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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Marmorspringbrunnen beleuchteten, auf dem Steinnymphen Possen trieben. Neben der Rezeption erhob sich ein riesiger kapselförmiger Aufzug aus Buntglas. Die Hotelangestellten trugen adrette Uniformen, was im Vergleich zur zwielichtigen Atmosphäre des Clubs richtig business-like wirkte. Als ich eintrat, erstarrten alle für einen Moment und fixierten mich mit Adleraugen, bevor sie zu ihren Pflichten zurückkehrten. Obwohl sie auf den ersten Blick ganz normal erschienen, hatten sie eine Wildheit im Blick, die mich innerlich frösteln ließ. Ich war froh, die beiden kräftigen Bodyguards an meiner Seite zu haben, denn allein wäre ich diesen Leuten nicht gern begegnet.
    «Willkommen im Ambrosia», sagte die Frau an der Rezeption mit heller, zarter Stimme. Mit ihrem maßgeschneiderten Anzug und dem glatten blonden Pferdeschwanz war sie das Abbild der Effizienz – wäre da nicht ihr starrer haiartiger Blick gewesen …
    «Wir haben Sie erwartet. Ihr Zimmer steht bereit.» Ihr scharfer Blick strafte ihre Höflichkeit Lügen. Ihre langen manikürten Fingernägel klackerten eilig über die Tastatur. «Wir haben das Penthouse für Sie reserviert.»
    «Vielen Dank», sagte ich. «Das Hotel ist wunderschön, aber könnten Sie mir bitte sagen, wo ich bin?»
    Die Frau hielt inne und vergaß für einen Moment ihr professionelles Gehabe.
    «Hat er ihr nichts gesagt?» Sie sah meine Begleiter ungläubig an, die sofort einen Blick wechselten, der zweifellos Frag uns nicht ausdrückte. Es fiel mir immer schwerer, die Panik, die tief in meinem Bauch aufstieg, zu unterdrücken. Sie breitete sich aus wie ein Krake.
    «Tja, meine Liebe», sagte die Rezeptionistin mit dunkel glänzenden Augen, «Sie sind in Hades. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.» Über die Theke weg schob sie mir eine Schlüsselkarte in einer Plastikhülle zu.
    «Wie bitte?», sagte ich. «Mit Hades meinen Sie doch nicht … das kann doch nicht sein …» Ich geriet ins Stocken. Natürlich hatte ich sofort begriffen, was sie meinte. Den Namen kannte ich seit meiner Lehrzeit. Aber mein Kopf weigerte sich, die Wahrheit zu akzeptieren. Solange es nicht laut ausgesprochen wurde, musste ich es auch nicht glauben.
    «Auch bekannt als Hölle », sagte die Empfangsdame fröhlich. «Aber lassen Sie das nicht Mr. Thorn hören. Er bevorzugt den klassischen Namen. Und Sie wissen sicher, wie kleinlich Dämonenprinzen sein können.»
    Ich hörte nur Bruchstücke von dem, was sie sagte, der Rest rauschte an mir vorbei. Mir zitterten die Knie. Das Letzte, was ich sah, waren die Bodyguards, die auf mich zusprangen, als der schwarze Marmorboden auf mein Gesicht zuraste.

[zur Inhaltsübersicht]
    7
    Unter der Erde
    Als ich erwachte, war es ohrenbetäubend still. Ich rieb mir die Augen und versuchte mich in dem milchigen Licht, das ins Zimmer schien, zu orientieren. Das Erste, was mir ins Auge fiel, waren zwei Lehnstühle vor einem Kamin. Die letzte Glut glimmte sanft auf dem Rost und ließ Schatten durch das Zimmer und über die Möbel tanzen, die ihnen eine gewisse Weichheit verlieh. Dunkle Holzbalken durchzogen den Raum, und von der Stuckdecke hing ein Kristallkronleuchter.
    Ich selbst lag auf goldenen Satinlaken in einem Eichenholzbett unter einer großen burgunderfarbenen Decke und trug ein altmodisches Nachthemd mit Seidenärmeln. Wo war mein Engelskostüm hingekommen? Ausgezogen hatte ich es nicht, jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern. Ich richtete mich auf und sah mich suchend um, vom Plüschteppich zu den schweren Samtvorhängen bis zu dem üppigen Begrüßungskorb, der auf einem Glastisch mit dicken vergoldeten Füßen stand. Am Fußende des Bettes hingen ein großes Leopardenfell und ein elfenbeinfarbener Morgenmantel aus Seide. Das Bett selbst war mit weichen Kopfkissen und übertrieben vielen kleinen quastenbehängten weiteren Kissen übersät. Irgendetwas im Bett roch auffallend gut. Ich betrachtete die Kissen genauer und entdeckte, dass sie mit roten Rosenblättern bedeckt waren.
    An der Wand stand ein üppiger Toilettentisch aus Marmor mit einem edelsteinbesetzten Spiegel. Er war mit einer perlmuttfarbenen Haarbürste, einem Handspiegel und mehreren teuer aussehenden Parfüms und Lotions in blauen Glasflakons versehen. Über dem Fußende des Bettes hing ein elfenbeinfarbener Seidenpyjama. Da die Badezimmertür offen stand, konnte ich einen Blick auf goldene Wasserhähne und eine altmodische Badewanne erhaschen. Die Einrichtung hatte keine Linie – es war,

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