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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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daß ich ihn mit Vorsatz nicht als Ma-ta-weh ansprach, gab meine Gurgel frei. Angewidert und mit einem Ausdruck größter Herablassung stieß er mich von sich.
    »Was soll nun dieser Mummenschanz? Ein reicher Mann täuscht keinen anderen. Geben Sie sich nicht länger Mühe, mir weiszumachen, Sie besäßen nichts. Wie anders denn als als Millionär könnten Sie sich das ständige Reisen leisten? Im bürgerlichen Leben sind Sie Schriftsteller und schon dadurch einem beständigen Geldregen ausgesetzt, man liest Sie ja überall. Ich selbst habe mir nie die Mühe gemacht, Ihre albernen Schriften zu studieren; ich war mit richtigem Geldverdienen beschäftigt. Doch weiß ich, daß Sie kein Stubenhocker sind. Wie wenige haben Sie die Welt bereist. Kein Kontinent, auf dem Sie nicht schon gestanden hätten, kaum ein Land, das Sie nicht aus eigener Anschauung kennten, und keine Sprache, die Ihnen unvertraut wäre; in Ihren Büchern steht es doch! Dabei sind Sie noch jung, unfaßbar jung. Kaum dreißig Jahre, nicht wahr? Und sehnig sind Sie, kraftvoll – nicht auszudenken, daß Sie morgen, nach einer Nacht und einem Tage, die Ihnen wie Jahrhunderte vorkommen werden, in Streifen geschnitten, den Geiern zum Fraß vorgeworfen werden. Schade dann um Ihr vieles Geld, das weder Erben noch Erbin finden wird – ja, Shatterhand, Sie verstehen richtig: Erbin! Wenn erst meine Finanziers ihre Anteile für das Kupfer am Yellowstone gezahlt haben, wird das Fräulein Alma meine Braut werden. Mein Reichtum wird sie trösten, keine Träne wird sie Ihnen nachweinen.«
    »Was reden Sie da!« wurde ich nun doch ärgerlich. »Ob ich sterbe oder die Geier meinetwegen Hunger leiden, das ist einerlei. Nur bitte ich, das Mädel aus dem Spiel zu lassen und nicht weiter von Geld zu sprechen, das ich nicht besitze. Sie schießen da einen gewaltigen Bock, wenn Sie Reichtümer bei mir vermuten.«
    Dies gesagt, packte Hayes mich aufs neue. Voll Jähzorn und mit äußerster Gewalt drückte er mir die Kehle zu.

    »Reden Sie nicht so mit mir, Old Shatterhand. Nochmals, Sie sind reich! Ihre Reisen, Ihre Aufenthalte in fremden Ländern, Ihr Stich ins Exotische, das verschlingt Unsummen. Und Ihre Bücher – berichten Sie darin nicht auch von Erlebnissen in China? Von Ländern, die unsereins allenfalls aus Folianten kennt, aus Bibliotheken? Nicht zu vergessen Ihre Ausrüstung: diese zwei phantastischen Gewehre, der Henrystutzen und der Bärentöter, sodann Ihre kostbaren Pferde, eines hier, eines in der Türkei oder in Arabien oder in Algerien, stets zu Ihrer Verfügung. Über welch bedeutende Kapitalien müssen Sie verfügen, um so zu prassen! Ihr Diener, dieser Halef – arbeitet er etwa umsonst? Nachgereist kommt er Ihnen, aus Afrika herüber, auf einer Jacht – wem diese wohl gehört? Und erst Winnetou – seinen gesamten Stamm werden Sie auszuhalten haben, während Sie beide, unbelastet von jeder Sorge um Broterwerb, die Prärien durchstreifen und brave Geschäftsleute bei der Arbeit behindern. Der Beschlag von Winnetous Silberbüchse – eine ganze Silberader steckt in dem Schaft! Nein, Old Shatterhand, mich täuschen Sie nicht. So viel Verschwendung kann sich nur leisten, wer nicht auf den Kreuzer rechnen muß. Sie sind ein Buchschreiber und haben alles Glück der Welt. Für mich ist bisher nur das Unglück übriggeblieben. Hätte man auch mir Gelegenheit gegeben, Bücher zusammenzuklecksen, wieviel Leid wäre mir erspart geblieben, wieviel Geld hätte ich verdient! Aber so – unter diesen Umständen – – – «
    Von diesem unerwarteten Seelenausbruche erschöpft, gab der Mordgeselle meinen Hals abermals frei. Es war eigenartig mit uns: Der eine verabscheute den anderen in demselben Maße, wie der eine sich in dem anderen zu erkennen glaubte. Ich räusperte mich und sagte:
    »Hayes, was immer Sie mir an Fähigkeiten gutschreiben, mag zutreffen, doch Sie ziehen die falschen Schlüsse daraus. Reisen, wie ich es verstehe, kostet wenig oder gar nichts, so man sich zu Lande und auf See nützlich zu machen versteht. Wie vielen Kapitänen
habe ich schon mit Rat und Tat zur Seite gestanden, ihnen in ärgster Not Ladung und Besatzung gerettet. Würden Sie von meinen Büchern nicht nur reden, sondern sie auch lesen, Namen wären Ihnen geläufig wie Kapitän Kaiman oder Kapitän Turnerstick; von letzterem sogar zwei, einmal mit Vornamen Frick und einmal einen Heimdall. Sodann Hadschi Halef Omar. Nur zu Anfang, als er mir als Führer durch die Wüste

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