Hades

schwand so schnell, wie sie gekommen war.
    «Ich weiß nicht, ob das Ganze so eine gute Idee war», sagte ich. Tuck antwortete irgendetwas, was ich aber nicht verstehen konnte, weil die Musik zu laut war. Ich spürte, dass ich von allen Seiten angestarrt wurde, obwohl ich mir doch solche Mühe gegeben hatte, mich anzupassen und unauffällig zu wirken. Manche Dämonen schnüffelten sogar, als ob sie riechen konnten, dass ich nicht hierhergehörte. Wer in unserer Nähe stand, rutschte jetzt mit einem Glitzern in den haiartigen Augen näher an uns heran. Tuck legte mir einen Arm um die Schulter und schob mich an die Theke, wo ich mich dankbar für seinen Schutz auf einen Barhocker setzte.
    Asia bestellte uns Wodka, kippte ihren auf ex herunter und knallte das Glas auf die Theke. Ich hingegen nippte nur vorsichtig daran herum.
    «Es ist nicht vergiftet, Kleine», witzelte sie. «Versuchst du krampfhaft, Aufmerksamkeit zu erregen oder was?»
    Ich warf ihr einen herausfordernden Blick zu, legte den Kopf zurück und trank das gesamte Glas in einem Zug leer. Der Wodka schmeckte nach nichts, aber fühlte sich in meinem Hals an wie flüssiges Feuer. Ich folgte ihrem Beispiel und knallte ebenfalls mein leeres Glas triumphierend auf die Theke, begriff allerdings erst danach, dass das für den Barkeeper eine Aufforderung war nachzuschenken. Das zweite Glas ließ ich unberührt. Mir war bereits schwummerig und Tucker warf mir einen Blick zu. Dann sagte Asia plötzlich etwas aus heiterem Himmel, das uns beide von den Socken haute.
    «Ich glaube, ich kann euch helfen. Ich weiß, was ihr sucht.»
    «Wir wollen nur ein bisschen Spaß haben», sagte Tuck, als er sich wieder gesammelt hatte.
    «Ja, sicher. Genau so seht ihr aus», spöttelte Asia. «Hör auf damit, Tuck. Ich bin’s, Asia. Ich weiß, was ihr wollt, und wüsste da vielleicht jemanden, der euch ein paar Tipps geben kann.»
    «Du willst uns helfen?», fragte ich fassungslos. «Warum?»
    «Eigentlich liegt mir nichts ferner als das», antwortete Asia herablassend, «aber unsere Majestät ist verliebt wie ein Schuljunge, was ziemlich peinlich ist, und als treuer Untertan ist es meine Pflicht, alles zu tun, dass er darüber hinwegkommt. Und der beste Weg dafür ist vermutlich …»
    «Beth aus der Hölle zu bringen», beendete Tuck den Satz, als ob das sonnenklar wäre.
    «Genau.» Asia sah mich an. «Glaub mir, ich tue nichts ohne Eigennutz, und im Moment wünsche ich mir nichts mehr, als dir einen Fußtritt nach draußen zu verpassen. Und das hoffentlich, bevor der Dritte Zirkel irgendeinen Schaden davonträgt.»
    Ich erinnerte mich, dass Hanna nach meiner Ankunft auch vom Dritten Zirkel gesprochen hatte, aber ich verstand nicht, warum er bedroht war.
    «Wovon sprichst du?», fragte ich.
    «Asia spielt auf die Rebellen an, die Jake gerne stürzen würden», erklärte Tuck. «Sie finden, dass er in letzter Zeit seine Pflichten vernachlässigt.»
    «Nicht zu fassen», sagte ich. «Wieso verschwören sich Dämonen gegen ihren Anführer?»
    Asia verdrehte die Augen. «Jake ist kein normaler Dämon, er ist ein gefallener Engel. Er ist einer der Ursprünglichen, die gemeinsam mit Opa Luzi gefallen sind, ganz am Anfang. Es gibt acht von ihnen, die Acht Prinzen der Acht Zirkel. Luzifer selbst regiert über den neunten … den heißesten Zirkel der Hölle.»
    «Wenn es nur acht ursprüngliche Dämonen gibt», sagte ich langsam, «dann müssen sie ja alle anderen Dämonen erschaffen haben.»
    «Wow», sagte Asia spöttisch. «Bist ja doch mehr als nur ein hübsches Gesicht. Ja, die Ursprünglichen sind die Chefs. Die anderen Dämonen haben nicht wirklich etwas zu sagen, sie sind austauschbar, reine Arbeitsbienen. Die Liebchen dürfen in der Folterkammer arbeiten oder mit den Machthabern das Bett teilen. Manchmal tun sie sich zusammen und versuchen, die Ursprünglichen zu stürzen. Was natürlich noch nie geklappt hat.»
    «Was, wenn sie erwischt werden?», fragte ich.
    «Jake würde sie alle abschlachten.»
    «Es gibt nichts, was die Ursprünglichen nicht tun würden, um sich selbst zu schützen», sagte Tucker. «Allen voran Jake.»
    «Und wie wollen diese Rebellen ihn stürzen?», fragte ich.
    «Keine Ahnung.» Asia zuckte die Achseln. «Die meisten von ihnen sind Idioten, die auf eine Chance warten, seine Macht zu brechen.»
    «Ich dachte, du wärst Jakes größter Fan», sagte ich und versuchte ruhig zu bleiben. Vielleicht konnten wir ja tatsächlich mit Asia verhandeln.