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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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…«
    Hackenholt drehte sich um und drückte die Wahlwiederholung. Diesmal war Zögners Anschluss frei, und der Schweinfurter Hauptkommissar nahm postwendend ab. Allerdings gab es keine guten Neuigkeiten. Vom Zoll war inzwischen zweifelsfrei festgestellt worden, dass am vergangenen Donnerstag kein Team auf der A7 in dem fraglichen Abschnitt unterwegs war und Kontrollen durchgeführt hatte. Und da das auch für sämtliche Polizeidienststellen zutraf, ließ dies nur eine einzige Schlussfolgerung zu: Es musste sich um falsche Polizeibeamte gehandelt haben.
    Darüber hinaus meldeten sich drei Verkehrsteilnehmer, die beobachtet hatten, wie Felix Kurz’ Transporter von der Polizei angehalten wurde. Ein Pendler sagte aus, der Beifahrer in dem schwarzen Zivilfahrzeug habe mit Hilfe einer Kelle den Sprinter aus dem Verkehr gewinkt. Ein Lastwagenfahrer sah zwei Polizeibeamte und einen Mann am Heck des Sprinters stehen, während ihre junge, hübsche Kollegin beim Polizeifahrzeug wartete. Und ein Auto voller Studenten war sich sicher, es wären Bullen gewesen, die den Ärmsten aus dem Verkehr zogen. Auf den reflektierenden Westen stand keinesfalls Zoll; die jungen Leute überlegten nämlich noch, ob sie dem jungen Mann beistehen sollten, da er allein schon zahlenmäßig der Staatsmacht unterlegen war. Und es war ja bekannt, wie schikanös die Bullen mit dem gemeinen Bürger umsprängen.
    Woher die als Polizisten verkleideten Täter die Uniformen hatten, beziehungsweise ob es sich dabei überhaupt um echte Dienstkleidung handelte, ließ sich wohl erst herausfinden, wenn das Trio gefasst wurde.
    Bedauerlicherweise hatten die Schweinfurter Kollegen keine brauchbaren Hinweise hinsichtlich der veröffentlichten Überwachungskamerabilder erhalten. Die Sonnenbrille der Frau, die das Geld abhob, wurde genauso wie das Tuch und die restliche identifizierbare Oberbekleidung zu Tausenden hergestellt, sodass sich der Kauf nicht zurückverfolgen ließ.
    Da sich die Bevölkerung bislang mit Tipps zu den Bildern sehr zurückhielt, beschloss Zögner, es in den sozialen Netzwerken zu versuchen. Warum sollten nur die norddeutschen Polizeibehörden Facebook zu Fahndungszwecken nutzen? Die Täter waren jung, Facebook war international, und einen erfolgversprechenden anderen Ansatz gab es nicht, also sollten zwei Fotos über die Pressestelle seines Präsidiums eingestellt werden.
    Als sich Hackenholt wieder Wünnenberg zudrehte, stand der wie versteinert neben seiner Kaffeemaschine. In der Hand hielt er einen Geldschein.
    »Ist dir die heilige Kaffeebohne erschienen, Ralph, oder was ist los?«
    »Theo hat mir fünfzig Euro für unsere Kaffeekasse gegeben.«
    »Das ist sehr großzügig.«
    »Er hat gesagt, in München vertrinkt er manchmal zehn Euro am Tag.«
    »Du weißt doch: In der Landeshauptstadt ist alles doppelt so teuer.«
    »Schon, aber …«
    »Wahrscheinlich besorgen sie den Kaffee immer bei Dallmayr.«
    »Nein, sie haben doch dieses moderne Teil mit den Alukapseln.« Wünnenberg hielt inne. »Meinst du, die sind wirklich so teuer?«
    »Ralph, bei aller Kaffeeliebe, können wir jetzt weiterarbeiten? Ich möchte heute nämlich noch nach Hause gehen.« Im selben Augenblick fiel Hackenholt ein, dass er Winter versprochen hatte, den Abend mit ihm zu verbringen.
    Sophie hatte sich ein buntes Sightseeing-Programm überlegt. Nachdem Hackenholt ihr lediglich erzählt hatte, ein Münchner Beamter sei für ein paar Tage in Nürnberg, und sie müssten ihn unterhalten, setzte sie sich hin und arbeitete einen langen Rundgang durch die Altstadt aus.
    Wenn sich schon mal ein Bayer nach jenseits des Weißwurstäquators verirrte, wollte sie die Chance nicht verstreichen lassen, ihm eine gehörige Portion fränkischer Kultur aufs Auge zu drücken. Daher schickte sie Hackenholt eine SMS , in der sie ihm mitteilte, sie werde ihn und den Kollegen vor dem Polizeipräsidium treffen. Und dort begann schließlich auch ihre Route.
    Sophie dozierte über Sankt Elisabeth und den Deutschen Orden, über die gegenüberliegende Jakobskirche, die eine Station des fränkischen Jakobswegs bildete, führte am Weißen Turm und dem in ihren Augen scheußlichsten aller jemals gebauten Brunnen, dem Ehekarussell, vorbei zum Nürnberger Staatsmuseum und dem menschenleeren Platz vor dem Neuen Museum. Im Handwerkerhof am Königstor war es dafür umso voller, sodass sie schnell weiter zur Lorenzkirche und dem Nassauer Haus gingen.
    Je länger die Tour dauerte, desto mehr kam Sophie

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