Hades
«Warum hast du ihm nichts davon erzählt?»
«Es kann nie schaden, ein paar Dinge für sich zu behalten», sagte Asia.
«Sind die Rebellen meinetwegen auf Jake wütend?», fragte ich.
«Natürlich!» Asia warf die Hände in die Luft. «Sie haben ihm gesagt, was sie davon halten, aber Jake wollte nicht zuhören.» Sie lachte mich höhnisch an. «Über Geschmack lässt sich offensichtlich streiten.»
«Bringst du dich nicht selbst in Gefahr, wenn du uns hilfst?»
«Kennst du nicht die Redewendung: ‹Die Hölle selbst kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau?› Sagen wir mal, mein Ego ist verletzt.»
«Was weißt du über die Portale?», fragte Tucker.
«Ich habe nicht gesagt, dass ich etwas weiß. Aber es gibt da jemanden, von dem ich es denke. Er heißt Asher.»
Hinter einer schweren Gardine vor einer der Wände verbarg sich ein Gang, an dem uns ein großer Dämon in korrektem Anzug erwartete. Asher. Er war ungefähr Mitte dreißig und hatte ein Gesicht wie ein römischer Kaiser. In die Stirn fiel ihm eine Strähne seines kurzgeschnittenen Haares und lenkte damit von den Pockennarben auf seinen Wangen und der leicht gekrümmten Nase ab. Als wäre das nicht schon genug, um alle Klischees eines Gangsterfilms zu erfüllen, kaute er auch noch auf einem Zahnstocher herum. Seine matten haiartigen Augen verrieten unmissverständlich, dass er ein Dämon war.
Als er uns bemerkte, löste er sich elegant von der Wand, an der er gelehnt hatte, und musterte mich von oben bis unten. Schnell schlug seine Neugier dabei in Missbilligung um.
«Mit diesem Outfit täuschst du niemanden, Süße», sagte er. «Du gehörst hier nicht her.»
«Schön, dass wir uns darin einig sind», antwortete ich. «Bist du einer der Rebellen?»
«Und ob», sagte Asher. «Und ich habe genau zwei Minuten, also hör gut zu. Das, was du suchst, wirst du in diesem Viertel nicht finden. Die Portale sehen ganz verschieden aus, aber das, von dem ich am häufigsten gehört habe, liegt in der Einöde, außerhalb der Tunnel.»
«Es gibt etwas außerhalb der Tunnel? Das wusste ich nicht», sagte ich.
«Natürlich gibt es da etwas», fauchte Asher mich an. «Wenn auch kein Leben. Nur verlorene Seelen, die herumirren, bis sie aufgespürt und zurückgebracht werden.»
«Wie erkennen wir es?»
«Das Portal? Haltet nach dem Salzkraut Ausschau, das in der Einöde hin und her schwankt. Von dort aus geht ihr Richtung Süden. Wenn ihr ankommt, erkennt ihr es … falls ihr so weit kommt.»
«Was garantiert mir, dass ich dir vertrauen kann?», fragte ich.
«Ich will Jake genauso gern vernichten wie du. Er behandelt uns wie den letzten Dreck, und davon haben wir genug. Wenn er seine Eroberung so schnell wieder verliert, schwächt das seine Macht. Für uns vielleicht eine Chance, ihn zu stürzen.»
Ich sah, dass Asia hinter seinem Rücken die Augen verdrehte, und fragte mich, wie abwegig sein Plan wohl war. Für mich klang es nicht so, als ob Jakes Macht in absehbarer Zeit schwanken würde. Tucker nickte zum Dank und zog mich am Arm zurück in den Club. Da ich davon ausging, dass er den Weg in die Einöde kannte, folgte ich ihm gehorsam.
Bevor wir den Club Hex verließen, erhaschte ich noch einen letzten Blick auf Asher. Er stand dicht neben Asia an der Bar, seine Zunge verschwand gerade in ihrem Ohr, und seine Hand wanderte ihre Schenkel herauf. Dies musste der Preis sein, den sie dafür gezahlt hatte, dass er redete.
Wie vollkommen leer von Vertrauen und Treue dieser Ort doch war. Alles beruhte auf Betrug und Lüge. Man konnte unmöglich wissen, wer mit wem zusammenarbeitete, wer mit wem schlief und wer wen manipulierte.
In diesem Moment erkannte ich, dass ich trotz all des Luxus, den das Leben als Jakes Königin mit sich bringen würde, hier niemals überleben konnte.
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18
Portal
«Geh zurück», sagte ich zu Tucker, als wir durch die engen Tunnel stapften. «Es war meine Idee. Ich sollte dich nicht noch weiter in die Sache reinziehen. Sag Jake, dass ich dich abgehängt habe und du mich aus den Augen verloren hast. Asia wird das bestätigen.»
Doch schon während ich es aussprach, wusste ich, dass es zu spät für Tuck war umzukehren. Wenn er ohne mich ins Hotel Ambrosia zurückkam, würde Jake seine ganze Wut an ihm auslassen.
Auch Tuck musste das klar gewesen sein, aber alles, was er sagte, war: «Du gehst da nicht alleine raus.»
«Ich werde nicht zulassen, dass Jake dir etwas tut», sagte ich. «Egal was
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