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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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als ob jemand einen Katalog durchgeblättert und alles bestellt hatte, was üppig und teuer aussah.
    Auf dem Glastisch wartete ein Frühstückstablett mit einer Kanne dampfendem Tee und Gebäck. Ich stand auf, versuchte, die Zimmertür zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Mein Hals fühlte sich trocken und rau an, und so schenkte ich mir eine Tasse Tee ein und setzte mich auf das Plüschsofa. Eine ganze Weile nippte ich an meinem Tee und grübelte.
    Trotz der luxuriösen Einrichtung war ich eine Gefangene. Die Schlüsselkarte war verschwunden, und somit gab es keine Möglichkeit, den Raum zu verlassen. Und selbst wenn – spätestens in der Lobby hätten mich Jakes Männer aufgegriffen. Natürlich könnte ich versuchen, mich an ihnen vorbeizustehlen und davonzulaufen, aber wie weit würde ich kommen, bevor man mich erwischte?
    Im Moment gab es nur eins, was ich sicher wusste: Ich war fort von allem, was ich liebte. In meiner Brust war nichts als Eiseskälte. Ich war hier, weil Jake Thorn es so wollte. Aber warum? Wollte er Rache? Wenn ja, warum hatte er mich dann nicht getötet, als er die Möglichkeit dazu hatte? Wollte er mein Leiden in die Länge ziehen? Oder stand noch eine andere Absicht dahinter, wie so oft bei Jake? Es schien ihm sehr wichtig zu sein, dass ich mich wohl fühlte.
    Ich wusste nicht viel über die Hölle, denn wir Engel wagten uns niemals hierher. Ich strengte meinen Kopf an und versuchte mir in Erinnerung zu rufen, was Gabriel mir erzählt hatte, aber mir fiel nichts ein. Alles, was ich wusste, war, dass es irgendwo hier tief unten eine Grube geben musste, in der Wesen herumirrten, die so dunkel waren, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen konnten. Hatte Jake mich zur Strafe hierhergebracht, weil ich ihn gedemütigt hatte? Oder …
    Mir kam ein neuer Gedanke. Jake hatte nicht besonders rachsüchtig gewirkt, vielmehr hatte er mir seltsam erregte Blicke zugeworfen. War er womöglich der Meinung, dass ich hier glücklich werden würde? Ein Engel in der Hölle? Das bewies nur, wie wenig er begriff. Das Einzige, was ich wollte, war, nach Hause zurückzukehren, zu denen, die ich liebte. Dies hier war nicht meine Welt und würde es niemals werden. Doch je länger ich hierblieb, desto schwerer würde es mir fallen zurückzufinden.
    Eins wusste ich mit Sicherheit: So etwas war noch nie zuvor geschehen. Noch nie war ein Engel entführt, von der Erde gerissen und in ein Höllengefängnis gesperrt worden. Steckte am Ende etwas Größeres dahinter als Jakes bizarre Hingabe für mich? Stand uns womöglich etwas noch viel Schrecklicheres bevor?

    Durch die hohen Fenster in meinem Zimmer sah man nichts als wabernden grauen Nebel. Weil hier keine Sonne schien, machte sich der Tagesanbruch lediglich durch fahles Licht bemerkbar, das aussah, als würde es durch einen Spalt in der Erde eindringen. Bei der Vorstellung, womöglich für lange Zeit kein Sonnenlicht zu sehen, schossen mir Tränen in die Augen. Aber ich zwinkerte sie fort, zog mir den seidenen Morgenmantel über und ging ins Badezimmer. Ich wusch mir das Gesicht, putzte mir die Zähne und versuchte mir die Knoten aus dem Haar zu kämmen, die sich dort eingenistet hatten. Die ganze Hotelsuite war von einer beklemmenden Stille erfüllt. Jedes Geräusch, das ich machte, wirkte unangemessen laut. Sehnsüchtig dachte ich daran, wie es war, in Venus Cove aufzuwachen, in einem Bad der Geräusche: Musik, das Singen der Vögel, Phantom, der die Treppen hinauflief. Ich sah mein Zimmer vor mir mit den pockennarbigen Regalen und dem wackligen Schreibtisch. Wenn ich die Augen schloss, fühlte ich beinahe die weiche weiße Bettwäsche an meiner Haut, spürte tief in mir das wohlige Gefühl, unter meinem Baldachin zu schlafen, wie in einem Kokon, meinem Nest. Jeder Morgen war von dem silbrigen Licht des Sonnenaufgangs erfüllt gewesen, das von Minute zu Minute goldener wurde. Es wanderte über die Dächer und tanzte über die Wellen des Ozeans, bis die ganze Stadt in Licht getaucht war. Ich erinnerte mich, wie ich vom Vogelgesang erwacht war, oder vom Wind, der leicht gegen die Balkontür schlug, als wollte er mich wecken. Auch wenn das Haus leer war, war immer das Meer da, das mich rief und mich daran erinnerte, dass ich nicht allein war. Die Morgen, an denen Gabriel leise auf seiner Gitarre spielte, wenn ich nach unten ging, kamen mir in den Sinn, und der einladende Geruch von Waffeln, der in der Luft lag. Woran ich mich allerdings nicht erinnerte, war, wann ich

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