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Habitat C (German Edition)

Habitat C (German Edition)

Titel: Habitat C (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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los. Er musste sich zwingen, die eigene Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu richten, wenn er nicht völlig die Selbstbeherrschung verlieren wollte.
    Verloren hatten sie insgesamt die Hälfte ihrer Truppe und seine ehemalige Kameradin hatte kurz vor ihrem Tode noch einiges an Verwüstung an den Konsolen und Pulten angerichtet, deren Reparatur Zeit in Anspruch nehmen würde. Verzögerungen gehörten nicht zu den Dingen, die ihre Auftraggeber leichten Herzens akzeptierten, denn wenn es irgendwo stimmte, dann hier: Zeit ist Geld. Speldor hatte beides im Übermaße verschwendet, wenngleich er für alles eine Erklärung anbieten konnte. Eine zweite wesentliche Eigenschaft seiner Herren aber bestand darin, dass sie die Tendenz hatten, Erklärungen lediglich als Ausreden zu begreifen und dabei ein nur wenig rationales Verhalten an den Tag zu legen.
    Speldor nahm es ihnen nicht übel. Er fühlte sich auch nicht sonderlich rational.
    Als die Landekapsel in den Orbit hinaufkletterte, handelte er kurz entschlossen. Als sich die oben postierten Wachen nicht mehr meldeten, ahnte er bereits, was passiert war. Er hatte keine Wahl, auch wenn es schwierig sein würde, eine passende Tarngeschichte zu erfinden, um den Schlamassel im Nachhinein erklären zu können. Dennoch musste dieser ganzen Affäre jetzt unbedingt ein Ende gemacht werden, und dafür gab es nur noch eine Möglichkeit.
    Er hob seinen Kommunikator und nahm Kontakt mit seinem Landeshuttle auf. Er wisperte einige Worte in das Mikrofon und beobachtete dann mit Befriedigung, wie die KI des Shuttles Bereitschaft meldete. Die Maschinen fuhren für einen Alarmstart hoch. Der Shuttle war, wie alle Ausrüstung, die seine Abteilung nutzte, eine Spezialanfertigung, ein hochgezüchtetes Stück Technik und durchaus in der Lage, Dinge selbst zu erledigen, wenn sie einen Anstoß dazu bekam.
    Diesen Anstoß hatte Speldor der Einheit soeben gegeben.
    Er beobachtete schweigend, wie der Shuttle sich nur wenige Minuten nach dem Start der Kapsel in die Höhe schwang. Draußen war es sicher ein großartiges Schauspiel, wenn das Triebwerk, hochgeschaltet bis zur Belastungsgrenze, eine Lohe ionisierter Luft nach sich zog. Hier sah er nur einen Blip auf dem Schirm, der stetig nach oben kletterte und einen Abfangkurs einschlug, direkt auf die Kapsel zu, deren Beschleunigungswerte deutlich unter denen des Shuttles lagen.
    Und die, soweit Speldor informiert war, auch nicht über Waffen verfügte.
    Rogers gesellte sich zu ihm, warf einen Blick auf den Schirm.
    »Dauert keine Minute mehr«, kommentierte er. Speldor nickte. Der Shuttle kletterte mit einer irren Geschwindigkeit in die Höhe. Die Besatzung der Kapsel hatte den Verfolger entweder nicht bemerkt oder …
    »Sie beschleunigen und schlagen einen Haken«, stellte Rogers fest.
    »Sinnlos.«
    In der Tat. Der Shuttle glich jedes Manöver leicht aus, und als beide Fahrzeuge die äußeren Schichten der Atmosphäre erreicht hatten, erhielt Speldor eine Nachricht. Die KI bat um die Freigabe der Armierung. Speldor sandte das entsprechende Signal. Er holte tief Luft. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Die KI agierte zuverlässig, wie es nicht anders zu erwarten war.
    Der Blip der Kapsel auf dem Schirm erlosch keine zehn Sekunden später, vaporisiert durch eine Rakete aus dem Werfer des Shuttles. Die Fähre brach den Anflug sofort ab und begann ihre Rückkehr zur Landestelle.
    Speldor nahm den Orbitalalarm kaum wahr. Er hörte die Anrufe des Habitat-Towers nur mit einem Ohr. Ja, das würde jetzt für Aufregung und Ärger sorgen, ganz mächtig sogar. Er sah schon jetzt, wie sich ein Geschwader Abfangjäger vom Habitat löste und in den Orbit dieser Welt stürzte. Zwei Jäger folgten dem Shuttle sofort in die Atmosphäre, um es aufzubringen. Speldor wusste, dass auch Bodeneinheiten auf dem Weg waren und in diesen Momenten andere Fähren bemannt wurden, um ein Team auf die Oberfläche zu schicken.
    »Sorgen Sie dafür, dass der Shuttle sich selbst vernichtet, Rogers«, murmelte er. »Ich muss hier unten alles abschalten. Wir müssen jetzt mucksmäuschenstill sein, bis sich die Aufregung wieder gelegt hat.«
    »Sofort, Sir.«
    Speldor wandte sich ab. In dem Moment, als seine Konzentration nachließ, stiegen diese Bilder wieder in ihm auf, völlig unkontrollierbar. Er konzentrierte sich.
    Es gab noch etwas zu tun.
    Für Albträume war später noch genug Zeit.

Kapitel 23
     
    Es war immer ein seltsames Gefühl, das eigene Bewusstsein in einen mobilen Avatar

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