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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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ab.«
    Als sie das Zimmer des Seniorchefs betraten, hatte Hackenholt den Eindruck, als wäre der kleine Mann über Nacht um viele Jahre gealtert. Die geröteten Augen lagen eingesunken in ihren Höhlen, die weißen Haare standen ihm ungekämmt vom Kopf ab. Er erhob sich bei ihrem Eintreten nicht aus seinem Sessel, fast sah es so aus, als hätte er schlicht und ergreifend keine Kraft mehr dazu. Auch seine Stimme hatte nichts Herrisches mehr an sich.
    »Sie sind gekommen, um mich zu holen, nicht wahr? Tja, das stand zu erwarten. Bringen Sie mich direkt ins Zuchthaus?«
    »Rede keinen solchen Quatsch, Vater«, fuhr ihn die Tochter an.
    Hackenholt bemerkte überrascht, wie sich das Verhältnis seit ihrem gestrigen Besuch umgekehrt zu haben schien.
    »Es ist meine Firma. Ich trage die Verantwortung«, widersprach er mehr der Form halber.
    »Wofür sind Sie verantwortlich?«, hakte Hackenholt nach, bevor sich die Tochter erneut einmischen konnte.
    »Für alles.«
    »Wenn jemand dafür verantwortlich ist, dann Sascha. Er hat den Auftrag akquiriert.«
    »Das ist ein wunderbares Stichwort. Lassen Sie uns an dem Punkt ansetzen: Wie kam es, dass das Museum ausgerechnet Ihre Firma mit der Rückführung des Reichsapfels betraute? Soweit wir wissen, war es Ihre erste Zusammenarbeit.«
    »Und es wird auch unsere letzte sein. Wir können dichtmachen«, murmelte der Alte.
    »Vater, ich habe dir schon mehrfach gesagt, dass wir uns nichts haben zuschulden kommen lassen. Man kann keinerlei Regressansprüche gegen uns stellen.«
    »Ganz so einfach dürfte die Sache nicht sein.« Hackenholt legte die Kopie der Versicherungspolice auf den Schreibtisch. Sekundenbruchteile später hellte sich das Gesicht des Alten schlagartig auf.
    »Sascha hat den Transport ordnungsgemäß angemeldet?«, fragte er ungläubig.
    »Wir würden gerne das Original sehen.« Hackenholt bemühte sich um eine neutrale Stimme.
    »Schnell, Sabine.« Dippold blickte hoffnungsvoll auf. »Geh in der Ablage suchen.«
    Die Tochter warf einen überraschten Blick auf die Kopie. »Den Schein sehe ich gerade zum ersten Mal.« Dennoch drehte sie sich um und ging nach vorn. Wünnenberg folgte ihr.
    »Herr Dippold, lassen Sie uns noch einmal darauf zurückkommen, wie das mit dem Auftrag gelaufen ist. Wie kam Ihr Unternehmen dazu, sich um einen Werttransport zu bewerben?«
    »Das haben wir nicht. Sascha kam eines Tages zu mir ins Büro und sagte, dass er am 27. Juni, also gestern, den Audi für einen Transport bräuchte. Als ich wissen wollte, worum es geht, antwortete er, ein Bekannter hätte ihn gefragt, ob er einen lukrativen Auftrag übernehmen möchte. Mehr hat er erst einmal nicht preisgegeben.« Der Alte senkte den Blick. »Wissen Sie, es ist so: Sascha versuchte immer, mir zu imponieren. Er wollte zusammen mit meiner Tochter die Firma übernehmen. Aber was soll ich auf dem Altenteil? Außerdem: Was wäre passiert, wenn sie sich getrennt hätten? Dann hätte er am Ende meine Firma bekommen.« Dippold schüttelte den Kopf. »Sabine übernimmt die Firma, nachdem man mich hier in einer Kiste mit den Füßen voran rausgetragen hat.«
    »Sie haben also keinen Vertrag mit dem Museum unterzeichnet, Herr Dippold?«
    »Nein. Sascha hat uns ja erst am Tag vor der Fahrt darüber in Kenntnis gesetzt, was genau er vorhatte. Wir haben vom Museum auch überhaupt keine Unterlagen erhalten. Das hat mich sehr irritiert. Normalerweise bekommt man immer einen Frachtbrief. Und wenn die Ladung ins Ausland gehen soll, fallen stets zusätzliche Dokumente an. Ich wollte deshalb im Museum anrufen, aber Sascha sagte, dass alles geklärt wäre und die Papiere bei der Abholung übergeben werden. Ich soll mich heraushalten, weil ich sonst nur alles verderben würde. Also habe ich nichts unternommen.«
    Hackenholt legte die Kopie des Vertrags vor Dippold auf den Tisch.
    »Was ist das?«, fragte der Alte und beugte sich darüber. Trotz Brille schien er nicht mehr gut zu sehen.
    »Das sind die Vertragsunterlagen, die das Museum Ihrer Firma zusandte und die Sie unterschrieben haben.«
    »Was hat mein Vater unterschrieben?«, fragte die Tochter, die in dem Moment, gefolgt von Wünnenberg, zurück ins Zimmer kam.
    »Gar nichts!« Der Alte schlug mit seiner fragilen Faust auf den Tisch. »Die sehe ich heute zum ersten Mal. Merkst du langsam, was dein prächtiger Sascha hinter unserem Rücken getrieben hat?«
    »Vater, bitte! Wir sind nicht allein!«
    Hackenholt sah Wünnenberg fragend an.
    »Weit und breit

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