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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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nur Glaubwürdigkeit verschaffte, sondern dem Lügner auch half, sie überzeugend zu vermitteln. Er saß jetzt schon so lange im Kopf der Präsidentin, dass er niemals völlig ausschließen konnte, dass sie nicht doch Nuancen in seinen mentalen Nachrichten erkennen konnte, die auf seinen Gemütszustand hinwiesen. Wie gesagt, Carol Myas war nicht dumm. Sie war auch keinesfalls unsensibel und sie hatte sich auf Grant eingelassen mit der vollen Absicht, sein Potenzial für ihre Zwecke zu nutzen.
    In dieser Hinsicht waren sich Symbiont und Wirtin ausgesprochen einig in ihren Zielvorstellungen. Nur bei der genauen Rollenverteilung mochte es einen – natürlich niemals ausgesprochenen – Dissens geben.
    »Also schicken wir jemanden und ziehen diesen Daxxel ab?«, fragte Myas noch mal. »Das könnte dem Außenminister nicht gefallen, denn die Sonderermittler sind eigentlich seine Leute. Ich möchte Duprez nicht brüskieren. Wir haben ihm kürzlich erst auf die Füße getreten und er hat verdammt einflussreiche Freunde.«
    »Daxxel habe ich bereits in seine Schranken verwiesen. Wenn er sich nicht daran hält, müssen wir ihn abziehen, aber bis dahin unterstellen wir ihn einfach jemand anderem, der ein Auge auf ihn wirft. Duprez erzählen wir, dass er dadurch Einfluss auf die Ermittlungen behält und wir sehr darauf bedacht waren, ihn nicht einfach so zu übergehen. Er wird den Braten zwar riechen, aber die Sache ist für ihn nicht so wichtig, dass er deswegen den Aufstand wagt. Ich benachrichtige gleich Abteilung III, die sollen ein geeignetes Team nach Habitat C schicken.«
    Myas seufzte. »Das wird wohl das Beste sein. Halte mich auf dem Laufenden, ja? Ich muss jetzt wirklich zum Empfang zurück und meine Rede halten, Grant!«
    Grant schickte ihr einen zugleich zustimmenden wie beruhigenden Impuls, der signalisierte, dass er alles im Griff habe. Das allerdings, so musste er sich zugestehen, war eine vollständige Lüge und er tat sein Möglichstes, diesen Umstand vor seiner Wirtin zu verbergen.
    »Es ist Zeit. Sonst ist nichts mehr?«, fragte Carol Myas und erhob sich.
    »Nein.«
    »Meine Rede, Grant.«
    Grant holte den Entwurf ihrer Worte aus seinem Speicher hervor und hielt ihn der Präsidentin wie ein virtuelles Blatt hin. Sie musste ihn letztlich nur ablesen. Ein zerebraler Teleprompter zu sein, gehörte zu Grants zahlreichen Aufgaben und er war sich dafür keinesfalls zu schade.
    Es lenkte sie ab, es machte ihr die Sache einfach. Es half ihr. Es machte sie glücklich.
    Eine zufriedene Präsidentin, so wusste Grant, der nun aus seiner Warte den Weg der Frau zurück zum Empfang beobachtete, war ganz in seinem Sinne. Und während sie wenig später bereits den Mund öffnete und begann, wohlgesetzte Worte zu äußern, nahm Grant Kontakt zur Abteilung III auf, einer Sektion im Präsidialamt für ganz besondere Aufgaben und mit einer ganz besonderen Loyalität.
    Ihm gegenüber.
    Wie es sein sollte.

Kapitel 11
     
    »Es gibt in dieser Station verschiedene Ebenen«, erklärte der Bodarenchef Hardan, der sich mittlerweile bequemt hatte, Daxxel seinen Namen zu nennen. »Die Bodaren sind hier aufgewachsen und kennen sich auf allen Ebenen gleichermaßen aus. Dazu gehören auch die Parallelgänge der Wartungsebene, in denen sich normalerweise nur Reparaturroboter bewegen und aufhalten. Darüber hinaus gibt es Zugänge, die nicht einmal offiziell auf den Plänen eingetragen sind. Die Niib haben damals keine Pläne hinterlassen, und obgleich die Station durchgescannt und von Robotern ausgemessen wurde, gibt es Bereiche, die sich diesen Maßnahmen entzogen hatten.«
    »Wie bitte?«
    Hardan zögerte. »Gut. Wir haben dafür gesorgt, dass sie entzogen … wurden.«
    »Gut. Weiter.«
    »Die Niib mochten Geheimnisse, und das auch vor ihresgleichen, daher finden sich solche Ecken überall in der Station. Selbst wir kennen sie nicht alle. Ihre Koordinaten aber gehören zu dem alten Wissen, das wir unter uns seit Jahrhunderten bewahren und nur mündlich weitergeben. Und das wir auch vor dem Zugriff der derzeitigen Nutzer der Station beschützen.«
    Er zeigte ein Bodarenlächeln. »Man weiß nie, wofür es gut ist, nicht wahr?«
    »Darin kann man sich also verstecken?«, hakte Daxxel nach. Er wollte nicht kommentieren, was er davon hielt, dass die Akte von Hardan nur als »derzeitiger Nutzer« bezeichnet wurde. Diese Formulierung hielt viele Implikationen bereit und keine davon war sehr angenehm. »Es ist doch offenbar so, dass Sie

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