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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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als Geisel gehalten würde, hätten mich meine Geschwister mit ihren göttlichen Gaben längst gefunden. Aber reichte ihr Radar auch bis in die Tiefen der Erde hinab? Wenn ich an meine Familie dachte, waren es vor allem die kleinen Dinge, die mir in den Kopf kamen: wie mein Bruder in der Küche herumexperimentierte oder meine Schwester mir das Haar machte, so geschickt, wie es sonst niemand vermochte. Ich dachte an Gabriels Hände, mit denen er jedes Musikinstrument gefügig machen konnte, und an Ivys goldenes, wallendes Haar. Am meisten aber dachte ich an Xavier, an seine lachenden Augen, den Geruch seines Autos, nachdem wir Burger und Pommes gegessen hatten und in dem Chevy über das Meer schauten. Auch wenn ich erst ein paar Tage von ihm getrennt war, trauerte ich um jeden Moment, der verging. Das Schlimmste aber war, dass Xavier sich mit Sicherheit Schuld an der ganzen Misere gab und ich nichts tun konnte, um sie ihm abzunehmen.
    Die Zeit wurde in Hades zu meinem größten Feind. Auf der Erde war sie wertvoll gewesen, weil ich nicht wusste, wann sie zu Ende sein würde; hier hingegen zog sie sich in die Länge, schien endlos. Am schlimmsten zu ertragen war die Langeweile. Weil ich nicht nur einfach Jakes Gefangene in einer seelenlosen Welt war, sondern auch ein Engel in der Hölle, wurde ich von der hiesigen Elite entweder verspottet oder mit krankhafter Neugier bedacht. Dadurch kam ich mir meistens vor wie eine Zirkusattraktion. Hinzu kam, dass dieser Ort mich irgendwie von innen aufzufressen schien wie ein Geschwür. Es war leicht, diesem Gefühl nachzugeben, nicht mehr nachzudenken, keine Angst mehr zu empfinden, und ich spürte, dass ich bereits kurz davor war. Aber der Gedanke, eines Tages aufzuwachen und mich weder um das Leid der Menschen zu scheren noch darum, ob ich lebte oder tot war, versetzte mich in Panik.
    Nachdem ich den See des Feuers und all das Grauen, das damit zusammenhing, gesehen hatte, fiel ich tagelang in Depressionen. Ich konnte kaum essen, aber Hanna war sehr geduldig mit mir. Jakes Assistent Tucker war zu meinem persönlichen Aufpasser bestimmt worden und darum stets bei mir, auch wenn er kaum mit mir sprach. Gemeinsam wurden die beiden zu meinen ständigen Begleitern.
    Eines Abends waren sie wie gewöhnlich beide an meiner Seite. Hanna versuchte, mich zu ein oder zwei Löffeln von dem Essen zu überreden, das sie zubereitet hatte, und Tucker vertrieb sich die Zeit damit, Papier zu Bällen zu zerknüllen, ins Feuer zu werfen und zuzusehen, wie sie verbrannten. Als ich auch den Nachtisch verweigerte, zeigte Hannas Gesicht deutliche Anzeichen von Stress. Tucker sah auf und gab ihr ein stummes Zeichen mit dem Kopf. Hanna seufzte und stellte das Tablett ab, während Tucker sein Spiel mit dem Feuer wieder aufnahm. Ich rollte mich am Bettende zusammen. Mein altes Ich schien tot und begraben. Ich wusste, dass ich das Grauen, das ich erlebt hatte, für immer in mir tragen würde.
    Wir schreckten alle drei hoch, als das leise Summen einer Schlüsselkarte erklang und Jake den Raum betrat. Ganz offensichtlich glaubte er, so sehr über den Dingen zu stehen, dass er nicht anzuklopfen brauchte, und schien sich nicht im Geringsten bewusst zu sein, dass er meine Privatsphäre störte. Er schien der Meinung zu sein, dass er rund um die Uhr Anspruch auf mich hatte. Tucker sprang auf und tat so, als würde er sich nützlich machen, aber Jake achtete gar nicht auf ihn, sondern stolzierte direkt auf mich zu und musterte mich. Im Gegensatz zu Tucker machte ich keine Anstalten, aufzustehen oder ihn auch nur anzusehen.
    «Du siehst fürchterlich aus», bemerkte er. «Ich will nicht darauf herumreiten, aber ich habe dich gewarnt.»
    «Ich will dich nicht sehen», sagte ich dumpf.
    «Ich dachte, du hättest inzwischen begriffen, dass es hier weit Schlimmeres gibt, als mich zu sehen. Jetzt komm, du kannst mir nicht die Schuld an dem geben, was du gesehen hast. Ich habe mir diesen Ort nicht ausgedacht, auch wenn er in meinen Herrschaftsbereich fällt.»
    «Macht es dir Spaß, anderen Schmerz zuzufügen und sie zu foltern?», fragte ich. Meine Stimme klang hohl. Ich sah auf und unsere Blicke trafen sich. «Macht dich das an?»
    «Moment!», rief Jake beleidigt. «Ich foltere niemanden. Ich habe Wichtigeres zu tun.»
    «Aber du lässt es geschehen», sagte ich. «Und tust nichts dagegen.»
    Jake wechselte einen amüsierten Blick mit Tucker, der mich ansah, als hielte er mich für außerordentlich naiv.
    «Und warum

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