Hades - Die Welt der Verbannten
verrückt geworden.«
»Wir haben uns eine Menge Arbeit gespart. Gehen wir weiter.«
Carter nahm nun keine besondere Rücksicht mehr auf seine Deckung. Er war sich seiner Sache durchaus noch nicht sicher, denn auf der anderen Seite bestand auch die Möglichkeit, daß man sie längst entdeckt hatte und einfach herankommen lassen wollte. In dem Fall war es besser, kein Versteck mehr zu spielen. Die anderen waren genauso neugierig wie er.
Eine Viertelstunde später standen sie vor der Kuppel.
Carter betrachtete sie mit gemischten Gefühlen. Jeden Augenblick konnte sich irgendwo ein Schlitz öffnen und der Lauf eines Geschützes herauskommen. Es würde sich auf sie richten, und dann …
Aber es geschah nichts. Alles blieb unverändert. In einem kleinen Baum zwitscherte ein Vogel, und Carter fiel zum erstenmal seit seinem Aufenthalt auf Hades auf, daß es hier Vögel gab.
»Es ist niemand mehr da«, sagte er und zog sie mit sich. »Hoffentlich finden wir den Eingang.«
Sie gingen rund um die Kuppel herum und ignorierten den regelmäßig wiederkehrenden Spion, der über ihnen seine Runden flog.
Die schwere Panzertür war nur angelehnt. Das positronische Schloß war zerstört worden. Die Spuren der Schmelzstrahlen waren noch deutlich zu erkennen.
Carter öffnete die Tür weit, denn im Innern der Station war es dunkel. Er suchte in seinen Taschen und zog die kleine Lampe heraus, die er vorsichtshalber mitgenommen hatte. In der anderen Hand hielt er den schweren Revolver. Aber er glaubte nicht daran, daß er ihn noch brauchte.
Der äußere Ringkorridor war leer. In regelmäßigen Abständen verrieten Bodenplatten vier versenkte Geschütze, mit denen man das Gelände rings um die Station in jedem Winkel erreichen konnte. Die Kontrollen mußten sich in der eigentlichen Station befinden.
Ihre Schritte hallten von den Wänden zurück, und Kim erschauerte. »Ich friere«, sagte sie. »Findest du nicht, daß es hier kalt ist?«
»Es kommt dir nur so vor«, tröstete er sie. »Wir müssen die Tür zur inneren Station finden. Irgendwo muß sie ja sein.«
Aber sie fanden sie nicht. Sie mußte so in der inneren Wand eingelassen sein, daß es keine sichtbaren Fugen gab. Und allem Anschein nach war sie bei dem Angriff nicht beschädigt worden. Hatte die Besatzung freiwillig aufgegeben?
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Carter und blieb an einem der versenkbaren Geschützstände stehen. »Wir müssen zuerst nach unten eindringen und vom Keller her versuchen, in die Kontrollstation zu gelangen. Ich weiß, daß es möglich ist.«
Er verriet nicht, woher er das wußte, aber Kim würde es noch früh genug erfahren. Er verriet aber auch nicht, daß ihm sein ganzes Wissen nichts mehr nützen würde, wenn alle anderen Wachstationen ebenfalls nicht mehr existierten. Dann war sein Auftrag erledigt.
Er allerdings auch.
Er bückte sich und tastete die Bodenplatte ab. Hier war die Fuge deutlich zu erkennen. Carter suchte nach dem geheimen Notmechanismus, der dann ausgelöst werden konnte, wenn die Hauptkontrollen ausfielen. Und er fand ihn.
Wie von Geisterhand aus der Versenkung gehoben, stieg das Strahlgeschütz aus dem Boden empor. Automatisch schoben sich die Panzerblenden zur Seite, dann schwenkte der Lauf durch den entstandenen Spalt und richtete sich auf das Gelände außerhalb der Station.
»Wenn noch genügend Energie vorhanden wäre, könnten wir uns jetzt hinreichend verteidigen«, murmelte Carter und bückte sich. »Hier kommen wir gut durch. Willst du lieber hier warten, Kim?«
»Ich sagte dir schon einmal, daß ich nicht allein bleiben will.«
Er zwängte sich zwischen Geschützsockel und Boden durch und reichte Kim die Hand.
»Sei vorsichtig, es ist sehr eng. Ich weiß noch nicht, wie tief es ist. Moment.« Er leuchtete nach unten. »Drei Meter. Das geht ja noch.«
Die drei anderen Strahlgeschütze standen an ihren gewohnten Plätzen. Rings an den Wänden waren Kontrollgeräte und Bildschirme. In der Mitte des Raumes führte ein Antigravlift weiter in die Tiefe. Also gab es mehrere Stockwerke. Wahrscheinlich enthielten die unteren Räume die Unterkünfte für die Besatzung und die Vorratslager.
Eine ganz normale Leiter führte nach oben in die Kontrollstation.
»Ich verstehe nicht, Rog, wo die Leute geblieben sind. Sie können nicht einfach verschwunden sein!«
»Verschwunden sind sie auch nicht, Kim. Sie leben noch. Allerdings unterscheiden sie sich in einem Punkt von den normalen
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