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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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königliche Arsch sie nennt?», fuhr sie fort. «Nicht wegen der Flammen oder der Folter. Ich wusste es, weil es absolut keine Liebe gibt. Du kannst nicht hierbleiben, Beth. Hier herrscht der Hass. Irgendwann hasst du alles und jeden, und am allermeisten hasst du dich selbst. Es frisst dich auf.»
    «Hast du keine Angst ganz allein hier draußen?», fragte Tucker.
    «Doch, schon.» Taylah zuckte die Achseln. «Aber ich musste da raus, musste weg. Ich habe es in den Clubs nicht mehr ausgehalten … von den Dämonen missbraucht zu werden wie ein Stück Vieh.»
    Bei ihren Worten blickte sich Tucker nervös um.
    «Wir müssen weiter.»
    «Komm mit uns», sagte ich zu Taylah. Ich wollte mich nicht schon wieder von ihr trennen.
    Wir schlichen weiter durch die Einöde, während Taylah neben uns herflog. Ab und zu verschwand sie, um gleich darauf irgendwo im Nebel wiederaufzutauchen.
    Während wir liefen, kam mir eine Bibelstelle in den Sinn.
Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde … und es wurde ihnen gesagt, dass sie das Gras auf der Erde nicht beschädigen sollten noch irgendetwas Grünes noch irgendeinen Baum, sondern nur die Menschen, welche nicht das Siegel Gottes auf der Stirn tragen.
    Wie eilig Gottes Rache doch war. Weder Jugend noch mangelnde Einsicht milderten das Urteil. Noch nie zuvor war mir so bewusst gewesen wie jetzt, warum man mich auf die Erde geschickt hatte.
    «Und du bist also ein Engel?», fragte Taylah. «Da hätte ich eigentlich draufkommen können, so anständig, wie du warst.»
    «Woher weißt du das?», fragte ich.
    «Als ich noch gelebt habe, hatte ich keine Ahnung. Aber jetzt spüre ich deine Gegenwart. Und du leuchtest, das verrät dich.»
    «Du wirkst nicht besonders überrascht.»
    «Mich überrascht gar nichts mehr.»
    Weil ich nicht wusste, was ich noch sagen sollte, wechselte ich das Thema. «Molly vermisst dich», sagte ich, und Taylah lächelte unglücklich.
    «Wie geht es ihr? Ich vermisse sie auch.»
    «Es geht ihr gut», sagte ich. «An Halloween, warst das wirklich du?»
    «Ja.» Taylah nickte. «Ich habe versucht, euch zu warnen. Hat aber nicht richtig geklappt, wie es aussieht. Sonst wärst du nicht hier.»
    «Weißt du, was geschehen ist?», fragte ich.
    «Nicht genau, nur dass die Séance etwas sehr Schlimmes aufgewühlt hat», sagte sie. «Abby ist total bescheuert, sie hatte keine Ahnung, worauf sie sich einlässt.»
    «Sei nicht so hart mit ihr, sie hat es sofort bereut. Wieso bist du gekommen? Woher wusstest du davon?»
    «Ich habe läuten hören, dass sich in Venus Cove ein Portal geöffnet hat. Mir war klar, dass das nur Ärger bedeuten konnte, und darum habe ich versucht, euch zu warnen. Aber auch das habe ich vermasselt.»
    «Nein», sagte ich bestimmt. «Du hast es zumindest versucht.»
    «Als Engel hättest du es aber auch besser wissen müssen und dich nicht auf solches Zeug eingelassen», schimpfte Taylah und klang gleich viel mehr wie ihr altes Ich.
    «Das stimmt. Ich hätte mich mehr bemühen müssen.»
    «Jetzt lass gut sein», sagte Taylah. «Weißt du, dass du hier unten eine Legende bist? Wir alle kennen die Geschichte, wie du Jake das Herz gebrochen hast und dein Bruder ihn unter die Erde verbannt hat. Seitdem hat er jede Sekunde darauf gewartet, dich zurückzuholen.»
    «Kennt jemand das Ende der Geschichte?», fragte ich krächzend.
    «Nein», sagte Taylah. «Aber wir sind alle sehr gespannt. Ich hoffe wirklich, dass du zu Xavier zurückkommst.»
    «Ich auch», sagte ich.
    Vor uns breitete sich die endlos geborstene, trockene Erde aus. Die einzige Abwechslung bildeten Felsen oder einzelne Kakteen.
    «Hier ist nichts», sagte Tucker niedergeschlagen. «Wir sollten umdrehen.»
    «Auf keinen Fall», protestierte ich. «Asher hat gesagt, dass es hier draußen ein Portal gibt. Wir suchen weiter.»
    «Wir müssen es nicht heute finden. Wir haben nur eine Schlacht verloren, nicht den Krieg.»
    «Sei nicht so ein Waschlappen», sagte Taylah in ihrer üblichen unverblümten Art. «Ich will, dass ihr zwei hier rauskommt.»
    «Wer weiß, wann es wieder eine Gelegenheit gibt», klagte ich.
    «Sicher», sagte Tucker zaghaft. «Aber wir sind schon sehr lange unterwegs und bewegen uns auf sehr dünnem Eis.»
    Das Gefühl, versagt zu haben, schmerzte. Wir waren so nah dran und doch so weit entfernt. Wir hatten alles riskiert und nichts gewonnen. Wenn ich mich überreden ließ umzukehren, dann nur aus Sorge um Tucker. Was mich betraf, würde Jake im schlimmsten

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