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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Myas, eine durchaus abenteuerlustige, aber vor allem sehr ehrgeizige Humanoide, hatte der symbiotischen Verbindung zugestimmt. Und Grant hatte sie seitdem auf ihrem Lebensweg begleitet, bis zu ihrer exaltierten Stellung als oberste Repräsentantin der Galaktischen Akte. Er würde auch noch Teil ihres Körpers sein, wenn sie alt und gebrechlich wurde und die eigene Intelligenz, das Wachbewusstsein dahinstarb. Das dauerte noch. Ein Vorteil der Symbiose war eben, dass der Wirtskörper ein erstaunliches Maß an Gesundheit und Langlebigkeit entwickelte, selbst ohne die Möglichkeiten moderner Medizin.
    Carol Myas hatte noch viel vor.
    Grant auch.
    Und zusammen würden sie noch eine Menge erreichen, dessen war sich der Minister absolut sicher.
    Jetzt aber war Carol Myas etwas müde. Da ihr noch eine Verpflichtung bevorstand, erfüllte Grant seine eigene Pflicht, seinen Teil des Handels. Er regte die Ausschüttung gewisser Stoffe in ihrem gemeinsamen Gehirn an, weckte Körper und Geist auf und versetzte die Präsidentin damit in die Lage, auch den Rest des Arbeitstages frisch und energiegeladen zu absolvieren. Negative Konsequenzen, die verstärkte Produktion von Gift- und Schadstoffen, die Überreizung gewisser Nervenbahnen, all dies wurde von Grant absorbiert und repariert. Er arbeitete sehr gewissenhaft und gründlich. Myas hatte sich darüber niemals zu beschweren gehabt. Sie nahm seine Dienste nicht einmal mehr bewusst wahr, hatte sich in all den Jahren vollständig daran gewöhnt, dass ihr Körper wie auch ihr Verstand mehr konnte als der anderer Menschen.
    Und mehr wollte. Viel mehr.
    Während er beobachtete, wie die Präsidentin auf dem Empfang für den Botschafter der Scrotix-Allianz Hände und andere als angemessen eingeordnete Gliedmaßen schüttelte oder sonst wie kulturaffin berührte, überprüfte Grant die Verbindungen zu seinen Avataren, den Datenbanken, dem Newsfeed der verschiedenen Dienste und seines persönlichen Sekretariats. Sein Aufnahmevermögen war gigantisch, sodass er die bereits von den KIs vorsortierten Informationspakete leicht absorbieren konnte. Die Meraner machten an der Grenze schon wieder Ärger und beanspruchten lautstark die Asteroidengürtel des Timor-Systems für sich, ein Streitpunkt, der immer wieder aufflammte. Das Kalifat zeigte Muskeln. Das geschah in letzter Zeit häufiger. Normalerweise wies dies darauf hin, dass der Kalif sich langweilte oder etwas vorhatte, das größere Konsequenzen haben musste. Es war zu bedauerlich, dass die Meraner jede Symbiose mit seinem Volk aus grundsätzlichen moralischen Überlegungen heraus ablehnten. Das Kalifat beherbergte keinen der Nachkommen in irgendeiner signifikanten Position und die Meraner ahnten nicht einmal, was für einen Vorteil im täglichen Informationskrieg sie dadurch im Vergleich zu anderen Sternenmächten hatten.
    Dennoch, die Situation in Timor machte ihm Sorgen.
    Grant beschloss, nach dem Empfang mit Carol darüber zu reden.
    Die Präsidentin, so erkannte er, verbeugte sich vor einer Mitarbeiterin der turulianischen Delegation. Tentakel wurden geschwenkt. Myas sagte etwas Geschwurbelt-Höfliches, eine der zahlreichen Formeln, die sie für diese Art von Anlässen bereithielt. Nichts, bei dem sie die Hilfe von Grant benötigte. Er widmete sich wieder seinen Feeds.
    Eine beunruhigende Nachricht von Habitat C. Grant betrachtete die Meldung genau. Vor seinem geistigen Auge erschien der Pudding, der einst Felt gewesen war. Er ließ sich die Bilder von allen Seiten zeigen, las die medizinische Analyse. Er fühlte sich alarmiert. Die Dinge entwickelten sich keinesfalls so, wie er es für angemessen hielt. Geeignete Maßnahmen war notwendig, wenn die Sache nicht aus dem Ruder laufen sollte.
    Er zögerte eine Sekunde. Der Empfang war nicht bedeutungslos, es gab einige wichtige Gäste, die das Ziel von sanftem Networking sein würden, ein Tanz, der notwendig war, um gewisse Entscheidungen in der Akte zu befördern, an denen die Präsidentin ein Interesse hatte. Dennoch schien dies wichtig genug zu sein, um die Routine seiner Wirtin zu unterbrechen und sie auf die neuen Umstände hinzuweisen.
    Er sandte Carol das vereinbarte Signal, ein sanftes, mentales Stubsen, das ihre Aufmerksamkeit erregte, ohne die Konzentration zu stören. Er beobachtete mit Geduld, wie die Präsidentin die Reihe der zu Begrüßenden mit eiserner Disziplin und ewig gleichbleibender Höflichkeit abarbeitete, ehe der Zeremonienmeister das Buffet für eröffnet

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