Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
bewusst das anerkennende Lächeln der Hotelangestellten. Ich hatte mittlerweile begriffen, dass man sich in Hades mit guten Manieren und Freundlichkeit keinen Respekt verschaffte. Vor der Tür wartete ein Mann in Uniform, der sich an die Mütze tippte und auf eine schwarze Stretchlimousine wies, die sich langsam auf uns zubewegte.
    «Mr. Thorn hat Ihnen ein Auto bestellt», erklärte der Türsteher.
    «Wie aufmerksam von ihm», sagte ich widerwillig und glitt neben Tucker auf den Rücksitz. Offensichtlich wollte Jake auch dann die Zügel in der Hand haben, wenn er nicht dabei war.
    Asia setzte sich nach vorn. Der Fahrer schien sie zu kennen, sie tauschten sich kurz über gemeinsame Bekannte aus. Da uns eine getönte Scheibe von ihnen trennte, bekamen Tucker und ich nur gedämpfte Bruchstücke des Gesprächs mit.
    «Bleib im Hex dicht bei mir», riet Tucker. «Ich habe gehört, dass da interessante Typen rumlaufen.»
    Ich fragte ihn nicht, was er unter «interessant» verstand. Das würde ich schon früh genug selbst herausfinden.

    Das Clubviertel von Hades war völlig anders als die eher ländliche Gegend, in der das Hotel Ambrosia lag. Hier wimmelte es nur so von Betonmauern und Tunneln mit Metalltoren. Die Türsteher an den Eingängen sahen aus wie geklont mit ihren Bürstenhaarschnitten und den ausdruckslosen Gesichtern. Die Rhythmen der Musik dröhnten schon draußen so laut, als hätte der ganze Ort einen eigenen Herzschlag.
    Das Hex lag ein Stück von den anderen entfernt und war über einen eigenen Tunnel zugänglich. Als Asia einen Ausweis vorzeigte, wurde mir klar, dass man hier nur auf Einladung hereinkam. Und als wir drinnen waren und uns der Geruch von teuren Zigarren einhüllte, begriff ich auch, warum. Das Hex war weniger ein Nachtclub als eine Art Spielhölle, in der sich die Elite von Hades die Zeit vertrieb. Die meisten Gäste waren hochrangige Dämonen, sowohl weibliche als auch männliche. Sie bewegten sich so elegant wie Panther und schienen allesamt eitel zu sein, was sich in ihrem glamourösen Äußeren zeigte. Doch es gab auch andere Gäste. Manche waren Menschen – keine Seelen, sondern echte Menschen aus Fleisch und Blut wie Hanna und Tuck. Ohne dass es mir jemand erklären musste, war mir klar, dass sie nur aus einem einzigen Grund hier waren: um ihren Herren Vergnügen zu bereiten.
    Der Club hatte ein üppiges barockes Flair und spiegelte damit den Überfluss einer Ära wieder, die längst vergangen war. Ich sah klassische Statuen, Marmorsäulen, Stühle, die mit schwarzem Samt ausgepolstert waren, kunstvolle Seidenvorhänge und an allen Wänden geschnitzte Spiegel. Aus den Lautsprechern dröhnte ein Lied, das ich kannte, ich hatte es schon bei Xavier im Auto gehört. Allerdings schien es hier viel besser zu passen:
    «I see the bad moon arising. I see trouble on the way. I see earthquakes and lightnin’. I see bad times today.»
    Manche Gäste saßen unter fransigen Lampenschirmen an kleinen Tischen, tranken Cocktails und beobachteten die Pooldancerin in ihrer perlenbestickten Unterwäsche. Andere waren an den größeren Tischen mit Glücksspielen beschäftigt. Ich erkannte die üblichen Spiele, Poker und Roulette, aber es war auch eins darunter, das mich zunächst verwirrte und Lucky Wheel hieß, Glücksrad. Hierbei saßen fünf oder sechs Spieler um einen runden Tisch herum und starrten auf kleine Monitore, auf denen Menschen auf einer Tanzfläche zu sehen waren. Jedem war dabei ein Symbol auf einem Glücksrad zugeordnet. Der Spielleiter drehte das Rad, und der Spieler, an dessen Symbol es stoppte, gewann. Das Ganze hätte mich nicht weiter beschäftigt, wenn ich nicht selbst die Foltermethoden gesehen hätte, die in der Grube auf die Tänzer warteten.
    Es gab nichts, was man im Club Hex heimlich oder im Verborgenen tun musste. Alles, was auf der Erde anstößig gewesen wäre, wurde hier öffentlich zur Schau gestellt. Paare waren derart miteinander beschäftigt, dass man es nur als Vorspiel bezeichnen konnte, andere schnieften unbekümmert weißes Puder vom Tisch und schluckten bunte Pillen, als wären es Bonbons. Einige Dämonen gingen ziemlich grob mit ihrem menschlichen Gegenüber um, wobei ich es beinahe am schlimmsten fand, dass die Opfer die Misshandlungen zu genießen schienen. Das absolute Fehlen von Moral machte mich krank. Zweifel stiegen in mir auf, ob ich hier sein wollte, geschweige denn, ob ich hier Informationen über die Portale sammeln konnte. Meine Zuversicht

Weitere Kostenlose Bücher