Hackschnitzel
leisten?‹
Nachdenklich betrachtete der Kommissar das Titelbild und versuchte, Klarheit in seine Erinnerungen zu bekommen. ›Doch‹, nickte er und wurde sich immer sicherer.
Er dachte zurück an die Lammstraße, durch die er vorhin gegangen war, an das Technische Rathaus, vor dem er gestanden und zu den erleuchteten Fenstern hochgeschaut hatte und dann an den auffällig roten Sportwagen, dem er an der Ampel in Bruchsal heute Nachmittag nachgeblickt hatte.
Lindt wollte Gewissheit.
Schnell legte er das Buch zurück, ging nach draußen, bog in die nächste Seitenstraße ein und suchte einen Platz, wo er ungestört telefonieren konnte.
»Bitte, eine Liste von allen roten Porsche Neunhundertelf im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, auch Ettlingen und Bruchsal. Wie lange wird das dauern?«
Der Kommissar war zufrieden. Die Kollegen würden sich sofort um seinen Wunsch kümmern.
Die Kälte brachte ihn dazu, ziemlich zügig zu gehen. Eine knappe Viertelstunde brauchte er zu Fuß zurück ins Präsidium. Beide Büros waren leer und dunkel. Paul und Jan hatten also rechtzeitig Feierabend gemacht.
Ohne die Jacke auszuziehen, schaltete er den Rechner an und wartete ungeduldig, bis die Anzeige über neue E-Mails erschien.
Tatsächlich, die angeforderte Liste war schon da.
Lindt scrollte durch die Tabelle, fand aber nicht sofort, worauf er es abgesehen hatte.
Der Nachname, den er suchte, tauchte zwar auf, aber nur mit weiblichem Vornamen. Nein, ›Claudia‹ passte nicht.
Oder war das vielleicht?
Schnell glich er die Adresse noch mit der Einwohner-Datenbank ab. Tatsächlich, ›Hans-Peter‹ fand sich unter derselben Anschrift.
Seine Vermutung stimmte, der gesuchte Wagen war auf die Ehefrau zugelassen.
8
Schon um halb sechs am kommenden Morgen bezog ein dunkelroter Citroen XM-Kombi Stellung in einem der nobleren Wohnviertel von Bruchsal.
Winterzeit, alles lag noch in tiefer Dunkelheit. Das bleiche Licht der Straßenlampen im Falkenweg erhellte die Umgebung nur dürftig. Der Schatten einer vorspringenden Mauer verbarg den Großteil des Wagens.
Oskar Lindt, hellwach, überraschend gut gelaunt, blies feine Rauchfäden aus seiner ersten Morgenpfeife, hörte leise die Musik von SWR 4-Morgenradio und ließ eine bestimmte Garagenausfahrt, dreißig Meter voraus, nicht aus den Augen.
Das Warten lohnte sich schon nach einer Dreiviertelstunde. Der charakteristische Klang des luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotors drang klar und deutlich durch die kalte Winterluft und schon stieß ein roter Porsche in der klassischen 91 1- er Form rückwärts aus der Einfahrt.
Der Kommissar hatte seinen Standplatz so gewählt, dass der Wagen an ihm vorbeifahren musste. Problemlos und ohne selbst gesehen zu werden, erkannte er den Fahrer.
Seine Vermutung hatte sich voll bestätigt.
Schnell startete auch er seinen Wagen und folgte dem Porsche in unverdächtigem Abstand.
Im Stadtverkehr hatte er keine Probleme, dranzubleiben, aber auf der Autobahn brach der Sichtkontakt ab. Er drückte das Gaspedal seines Dienstwagens voll durch.
Rasante Fahrten waren eigentlich gar nicht Lindts Sache, aber wenn es sein musste ...
Frei, die linke Spur, und trocken die Fahrbahn, trotz der Jahreszeit. Die Tachoanzeige kletterte sogar über die Zweihunderter-Marke.
Er hatte Glück. Kurz vor der Abfahrt Durlach, im Baustellenbereich, näherte sich der Kommissar den Rücklichtern eines Porsches. War es der Richtige?
Doch, rot glaubte er zu erkennen und an der ersten Ampel nach der Ausfahrt bestätigte sich die Beobachtung. Nur noch drei Autos trennten den flachen Flitzer von dem keilförmig zulaufenden, französischen Kombi.
Wie war der Titel des Bildbandes gestern Abend in der Buchhandlung noch gewesen? Richtig, ›Faszination Sportwagen‹! Vielleicht war das auch eine Art von Sucht, der Kick am Morgen, ein paar Minuten im Tiefflug auf der Dreispurigen bis zur nächsten Ausfahrt?
Lindt lächelte vor sich hin. ›Im Stadtverkehr sind dann wieder alle gleich schnell.‹
Doch halt, wo wollte der Verfolgte denn hin? Das war jedenfalls nicht die Richtung zur Innenstadt.
Nach ein paar Mal Abbiegen stoppte der Neunelfer auf dem P+R-Parkplatz an der Untermühlstraße. Der Kommissar tat es ihm gleich und stellte den Citroen weiter hinten in die andere Parkreihe. Mit dem hochgeschlagenen Jackenkragen versuchte er sein Gesicht zu verdecken so gut es ging und folgte in einigem Abstand in die Unterführung und dann die Treppen hoch bis zur Haltestelle. Ein
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