Hackenholt 06 - Reichskleinodien
dem Raub zu tun hat.«
Nachdem alle Aufgaben verteilt waren, griff Hackenholt erneut zum Telefonhörer und wählte Theo Winters Handynummer. Der Kollege meldete sich erst nach dem zwölften Klingelzeichen, als Hackenholt schon glaubte, er werde überhaupt nicht mehr rangehen.
»Was gibt’s denn so früh am Morgen?«, fragte er ziemlich verschlafen.
»Theo, es ist fast zehn Uhr!«, begrüßte Hackenholt ihn. Dann berichtete er die knappen Fakten, die ihm bislang bekannt waren. »Wie geht es weiter? Sämtliche Entscheidungen hinsichtlich der Insignie fallen in deinen Zuständigkeitsbereich.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte absolute Stille.
»Theo? Bist du noch dran, oder bist du wieder eingeschlafen?«
»Du willst mich auf den Arm nehmen, nicht wahr?«
»Nein! Es ist mein absoluter Ernst. Natürlich weiß ich noch nicht, ob es sich um das Original oder eine Kopie handelt – aber ich fürchte, das kann ich auch nicht feststellen; dazu mangelt es mir an der nötigen Kenntnis. Ich kann ihn allenfalls mit dem Ausstellungsplakat vergleichen und sagen, ob er genauso aussieht. Was sollen wir also mit ihm machen, wenn er hier ist?«
»Das muss ich auch erst abklären«, murmelte Winter abwesend, dann räusperte er sich. »Ruf sofort das SEK zur Unterstützung. Egal, was mit dem Reichsapfel passieren soll, er muss adäquat bewacht werden, bis wir ihn an ein Museum übergeben. Der Transport dorthin muss natürlich ebenfalls hochprofessionell ablaufen. Aber darüber reden wir, wenn ich mehr weiß. Ich kümmere mich darum. Lass ihn einstweilen nicht aus den Augen und fass ihn auch nicht an. Am besten bleibt er sowieso in der Reisetasche.«
»Theo, das geht nicht. Wir müssen ihn auf Fingerabdrücke untersuchen. Und außerdem sollten wir doch schauen, ob es sich nicht um ein billiges Imitat handelt, bevor du Gott und die Welt verrückt machst.«
»Hm. Gut. Aber geht bloß vorsichtig mit ihm um! Es wäre nicht auszudenken, was passiert, wenn er beschädigt wird, solange er sich in unserem Besitz befindet. Ich melde mich, sobald ich mit den Verantwortlichen in Österreich gesprochen habe.«
Eine halbe Stunde später hörte Hackenholt Schritte auf dem Flur. Eine Gruppe von vier Beamten trat in sein Büro.
»Da wären wir!«, stellte einer der Feuchter Polizisten freudestrahlend fest und stellte die Reisetasche auf dem Schreibtisch ab. »So etwas findet man nicht alle Tage, nicht wahr?«
»Das kannst du laut sagen.« Hackenholt griff zum Telefonhörer und bestellte Mur zu sich.
Sie war es, die schließlich mit behandschuhten Fingern vorsichtig den Reißverschluss der Tasche aufzog und zwischen zwei Paar Jeans und mehreren T-Shirts die nach wie vor in den Pullover gewickelte Reichsinsignie herausholte, vorsichtig auf den Schreibtisch legte und behutsam auspackte.
Hackenholts Augen glitten von dem glänzenden Objekt auf seinem Schreibtisch zu dem Ausstellungsplakat des Museums an der Wand. Mur folgte seinem Blick.
»Soweit ich es erkennen kann, sieht der hier genauso aus wie der auf dem Foto«, stellte sie nach einer Weile fest.
»Das würde ich auch sagen. Auf alle Fälle ist es keine billige Fälschung.« Hackenholt nickte den Kollegen anerkennend zu. »Gute Arbeit!«
»Danke, danke. Wie geht es jetzt weiter?«, fragte der Beamte.
»Wir werden ihn auf Fingerabdrücke kontrollieren, und um alles andere kümmert sich unser Kontaktmann vom LKA . Für euch wäre die Sache damit erledigt. Ich brauche später natürlich noch euren Bericht.«
»Kannst du uns den Empfang quittieren?«
Hackenholt runzelte die Stirn. »Ihr habt doch gar kein Sicherstellungsprotokoll geschrieben, oder? Das tun wir jetzt, während wir die Tasche durchsuchen.«
»Wir wollen die Bestätigung ja auch nicht für die Akte haben, sondern um sie in unserem Zimmer an die Wand zu hängen«, grinste der Polizist.
Nun musste Hackenholt ebenfalls lachen. Was war schon dabei? Schnell setzte er sich an seinen Computer und tippte ein paar Zeilen, in denen er die ordnungsgemäße Übergabe eines circa einundzwanzig Zentimeter großen und möglicherweise aus dem zwölften, dreizehnten Jahrhundert stammenden Reichsapfels bestätigte, der zu den Insignien des Heiligen Römischen Reiches zählte. Nachdem er das Blatt ausgedruckt hatte, setzte er seinen Stempel darunter und unterschrieb.
»Geht das so in Ordnung?«
Der Fahnder strahlte. »Genau so habe ich es mir vorgestellt. Und falls ihr das Plakat mal nicht mehr braucht, seid so gut und schickt es
Weitere Kostenlose Bücher