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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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für den Transport des Reichsapfels beworben hat?«
    Demonstrativ drehte sie den Kopf zum Fenster. Ihre Unterlippe zitterte.
    »Wenn der Richter die besondere Schwere der Schuld feststellt, kommen Sie keinen Tag früher raus. Fünfundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, Frau Veccio. Dann sind Sie fast fünfzig.«
    »Ich habe Sascha vor gut zwei Jahren kennengelernt, als er alle zwei, drei Wochen mit einem Freund zu uns in die Pizzeria kam«, begann sie schließlich widerwillig. »Wir haben viel miteinander gelacht und Spaß gehabt, und irgendwann hat er mich zum Eisessen eingeladen. Meine Eltern sahen es nicht sonderlich gern, weil er so viel älter war als ich. Also habe ich es ihnen irgendwann nicht mehr erzählt.
    Als es in unserem Restaurant wegen der Krise nicht mehr so gut lief und mein Vater Geldsorgen hatte, schlug Sascha mir vor, bei ihm in der Firma zu arbeiten. Ich sollte den Bürojob richtig gut lernen, damit wir zusammen etwas Eigenes aufziehen könnten.«
    »Wussten Sie, dass Herr Förster verheiratet war?«
    »Ja, aber er und seine Frau hatten sich schon lange auseinandergelebt. Er ließ sich nur nicht scheiden, weil er sonst seinen Job verloren hätte – und die Putzfrau, die für ihn gekocht und seine Wäsche gemacht hat.« Giulietta Veccios Stimme klang abfällig. »Wir wollten warten, bis ich mit meiner Ausbildung fertig bin. Aber irgendwie hat es mir in der Firma nur Spaß gemacht, wenn er da war. Die restliche Zeit mit seiner Frau habe ich kaum aushalten können. Er wusste das und hat versprochen, sich etwas einfallen zu lassen. Zuerst hat er versucht, seinen Schwiegervater zu überreden, das Büro ein bisschen freundlicher zu gestalten. Er wollte bunt tünchen und neue Möbel kaufen, aber der Alte hat überhaupt nicht auf ihn gehört. Er hat ihm sogar gedroht, dass er rausfliegt, wenn er nicht endlich die Finger von mir lässt. Irgendeiner der Fahrer muss etwas spitzgekriegt und dem Chef gesteckt haben.«
    Hackenholt wagte nicht, die junge Frau zu unterbrechen. Jetzt, wo sie endlich ins Erzählen gekommen war, musste er sie reden lassen. Seine Fragen konnte er später stellen.
    »Eines Tages kam Sascha kurz vor Feierabend in die Firma und hat mir gesagt, er hätte einen richtig fetten Fisch an der Angel. Wenn er den Auftrag bekäme, könnte sich der Alte nicht mehr weigern, dann müsste er auf ihn hören und in die Firma investieren. Er ist dann auch gleich hinter ins Büro. Ich habe durch die offene Tür zugehört.
    Sascha hat ihm vorgeschlagen, in den Bereich Werttransporte zu expandieren. Dort wären die Gewinnspannen viel größer. Aber der Alte wollte nichts davon hören. Er hat behauptet, die Firma hätte kein Geld für solchen Schnickschnack und neue Autos würden sich nicht rentieren. Dabei sitzt der alte Sack nur so auf seinem Geld und will nichts herausrücken. Das wusste jeder in der Firma.
    Uns ließ er zum Hungerlohn schuften, und selbst hat er alles einkassiert. Und als es dann nicht mehr so gut lief, hat er die Leute dazu gebracht zu gehen, anstatt von seinem Geld, das eigentlich der Firma gehört, wieder etwas dazuzuschustern, damit wir modernisieren konnten.
    Sascha war jedenfalls stinksauer, nachdem er mit ihm gesprochen hatte. Er war sogar so weit, zu kündigen und sich woanders eine Anstellung zu suchen, nur um nicht mehr seinen Schikanen ausgesetzt zu sein.«
    »Wie ist Herr Förster konkret an den Auftrag für den Werttransport gekommen?«, versuchte Hackenholt sie behutsam auf das eigentliche Thema zurückzuführen.
    »Das habe ich ihn gefragt, als wir uns das nächste Mal bei mir trafen. Ich wollte wissen, um welchen Auftrag es ging, und warum wir ihn nicht ohne den Alten durchziehen konnten.
    Daraufhin hat mir Sascha anvertraut, dass er einen ehemaligen Klassenkameraden getroffen hatte, der sich mit einer Sicherheitsfirma selbstständig gemacht hat. Der hat ihm von seiner Arbeit erzählt – davon, dass er bald eins von den Ausstellungsstücken aus dem Museum zurück nach Wien transportieren würde und wie viel er damit auf einen Schlag verdient.
    Stundenlang haben Sascha und ich überlegt, wie wir es allein hinbekommen könnten. Post und Telefonate konnte ich abfangen, weil ich ja den ganzen Tag im Büro saß. Seine Frau war sich nämlich zu fein für solch niederen Arbeiten.
    Also hat Sascha am darauffolgenden Donnerstag, als seine Tussi mal wieder beim Sport war, beim Museum angerufen und gefragt, wie man sich um einen der Transporte bewirbt. Er wurde zweimal

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