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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Armmuskeln waren nicht einmal angespannt. Das Auto landete so sanft, dass Xavier nicht einmal in seinem Sitz herumgerüttelt wurde. Ivys und Gabriels Flügel, die rhythmisch geschlagen hatten, um sie in der Luft zu halten, falteten sich mit einem Ruck zusammen, als ihre Füße den Boden berührten.
    Sofort öffnete Xavier die Tür und sprang hinaus. Aufatmend lehnte er sich an die Motorhaube.
    «Ich glaub’s einfach nicht», murmelte er.
    «Wir auch nicht», sagte Ivy finster. «Was hast du dir dabei gedacht?»
    «Wie bitte?» Xavier sah sie überrascht an. «Glaubst du etwa, ich habe das absichtlich gemacht?»
    Gabriel starrte ihn mit durchdringendem Blick an. «Autos fahren nicht von selbst die Klippen hinunter.»
    «Mein Gott!» Xavier warf die Hände in die Luft. «Jake hat das Auto gesteuert. Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich?»
    «Du hast ihn gesehen?» Ivy riss die Augen auf. «Wir haben seine Gegenwart gespürt, aber hätten nicht gedacht, dass er die Dreistigkeit hat, sich zu zeigen.»
    «Nein, wirklich gezeigt hat er sich nicht», sagte Jake zögernd. «Ich konnte ihn nicht sehen … aber Beth hat mir gesagt, dass er da ist.»
    «Beth?» Gabriel sah ihn an, als fürchtete er, dass Xavier den Verstand verloren hatte.
    «Sie hat durch das Radio zu mir gesprochen … und als ich dachte, dass ich sterben muss, habe ich sie sogar gesehen.» Xaviers Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, als ihm bewusst wurde, wie absurd seine Geschichte klang. «Das ist die Wahrheit, ich schwöre es.»
    «Also gut», sagte Ivy mit grimmiger Miene. «Was auch immer geschehen ist, wir dürfen nicht vergessen, dass Jake ein schmutziges Spiel spielt. Zum Glück waren wir rechtzeitig hier.»
    «Das ist genau der Punkt», sagte Xavier und verschränkte die Arme. «Das Auto war schon kurz vor dem Aufprall, ganz sicher. Aber dann hat es ganz plötzlich mitten in der Luft angehalten, und im gleichen Moment waren Beth und Jake verschwunden.»
    «Was willst du damit sagen?», fragte Gabriel.
    «Ich bin mir nicht sicher … aber ich denke, Jake wollte mich töten, bis irgendetwas oder irgendjemand ihn davon abgehalten hat.»
    Ivy und Gabriel wechselten einen besorgten Blick. «Wir sollten einfach dankbar sein, dass dir nichts passiert ist», sagte meine Schwester.
    «Ja.» Xavier nickte, wirkte aber noch immer beunruhigt. «Danke für eure Hilfe. Hoffentlich hat euch keiner gesehen.»
    Ein schwaches Lächeln trat auf Gabriels Lippen, als er sich die goldenen Locken aus dem Gesicht schob, die sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst hatten.
    «Sieh dich um», sagte er. «Ist hier irgendjemand?»
    Xavier ließ den Blick schweifen, und auf sein Gesicht trat ein nachdenklicher Ausdruck. Eine Schlange, die im tiefen Gras kauerte, erweckte seine Aufmerksamkeit. Sie schien mitten in der Bewegung erstarrt zu sein, wie festgenagelt. Als er nach oben blickte, blieb ihm vor Überraschung der Mund offen stehen: Die Vögel, die vorhin noch geflogen waren, hingen steif am Himmel. Es war, als wäre die ganze Welt in einem Gemälde eingefroren. Erst jetzt wurde auch die tödliche Stille deutlich. Alle Geräusche waren verstummt. Kein Grillengezirpe, kein Autolärm war zu hören. Nicht einmal der Wind konnte die Stille durchdringen.
    «Moment …» Xavier rieb sich die Augen. «Wart ihr das? Nein, das kann nicht sein, das ist unmöglich.»
    «Du solltest nun wirklich wissen, dass nichts unmöglich ist», sagte meine Schwester.
    Xaviers blaue strahlende Augen trafen die ihren. «Ihr habt die Zeit angehalten?»
    «Nicht wirklich angehalten», sagte Gabriel leicht dahin und begutachtete den Chevy auf Schäden. «Eher ein paar Minuten auf Eis gelegt.»
    «Ist das euer Ernst?», rief Xavier, dem es offensichtlich schwerfiel, diese Information zu verarbeiten. «Dürft ihr das überhaupt?»
    «Darum geht es nicht», antwortete Gabriel. «Wir haben getan, was wir tun mussten. Wir konnten nicht zulassen, dass irgendwelche Leute mitbekommen, wie zwei Engel ein Auto aus der Luft pflücken.»
    Er schloss für einen Moment die Augen und hob die Hände mit den Handflächen nach oben in die Luft. Gleich darauf erwachte alles um uns herum wieder zum Leben. Ich zuckte zusammen. Noch nie zuvor war mir aufgefallen, wie laut das Leben war, erst jetzt, wo ich die Welt ohne Geräusche erlebt hatte. Es war beruhigend zu sehen, wie die Bäume im Wind schaukelten und ein Käfer über die trockene Erde krabbelte.
    Xavier erschauderte und schüttelte den Kopf, als ob er ihn

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