Hades
wert.»
«Genau. Also, wo hängen denn diese Elite-Dämonen normalerweise herum?»
«Ich werde es bestimmt bereuen, dass ich da mitmache», sagte Tuck. «Aber gut, wagen wir es – jedenfalls wenn du mir sagst, wie wir hier rauskommen. In diesem Hotel ist jeder Winkel überwacht, und du wirst mit Adleraugen beobachtet.»
«Ich hab da eine Idee.» Ich legte mich bäuchlings aufs Bett und griff nach dem Haustelefon auf dem Nachttisch.
«Guten Abend, Madam», sagte die Frau von der Rezeption. «Wie kann ich Ihnen helfen?»
«Könnten Sie mich bitte zu Mr. Thorn durchstellen?», fragte ich höflich. «Ich muss mit ihm sprechen.»
Ich hörte, dass kurz mit Papier geraschelt wurde. «Mr. Thorn ist in einer Besprechung», sagte die Frau tonlos. «Er möchte nicht gestört werden.»
«Könnten Sie ihm ausrichten, dass Bethany Church am Telefon ist?», fragte ich. «Bitte.»
Der Tonfall der Dame änderte sich abrupt. Jetzt sprach sie mit mir wie mit einer VIP. «Entschuldigen Sie bitte, Miss Church», sagte sie atemlos, beinahe unterwürfig. «Ich stelle Sie sofort durch.»
Das Telefon klingelte zweimal, bevor ich Jakes samtige Stimme im Hörer hörte. «Hallo, Süße. Vermisst du mich?»
«Wer weiß», sagte ich leichthin. «Aber deshalb rufe ich nicht an. Ich brauche deine Erlaubnis.» Jake war nicht der Einzige, der mit seinem Charme spielen konnte.
«Soll das ein Witz sein, Beth? Seit wann bittest du mich denn um Erlaubnis? Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, hattest du einen ziemlich starken eigenen Willen.»
Ich versuchte, süß und beschwörend zu klingen. «Ich finde einfach, dass es schon genug böses Blut zwischen uns gab», sagte ich. «Und ich möchte es nicht noch schlimmer machen.»
«Oh-oh!» Jake klang skeptisch. «Was brauchst du?»
«Ich möchte gern ausgehen», sagte ich in möglichst beiläufigem Ton. «Du weißt schon, mit den Clubratten herumhängen und die Läden kennenlernen.»
«Du willst auf die Piste gehen?», fragte Jake erstaunt. Ich hatte ihn völlig überrumpelt.
«Na ja, eigentlich nicht», sagte ich. «Aber ich bin jetzt schon so lange nicht mehr aus dem Hotel herausgekommen. Ich muss irgendetwas tun, sonst drehe ich noch durch.»
Jake schwieg. Offensichtlich wog er mein Anliegen ab. «Gut. Aber du gehst nicht allein», sagte er schließlich. «Und ich stecke mitten in einer wichtigen Sache. Kann ich dich in ein paar Stunden abholen?»
«Ehrlich gesagt», sagte ich, «hat Tucker angeboten mitzukommen.»
«Tucker?» Jake lachte. «Der wird dir auf der Tanzfläche nicht viel nützen.»
«Weiß ich», sagte ich. «Aber als Anstandswauwau taugt er.» Ich senkte die Stimme und legte plötzlich entwaffnende Vertrautheit an den Tag. «Ich wollte nur wissen … glaubst du, ich bin bei ihm … sicher? Ich kenne ihn ja kaum, wir sind schließlich keine Freunde oder so.» Ich warf Tuck einen reumütigen Blick zu. «Denkst du, er wird auf mich aufpassen? Er tut mir doch nichts, oder?»
Jake lachte leise und drohend auf. «Bei Tucker bist du absolut sicher. Er wird nicht zulassen, dass dir etwas geschieht. Er weiß, dass ich ihm sonst bei lebendigem Leibe die Haut abziehe.»
«Dann ist es gut», sagte ich und versuchte meine Abscheu zu verbergen. «Wenn du ihm traust, tue ich es auch.»
Jake schien ein neuer Gedanke zu kommen. «Kann ich mich darauf verlassen, dass du keine Dummheiten machst?»
«Hätte ich dann vorher um Erlaubnis gefragt?» Ich seufzte laut auf und hoffte, dass es nach Enttäuschung klang. «Ach, vergiss es einfach, ich bleibe hier. Die Lust auszugehen ist mir vergangen.»
«Nein, geh ruhig», drängte Jake. Offensichtlich wollte er mich bei Laune halten. «Wenn du dich hier je zu Hause fühlen willst, musst du alles kennenlernen. Ich gebe der Security Bescheid, dass du ausgehst.»
«Danke. Es wird sicher nicht spät werden.»
«Das wäre gut, man kann nie wissen, wem du sonst in die Arme läufst.»
«Ach was», sagte ich leicht dahin. «Es weiß doch inzwischen jeder, dass ich zu dir gehöre.»
«Schön, dass du das endlich auch so siehst.»
«Es macht wenig Sinn, es zu leugnen.»
«Ich bin froh, dass du dich besonnen hast. Ich wusste, der Tag würde kommen.»
Er sprach leise und klang ernsthaft erfreut. Der Gedanke, dass er sich tatsächlich einbildete, wir hätten eine Beziehung, machte mir Angst. Er musste wirklich verrückt sein.
«Ich habe dir nichts versprochen, Jake», erklärte ich. «Ich gehe nur ein bisschen aus.»
«Ich verstehe.
Weitere Kostenlose Bücher