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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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seines Stiefels an. Er sprach mit spanischem Akzent, was sehr melodisch klang. Mit dem Fuß versuchte er, meinen Rocksaum anzuheben, wodurch er meine Beine frei legte. Seine Stiefelspitze schwebte unangenehm hoch in der Luft.
    «Heiße Braut», murmelte sein Kollege.
    «Heiß oder nicht, es ist nicht erlaubt, in den verbotenen Gebieten herumzulaufen», warf der dritte Dämon ein. «Wir sollten ihr eine Lektion erteilen.» Er hatte einen Schmollmund und klang leicht gelangweilt. Sein blondes Haar fiel ihm über die makellosen Gesichtszüge und über die Augen, die wie Murmeln glänzten.
    «Ich bin Erster», sagte der andere und warf mir ein dreckiges Grinsen zu. «Wenn ich mit ihr fertig bin, kannst du ihr erteilen, was immer du willst.» Er war stämmiger als die anderen und hatte kupferfarbenes stumpfes Haar. Auf seiner rüsselartigen Nase tanzten Sommersprossen.
    «Vergiss es, Yeats», warnte ihn der erste Junge, der einen schwarzen Lockenkopf hatte. «Wir müssen erst wissen, wer sie geschickt hat.»
    Yeats senkte sein Gesicht auf meine Höhe. Seine kleinen Zähne erinnerten mich an einen Piranha. «Wieso wandert ein hübsches kleines Ding wie du alleine durch diese Gegend?»
    «Ich habe mich verlaufen», sagte ich zitternd. «Ich wohne im Hotel Ambrosia und bin Jakes Gast.» Ich versuchte, wichtig zu klingen, wagte es aber nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    «Verdammt», sagte der Blonde und stöhnte auf. «Sie gehört zu Jake. Ich schätze, dann sollten wir die Finger von ihr lassen.»
    «Ich glaube ihr kein Wort, Nash», fauchte Yeats. «Wenn sie wirklich zu Jake gehören würde, wäre sie nicht hier draußen.»
    Plötzlich begann sich in meinem Kopf alles zu drehen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper einfach nicht noch mehr ertragen konnte.
    Yeats sah mich unbeeindruckt an. «Wenn du kotzen musst, dann bitte da drüben. Ich habe mir gerade erst die Stiefel putzen lassen.»
    Meine Brust hob sich, als ich zu würgen begann.
    «Los, aufstehen.» Yeats zog mich auf die Füße. Dann legte er mir den Arm um die Taille und sah die anderen triumphierend an. «So, was sollen wir jetzt mit dir machen? Stehst du auf Publikum?» Er begann grob an den Knöpfen meines Mieders herumzufummeln.
    «Wenn sie zu Jake gehört und er das rauskriegt … Wer weiß, was er dann tut …» Nash klang nervös.
    «Halt’s Maul», sagte Yeats und sah den anderen Jungen an. «Diego, hilf mir, sie hinzulegen.»
    «Nimm deine dreckigen Finger von ihr», erklang da eine Stimme, so bedrohlich, als könnte sie Stahl schneiden.
    Aus dem Dunkeln heraus erschien Jake, mit wehendem Haar und wütend wie ein wildes Tier. Im Vergleich zu den anderen wirkte er um Welten gefährlicher. Genau genommen sahen die drei Jungs neben ihm aus wie Anfänger oder ungezogene Schuljungen, die sich dabei erwischen ließen, wie sie gegen die Schulordnung verstießen. In Jakes Gegenwart hatten sie ihre Dreistigkeit verloren, sie wirkten vor Angst wie gelähmt. Er ragte mit solcher Autorität über ihnen auf, dass sie sich unwillkürlich duckten. Wenn es in der Hölle verschiedene Stufen der Macht gab, gehörten diese drei mit Sicherheit auf eine der unteren.
    «Wir wussten nicht, dass sie … äh … vergeben ist», sagte Diego entschuldigend. «Sonst hätten wir sie nicht angefasst.»
    «Ich habe versucht, ihnen zu sagen, dass sie …», begann Nash, aber Diego hieß ihn mit einem Blick schweigen.
    «Ihr habt Glück, dass ich gerade gut drauf bin», zischte Jake. «Geht mir aus den Augen, bevor ich selbst zum Folterknecht werde.»
    Sofort rannten die drei wie die Hasen zurück zu dem Loch, aus dem sie gekommen waren. Jake reichte mir seinen Arm und führte mich davon. Es war das erste Mal, dass ich tatsächlich froh war, ihn zu sehen.
    «Wie viel hast du gesehen?», fragte er.
    «Alles.»
    «Ich habe dich gewarnt.» Jake klang ehrlich bedauernd. «Soll ich die Erinnerungen für dich ausradieren? Ich passe auch auf, dass den alten dabei nichts passiert.»
    «Nein danke», sagte ich benommen. «Ich musste das sehen. Unbedingt.»

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    9
    See der Träume
    Mit jedem Tag, der verging, ohne dass ich etwas aus Venus Cove hörte, verschlimmerten sich meine Qualen. Ich konnte an nichts anderes denken als daran, was ich im Leben derer, die ich liebte, anrichtete. Sicher machten sie sich schreckliche Sorgen. Ahnten sie, wohin Jake mich gebracht hatte, oder hatten sie bei der Polizei eine Vermisstenmeldung aufgegeben? Wenn ich irgendwo auf der Erde

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