Hades
Seelen spüren alles. Und das Schöne an Hades ist, dass du dich von all dem nur erholst, um es dann erneut zu erleben.»
«Folter in der Endlosschleife», sagte Asia mit irrem Blick. «Wir können die armen Trottel zerhacken, und doch sind sie bei Sonnenuntergang wieder ganz. Wie erleichtert sie sind, wenn sie glauben, es bald überstanden zu haben! Du solltest ihr Gesicht sehen, wenn sie am nächsten Morgen ohne einen Kratzer aufwachen und alles wieder von vorne beginnt.»
Mir wurde plötzlich so schrecklich schwindelig, dass ich auf einen Stuhl sank und mich schwer auf meine Ellenbogen stützen musste. Jake löste Asias wandernde Hände von seiner Brust, stürzte auf mich zu und hob mein Kinn mit seinem eisigen Finger an.
«Was ist los?», fragte er. Es klang überraschenderweise gar nicht sarkastisch.
«Es geht mir nicht gut», sagte ich offen.
«Armes Baby, bist du krank …», summte Asia.
«Was kann ich für dich tun?», fragte Jake.
Mein Blick wanderte unweigerlich zu Asia. Ich wusste, es war nicht klug, sie mir zur Feindin zu machen, aber schon allein ihre Gegenwart verursachte mir Übelkeit. Jake sah sie flüchtig über die Schulter hinweg an. «Hau ab», befahl er ihr, ohne eine Sekunde zu überlegen.
«Was?», rief sie fassungslos. Einen Moment lang schien sie unsicher, wer von uns beiden gemeint war.
«JETZT!»
Zweifellos war Asia bisher Jakes unangefochtene Favoritin gewesen, und daher mehr als geschockt von dem, was jetzt geschah. Bevor sie aus dem Zimmer stürmte, warf sie mir einen letzten giftigen Blick zu. Als sie weg war, konnte ich sofort durchatmen. Die Bösartigkeit, die sie verströmte, war so lähmend, als würde sie meine Lebenskraft aussaugen.
«Tucker, schenk uns was zu trinken ein», befahl Jake. Tucker sprang auf und hastete zur Kommode, um Whiskey aus einer Kristallkaraffe in ein Glas zu schütten. Er reichte es Jake mit einem Gesichtsausdruck, der sowohl Angst als auch Verachtung ausdrückte. Jake hielt mir das Glas hin.
«Trink das.»
Ich nahm ein paar vorsichtige Schlucke des glänzenden Getränks, und erstaunlicherweise fühlte ich mich sofort besser. Zwar hinterließ es ein Brennen, hatte aber trotzdem betäubende Wirkung.
«Du musst bei Kräften bleiben», sagte Jake und legte locker den Arm um mich. Ich schüttelte ihn sofort wieder ab.
«Tu doch nicht immer so kühl.» Er schlängelte sich spielerisch um einen Bettpfosten und glitt so geschickt und schnell neben mich, dass ich gar nicht reagieren konnte. Auch wenn Jakes Gesicht mit einer seltsamen Düsternis erfüllt war, wirkte es in dem matten Licht wunderschön. Er öffnete die Lippen zu einem leichten Lächeln und atmete hastig. Seine schwarzen Augen wanderten langsam über mein Gesicht. Wie immer gab er mir das Gefühl, entblößt und verletzlich zu sein.
«Du solltest versuchen, glücklich zu sein», murmelte er und strich mit einem Finger über die Innenseite meines Arms.
«Wie denn, wenn es mir schlechter geht als je zuvor?», fragte ich. Es hatte keinen Sinn, ihm etwas vorzuspielen.
«Ich verstehe, dass du dich nach deiner verlorenen Liebe sehnst», sagte Jake. Es klang beinahe, als meinte er es ernst. «Aber dieser Mensch kann dich nicht glücklich machen, weil er nie wirklich verstehen wird, was du bist.»
Ich rutschte von ihm weg, aber sein Griff um meinen Arm wurde nur noch fester, sodass man bereits die Adern unter seiner durchscheinenden Haut sah. Ich stöhnte auf, als ich mich daran erinnerte, welch schmerzhaftes Brennen seine Berührungen in der Vergangenheit stets bei mir hinterlassen hatten. Dieses Mal aber fühlte es sich anders an, beinahe beruhigend. Vermutlich, weil er auf heimischem Terrain war und die Dinge so manipulieren konnte, wie es ihm passte.
Als Jake ging, konnte ich mich nur schwer beruhigen, und dass Tucker vor der verschlossenen Tür stand, machte es auch nicht besser. Statt zum Feuer zurückzukehren, zog er ein elektronisches Gerät aus der Tasche und begann wie zwanghaft Spiele darauf zu spielen.
«Du kannst dich setzen», schlug ich ihm vor, als mir sein lahmes Bein einfiel. Es schien für ihn eine Belastung zu sein, denn er wechselte ständig die Lage, stand mal auf einem Bein und dann auf dem anderen.
Er sah auf. Mein freundlicher Blick schien ihn zu überraschen.
«Ich erzähle es auch nicht weiter», fügte ich lächelnd hinzu.
Tucker zögerte einen Moment, entspannte sich dann aber so weit, dass er sich auf den Boden setzte und gegen die Tür lehnte.
«Sie
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