem Ruf alle Ehre! Ich habe gehört, dass Sie direkt sind, wenn Sie es für notwendig halten. Gefällt mir, wirklich.«
Daxxel lächelte unverbindlich.
»Das ist gut, Minister. Ich habe viel zu tun. Meine Partnerin ist verschwunden. Ich möchte mich an ihrer Suche beteiligen. Ich habe viele Aufgaben. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber wenn dies in der Tat ein informeller Austausch ist, muss ich Sie auf meine zeitlichen Begrenzungen hinweisen.«
Grant schien nicht erbost, sondern wirkte weiterhin jovial und aufgeräumt. Er breitete die Arme aus und das Lächeln verblasste nicht für einen Moment.
»Natürlich, natürlich. Ich werde Sie nicht lange aufhalten.«
Grant machte eine Kunstpause.
»Es ist so, Daxxel. Ihr Vorgesetzter hier im Habitat hat Ihnen ja bereits deutlich gemacht, dass die Richtung Ihrer Ermittlungen und die von Ihnen eingesetzten Methoden nicht immer ganz den politischen Erfordernissen entsprechen.«
Er hatte mit Logat gesprochen. Oder Logat hatte mit ihm gesprochen. Das war mehr als eine semantische Unterscheidung, es bedeutete einiges. Daxxel vergewisserte sich, dass seine Gesichtsmuskeln noch ganz genau dort waren, wo er sie das letzte Mal arretiert hatte. Jetzt zu zeigen, was er von Logat und dessen Ermahnungen hielt, wäre unangebracht und konnte missverstanden werden.
»Das ist bei mir angekommen, ja. Es wundert mich, dass er Sie mit dieser Sache behelligt hat.«
»Er hat sich nicht über Sie beschwert, falls Sie das meinen, Daxxel. Es geht hier nicht um Sie. Ich bin in der Tat zu beschäftigt, um mich mit Personalfragen zu befassen. Sie haben einen rechtlich sehr unabhängigen Status und jeder, der diesen infrage stellt, würde sich wiederum selbst vielen Fragen aussetzen. Es geht mir um die Sache.«
Daxxel nickte vorsichtig und nippte an seinem Wasser.
»Ich höre Ihnen zu, Herr Minister.«
»Es erscheint mir probat, Sie auf einige Umstände hinzuweisen, die Sie beachten sollten.«
»Rein informell, natürlich.«
Grant sah Daxxel an und aus seinem Gesicht war jede Warmherzigkeit verschwunden. Er lächelte nicht mehr. Er wirkte nicht mehr herzlich. Er war jetzt dort, wo er eigentlich hinwollte.
»Ich möchte, dass Sie allein und ausschließlich die Unterschlagungen untersuchen, deretwegen Sie hierher beordert sind. Stellen Sie die genauen Summen zusammen, verfolgen Sie die finanziellen Abwicklungen bis zu unserem Hauptverdächtigen, zeichnen Sie alles auf, fügen Sie die Akte den bereits existierenden der Behörden zu, machen Sie einen internen Vermerk zur weiteren Vorgehensweise und dann reisen Sie wieder ab. Für einen fähigen Mann wie Sie gibt es ja zahlreiche weitere Aufgaben. Die Tätigkeit muss Ihnen ohnehin eher lästig erscheinen.«
Daxxel blinzelte. »Warum hat man mich überhaupt mit dieser Arbeit beauftragt, wenn Sie mich sogleich wieder loswerden wollen?«
»Mischen Sie sich nicht in die Morduntersuchungen für diesen toten Kellner ein. Das ist Sache der Polizei.«
»Ich bin Zeuge, damit bin ich automatisch involviert!«
»Beschränken Sie sich auf die Zeugenaussage.«
Daxxel runzelte die Stirn.
»Wovor haben Sie Angst, Minister?«
War es die winzige Zeitverzögerung in der Übertragung vom derzeitigen Standort des Original-Grants oder tatsächlich eine emotionale Reaktion, die nicht so geplant gewesen war? Das winzige Zucken der Augenmuskulatur jedenfalls war verräterisch. Was genau es verriet, wusste Daxxel nicht, aber er hatte einen Nerv getroffen.
Er wusste, dass es nicht unbedingt klug war, den Nerv von Grant zu reizen. Aber Daxxel ließ sich ganz ungern auf diese Art und Weise herumkommandieren. In ihm hatte sich während des kurzen Aufenthaltes schon so viel Frust angesammelt …
»Angst?«
»Was hat der Mord mit meinem Auftrag zu tun?«
»Nichts. Deswegen finde ich ja, dass Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren sollten.«
»Das muss mir jemand von Ihrem Rang sagen? Ich habe doch bereits eine entsprechende Anweisung erhalten.«
Grant nickte. »Ich verstehe Ihr Misstrauen. Wie Sie erfahren haben, sind hohe Kreise in diese Sache mit der Unterschlagung involviert. Ich möchte wirklich, dass das bald aufgeklärt wird und Ruhe einkehrt. Die interne Untersuchung, die Sie durchführen, ist eine Formsache, wenngleich notwendig. Wir müssen wissen, welche Summe genau verschwunden ist. Machen Sie Vorschläge, wie die internen Kontrollen zu verbessern sind! Wenn die Prüfer geschlampt haben,
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