Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
Apfel drauffallen kann. Wir gehen kein Risiko ein.« Irritiert fragte sich Hackenholt, warum er auf einmal so übervorsichtig geworden war; wahrscheinlich hatte Winters Getue auf ihn abgefärbt.
    Nachdem die Insignie des Heiligen Römischen Reiches in den Putzraum gebracht worden war, kam Wünnenberg zu Hackenholt ins Büro zurück.
    »Was ist eigentlich mit dem Fahrer passiert? Diesem Luigi Di Natale?«, fragte der Hauptkommissar gähnend. »Der müsste doch schon längst hier sein.«
    »Er sitzt unten in der Haftanstalt. Die Kollegen wollten ihn nicht heraufbringen, solange sich der Reichsapfel bei uns befindet.«
    »Fort Knox ist eine offene Schatulle im Gegensatz zu unserer Festung.« Hackenholt grinste. »Sollen wir dann mal zu dem Kerl runtergehen?«
    »Hast du einen Dolmetscher verständigt?«
    »Wieso?«
    »Er spricht angeblich kein Wort Deutsch – zumindest haben das die Kollegen behauptet. Und nachdem es eine Haftsache ist, sind wir auf der sicheren Seite, wenn wir einen Muttersprachler hinzuziehen.«
    Hackenholt holte sich die Dolmetscherliste auf den Bildschirm und rief den Erstbesten an. Der Mann versprach, sich sofort auf den Weg zu machen.
    Während die beiden Beamten warteten, hörten sie plötzlich Baumanns empörte Stimme auf dem Flur: »Lou mi nei, iech ärwer då! Un des is der Oberschdådsanwald, der kummd aa mid.« 57
    Kurz darauf traten Baumann, Stellfeldt und Dr. Holm in Hackenholts Büro. Der Hauptkommissar gab eine knappe Zusammenfassung und hielt alle drei davon ab, in den Putzraum zu laufen, um sich den Reichsapfel aus unmittelbarer Nähe anzusehen.
    Dr. Holm nickte die Übergabe an die Wiener ab. Keinesfalls wollte er die Verantwortung für eine Lagerung der Insignie in einer Asservatenkammer übernehmen. Wozu auch: Spuren, die deutsche Behörden an dem Apfel sichern konnten, hatte Christine Mur erhoben. Für die ordnungsgemäße Durchführung eines Gerichtsverfahrens war die Vorlage des Kunstobjekts in dem Fall nicht verhältnismäßig, sodass darauf verzichtet werden konnte. Daher tippte Hackenholt zum zweiten Mal an diesem Tag eine Quittung, welche die Übergabe des Reichsapfels bestätigte – diesmal aus den Händen der Nürnberger Kriminalpolizei an die Regierung von Österreich.
    Währenddessen berichteten Baumann und Stellfeldt vom Verlauf der Haftvorführung. Erstere beschrieb anschaulich, wie Giulietta Veccio versucht hatte, dem Richter schöne Augen zu machen und sich wahlweise als die Unschuld vom Lande und das kleine Dummchen darstellte, dem ein bedauerliches Missgeschick passiert war. Wie schon am Vortag verweigerte sie zwar nicht die Aussage, erzählte aber so viel Blödsinn und Ungereimtheiten, dass ihr dies keine Pluspunkte einbrachte, sondern lediglich das eine oder andere Kopfschütteln hervorrief.
    Stellfeldt gab immer wieder mal eine Kostprobe zum Besten: So antwortete Giulietta Veccio beispielsweise auf die Frage, wie sie es sich erklärte, dass ihre Fingerabdrücke auf dem Gürtel des Toten gefunden worden waren, Felix Kurz müsse ihn in einem Laden gekauft haben, in dem sie kurz zuvor ebenfalls gewesen sei und ihn anprobiert habe.
    Plötzlich stürmte Christine Mur ins Zimmer. In der Hand hielt sie einige Ausdrucke, mit denen sie Hackenholt vor der Nase herumwedelte. Sie hatte zwischenzeitlich nicht nur die am Reichsapfel gesicherten Fingerabdrücke eingescannt, sondern auch Luigi Di Natale erkennungsdienstlich behandelt. Ein Abgleich der Spuren ergab, dass der junge Sizilianer sowohl den Reichsapfel angefasst als auch am Überfall auf Sascha Förster und Thorsten Graef teilgenommen hatte. Seine Abdrücke waren auf der Patronenhülse, die zu dem Projektil gehörte, mit dem Sascha Förster erschossen worden war.
    »Haben Sie einen direkten Kontakt zu den Kollegen in Sizilien?« Dr. Holm schaute fragend in die Runde.
    Hackenholt schüttelte bedauernd den Kopf. »Das können wir leider nicht auf dem kleinen Dienstweg erledigen.«
    Er hatte gleich am Vormittag in ihrer internen Kartei nachgesehen, ob es einen Polizisten in Italien gab, der für sie herausfinden konnte, ob Luigi Di Natale zuvor schon negativ in Erscheinung getreten und den italienischen Behörden ein Begriff war.
    Da es niemand gab, sandte Hackenholt stehenden Fußes ein offizielles Ersuchen an die Kollegen vom LKA , mit der Bitte um dringende Weiterleitung an die zuständigen Behörden. Dennoch konnte er froh sein, wenn er innerhalb eines Monats eine Antwort erhielt. Über das polizeiliche

Weitere Kostenlose Bücher