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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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ihren Kopf an und betrachtete sie in aller Ruhe.
    «Menschen», sagte er schließlich. Es klang, als würden Hunderte Kirchenglocken gleichzeitig läuten. «Sie haben einen Hang zur Überreaktion.»
    «Bruder.» Gabriel machte einen Schritt auf ihn zu. Obwohl er selbst eine perfekte menschliche Gestalt hatte, verblasste er neben Michaels Glanz regelrecht. «Ich bin so froh, dass du gekommen bist.»
    «Die Situation ist ernst», antwortete Michael. «Einer der unsrigen ist entführt worden. Ein solcher Verstoß muss geahndet werden.»
    «Wir haben schon alle Möglichkeiten beleuchtet, aber wie du weißt, sind die Portale der Hölle schwer bewacht», sagte Gabriel. «Hat der Bund eine Idee, wie wir durchkommen können?»
    «Nicht einmal wir verfügen über eine solche Information. Nur die Dämonen, die unter unseren Füßen herumrutschen, könnten diese Frage beantworten.»
    Als Xavier das hörte, wurde sein Wut so groß, dass er jegliche Ehrfurcht vergaß. Er trat einen Schritt nach vorn. «Zieht eine Armee zusammen», fauchte er. «Ihr seid mächtig genug dafür. Dringt da unten ein und holt sie raus. Wie schwer kann das sein?»
    «Was du vorschlägst, steht ohne Zweifel in unserer Macht», antwortete Michael.
    «Worauf wartet ihr dann?»
    Michaels Blick wanderte im Raum umher, bis er schließlich wieder auf Xaviers Gesicht ruhte. Ihm zuzusehen, war unheimlich, denn er schien aus vielen verschiedenen Einzelteilen zu bestehen, die nicht zusammenhingen, aber trotzdem im Ganzen funktionierten. Seine Augen waren unergründlich und frei von jeder Emotion. Die Art und Weise, wie er Xavier anschaute, gefiel mir nicht – als wäre er irgendein Versuchstier, kein Mensch.
    «Diesem Menschen hier scheint es egal zu sein, dass wir die Apokalypse herbeirufen würden», sagte er.
    «Das kannst du ihm nicht verübeln», antwortete Gabriel schnell. «Er versteht nicht, welche Folgen ein Überfall hätte, und hat zudem eine starke emotionale Bindung zu Bethany.»
    Michaels glatter distanzierter Blick ließ Xavier nicht los. «Davon habe ich gehört. Die Gefühle der Menschen sind eine irrationale Macht.»
    Xaviers Gesicht brannte vor Wut. Bestimmt hasste er es, dass man über ihn sprach wie über ein ungezogenes Kind, das nicht in der Lage war, die Dinge logisch zu beurteilen.
    «Mir war nicht bewusst, dass es in der Apokalypse enden würde», sagte er trocken. «Das wäre ein unerfreulicher Nebeneffekt.»
    Bei Xaviers sarkastischem Ton hob Michael eine seiner zarten strahlenden Augenbrauen. Ivy, die bisher noch kein Wort gesagt hatte, eilte an Xaviers Seite, ein klares Zeichen, dass sie ihm beistehen wollte.
    «Wie lauten die Anweisungen des Bundes?», fragte sie.
    «Wir haben eine Quelle geortet, die uns vielleicht weiterhelfen könnte», antwortete Michael vage. «Ihr Name ist Schwester Mary Claire. Ihr findet sie in der Abtei Maria Immaculata in Fairhope County, Tennessee.»
    «Was soll das bringen?», fragte Xavier.
    «Das ist alles, was wir im Moment für euch haben – unsere guten Wünsche sind bei euch.» Michael sah Xavier an. «Noch ein guter Rat für dich. Du solltest lernen, dich zu mäßigen, wenn du unter den Menschen eine Führungspersönlichkeit werden möchtest.»
    «Ich habe noch eine Frage», sagte Xavier, wobei er die tadelnden Blicke ignorierte, die Gabriel und Ivy ihm zuwarfen.
    «Ja?», sagte Michael langsam.
    «Glauben Sie, dass es Bethany gutgeht?»
    Michael sah Xavier mit unergründlichem Blick an. Sicher gab es nicht viele Menschen, die einen Erzengel direkt ansprechen würden, geschweige denn ihm eine Frage stellen.
    «Der Dämon hat keine Mühen gescheut, sie zu bekommen. Sei beruhigt, das hätte er nicht getan, wenn er ihr Leben nicht schätzen würde.»
    Michael kreuzte lose die Arme vor der Brust, senkte den Kopf, und mit einem Blitz aus blendendem Licht und einem leichten Donnerschlag war er verschwunden. Ich erwartete, dass er eine Schneise der Zerstörung hinterlassen würde, aber nachdem sein Licht vollständig verblasst war, sah das Zimmer wieder so aus wie vorher, abgesehen von einem verkohlten Ring auf dem Boden an der Stelle, an der Michael gestanden hatte.
    Jetzt, wo der Erzengel verschwunden war, wirkten alle sichtlich erleichtert. Auch wenn er auf unserer Seite stand, hatte seine respekteinflößende Erscheinung es unmöglich gemacht, sich zu entspannen. Gabriel lief um den Wohnzimmertisch, hob Molly hoch und legte sie sanft aufs Sofa. Ivy holte ein feuchtes Tuch für ihre Stirn. Mollys

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