Hades - Die Welt der Verbannten
Sträflingen.«
»In welchem?«
»Ihnen fehlt eine gewisse Positronenfolie im linken Oberarm, meine Liebe. Wenn sie unter das Prüfgerät geraten, hat man sie.«
»Willst du damit sagen …?«
»Ja, das will ich. Die ehemalige Besatzung hat nach reiflicher Überlegung, die einem kurzen Kampf folgte, den Entschluß gefaßt, ihren Posten aufzugeben und den Rest ihres Lebens auf Hades zu verbringen – so wenigstens sieht es im Augenblick aus. Ein wenig verwirrend, nicht wahr?«
»Das ist Meuterei, Rog!«
»Wenn es nichts Schlimmeres ist, Kim. Komm, gehen wir nach oben.«
Auch im Hauptraum der Station war es dunkel. Die Stromversorgung schien gänzlich ausgefallen zu sein. Oder hatte man sie nur unterbrochen …?
Carter betrachtete die dunklen Bildschirme und Kontrolltafeln. Er hatte heimlich befürchtet, einige Leichen vorzufinden, und war erleichtert, als er keine Spur der ehemaligen Besatzung entdeckte. Aber seine Erleichterung war nicht hundertprozentig.
Was bahnte sich auf Hades an?
Wo waren die Männer geblieben, deren Aufgabe es war, die Entwicklung auf Hades zu überwachen? Waren sie zur Erde zurückgekehrt, oder lebten sie noch auf Hades?
Wieviel wußte Ron Barker eigentlich?
»Warte hier«, sagte Carter und stieg die Leiter wieder hinab. »Ich bin gleich zurück.«
Ehe Kim ihre Bedenken äußern konnte, war er verschwunden. Sie versuchte erst gar nicht, ihm zu folgen, außerdem gab der Besitz des Revolvers ihr genügend Mut, allein zurückzubleiben. Allerdings hatte Carter die Lampe mitgenommen, und Kim stand im Dunkeln.
Als das Licht in der Zentralkuppel aufflammte, erschrak Kim fast zu Tode, aber dann begriff sie, warum Carter nach unten gestiegen war. Er hatte den Hauptschalter der Energiezuleitung gesucht und auch gefunden. Was er damit bezweckte, war ihr noch unklar. Jedenfalls war es nun nicht mehr dunkel.
Carter kam zurück. Er schob die Lampe in die Tasche.
»Wollen doch mal sehen, ob die Nachrichtenverbindung klappt«, sagte er und machte sich an den Kontrollen zu schaffen. »Wenn wir nur auf Empfang gehen, kann nichts passieren.« Er drückte auf einige Knöpfe, aber nichts geschah. »Vielleicht muß man ein Erkennungssignal senden …? Ich weiß nicht, ob ich das Risiko eingehen soll.«
»Laß es lieber, Rog. Wir haben doch genug gesehen. Warum verschwinden wir nicht, solange noch Zeit ist. Mir ist das alles unheimlich. Ich verstehe es nicht.«
»Ich verstehe es auch nicht, aber ich habe es erwartet. Woher sollten Palattis Freunde sonst die Waffen haben? Sie stammen aus dem Arsenal der Wachstation. Vielleicht gibt es auf ganz Hades keine einzige besetzte Station mehr. Aber warum, Kim, warum?«
Sie zuckte hilflos mit den Schultern.
Er schaltete die Empfangsanlage wieder ab, stieg mit Kim in den oberen Keller hinab und unterbrach die Energiezufuhr. Sofort erlosch wieder das Licht. Auf dem gleichen Weg, auf dem sie in die innere Station eingedrungen waren, gelangten sie wieder auf den oberen Außenkorridor und schließlich zum Eingang.
Carter atmete erleichtert auf, als er das Tageslicht erblickte.
»Für heute reicht es mir, Kim. Aber ich glaube, unser Ausflug hat sich gelohnt. Wenn ich nur wüßte, wieviel dieser Gorm weiß. Jedenfalls dürfte eines sicher sein: Auf der Erde weiß kein Mensch mehr, was auf Hades geschieht. Die Verbindungen sind abgebrochen, und niemand hat sich bis heute bemüht, sie wieder herzustellen.«
Diesmal spazierten sie über das freie Feld, ohne auf Deckung zu achten. Sie fanden ihren Wagen unangetastet in seinem Versteck, stiegen ein und wendeten. Bevor sie auf die Hauptstraße kamen, hielt Carter an und ging vor. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß weit und breit nichts zu sehen war, winkte er Kim zu. Sie kam mit dem Wagen nach.
Als hätten sie nur einen harmlosen Ausflug gemacht, kehrten sie nach Hades-City zurück.
Die Wachen vor der Stadt waren verstärkt worden. Carter wurde dreimal angehalten, und dreimal wirkte auch der Sonderausweis Gorms. Beim viertenmal allerdings ging etwas schief.
Es war eine kleinere Streife, die nur aus drei Mann bestand. Sie trugen Polizeiuniform, aber die Gesichter paßten nicht so recht zu ihrem Beruf. Es waren Gesichter, wie Palatti eins hatte. Und als sie den Namen Carters auf dem Ausweis lasen, zuckten ihre Hände unwillkürlich zu den Waffen.
Carter, vorgewarnt, war diesmal schneller.
»Weiterfahren«, raunte er Kim zu, die das letzte Stück am Steuer gesessen hatte. »Zum Hotel, aber schnell!«
Er
Weitere Kostenlose Bücher