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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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paar ruhelose Seelen geweckt, die aber mehr als erfreut waren, mit mir den Platz zu tauschen.»
    «Sie wollten keinen Dämon herbeirufen», verteidigte ich meine Freundinnen. «Eine Séance ist eigentlich dazu da, Kontakt mit den Seelen herzustellen.» Das Gefühl, Verantwortung zu tragen, überfiel mich mit aller Macht. Ich hatte die Augen verschlossen, als ich die anderen hätte aufhalten müssen. Am besten wäre es gewesen, das Brett in kleine Teile zu zerbrechen und aus dem Fenster zu werfen.
    «Ich betrachte es eher als eine Art Glücksspiel», sagte Jake. «Man kann nie wissen, was aus der Tiefe aufsteigt.»
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
    «Sieh mich nicht so an, das Ganze ist nicht allein meine Schuld. Wenn du meine Einladung nicht angenommen hättest, hätte ich dich gar nicht herbringen können.»
    «Was für eine Einladung?», fragte ich sarkastisch. «Hast du mich gefragt, ob ich Lust auf einen Boxenstopp in der Hölle habe? Kann ich mich gar nicht dran erinnern.»
    «Ich habe angeboten, dich mitzunehmen, und du hast angenommen», sagte Jake selbstgefällig.
    «Das zählt nicht, du hast mich reingelegt, ich habe dich für jemand anderen gehalten!»
    «So ein Pech aber auch. Aber so sind nun einmal die Regeln. Und außerdem warst du ganz schön naiv. Kam es dir denn gar nicht komisch vor, dass Mr. Verantwortungsbewusst vom Baum in den See gesprungen war? Hast du echt gedacht, er hätte dich allein gelassen, um mit seinen Kumpels kindische Spielchen zu machen? Nicht mal ich habe geglaubt, dass du darauf hereinfällst. Obwohl du es hättest besser wissen müssen, hat es nur eine Sekunde gebraucht, um dein Vertrauen in ihn zu erschüttern. Mit dieser Fahrt hast du dein eigenes Schicksal besiegelt. Mit mir hatte das so gut wie nichts zu tun.»
    Seine Worte trafen mich wie eine Ohrfeige. Wie dumm ich doch gewesen war. Jake brach in Gelächter aus. Noch nie hatte ich ein so leeres, hohles Lachen gehört. Er streckte die Arme aus und nahm meine Hand.
    «Keine Angst, Beth. Dieser eine kleine Fehler ändert meine Meinung über dich nicht.»
    «Lass mich nach Hause gehen», flehte ich. Ich hoffte, dass irgendwo tief in Jake noch immer ein Hauch von Anstand ruhte, dass er vielleicht doch Gewissensbisse spürte, einen Hauch von Schuld, irgendetwas, an das ich appellieren konnte. Aber ich irrte mich.
    «Du bist zu Hause», sagte Jake schlicht und presste meine Hände an seine Brust. Sein Körper fühlte sich so weich an wie Teig, und für einen schrecklichen Moment dachte ich, dass meine Finger in den Hohlraum eindringen würden, in dem andere Leute ein Herz hatten.
    «Es tut mir leid, dass ich kein Mensch bin», sagte er gedehnt. «Aber auch an dir gibt es die eine oder andere Abweichung, also denke ich nicht, dass du mich deswegen verurteilen solltest.» Er ließ eine meiner Hände los, um mit den Fingern über meine zusammengefalteten Flügel zu streichen.
    «Aber ich zumindest habe ein Herz, ganz im Gegensatz zu dir», sagte ich. «Kein Wunder, dass du so gefühllos bist.»
    «Da liegst du falsch. Durch dich habe ich Gefühle, Beth. Und das ist auch der Grund, warum du hierbleiben musst. Mit dir ist die Hölle viel heller.»
    Ich riss meine andere Hand los. «Ich muss gar nichts. Ich mag vielleicht deine Gefangene sein, aber darum hast du noch lange keine Macht über mein Herz. Und das wirst du früher oder später akzeptieren müssen, Jake.» Ich drehte mich auf den Fersen um, um zu gehen.
    «Was hast du vor?», fragte Jake. «Du kannst hier nicht einfach unbewacht herumlaufen. Das ist gefährlich.»
    «Das wollen wir ja erst mal sehen.»
    «Ich wünschte wirklich, du wärst einsichtiger.»
    «Lass mich in Ruhe!», schrie ich ihm über die Schulter hinweg zu. «Es ist mir egal, was du willst.»
    «Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.»
    In der Lobby traf ich auf Hanna, die pflichtbewusst auf mich wartete.
    «Ich verlasse dieses Höllenloch», verkündete ich und stapfte in Richtung Drehtür. Es war weit und breit niemand zu sehen, vielleicht würde mich keiner aufhalten.
    «Warten Sie, Miss!», rief Hanna warnend und trippelte neben mich. «Der Prinz hat recht, Sie sollten dort draußen nicht herumlaufen.»
    Ich ignorierte sie und drängte mich durch die Drehtür nach draußen ins Nichts. Überraschenderweise versuchte tatsächlich niemand, mich aufzuhalten. Ich hatte keine Ahnung, was ich als Nächstes tun würde, aber das spielte keine Rolle. Alles, was ich wollte, war, so viel Abstand zwischen

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