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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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dem Fräulein Alma an meiner Seite werde ich doch noch eine Familie begründen, eine Dynastie errichten. Mein Geld wird für fünf Geschlechter reichen; gegen mich werden Fürsten Bettler sein. Und aus dem Mädel, Old Shatterhand, mache ich eine richtige Dame, die Mutter meiner Söhne, die Erbin meines Vermögens!«
    »Bitte, tun Sie das. So sterben Sie reich, aber herzlos.«
    »Ja, herzlos und sogar gottlos, denn auch in dieser Beziehung bin ich das Gegenteil von Old Shatterhand!«
    »So sind Sie ein sehr armer Mann.«
    »Und Sie ein ziemlich eingebildeter, zum Glück bald toter Mann! Ich hatte gedacht, Sie wären vernünftig und ließen sich helfen. Ich hatte vor, Sie gegen Herausgabe Ihres Besitzes zu erlösen. Aus sicherer Entfernung wollte ich Ihnen eine Kugel in den Kopf geben, ehe das schreckliche Häuten beginnt. Sie wissen, die Roten tun dies stets um die Mittagszeit, nach einer Nacht unsagbarer Qualen, wenn zum Schmerz des Schneidens noch die Höllenglut der Sonne kommt. Aber da Sie so gar nichts besitzen, mit dem Sie sich freikaufen könnten, da Sie mir nicht einmal die Lage auch nur eines einzigen Placer verraten wollen – – – «
    Ah, daher wehte der Wind! Nicht nur war Hayes gekommen, sich an meinem Zustande zu weiden, er wollte mir auch in letzter
Minute das Wissen um eine Goldfundstelle entreißen – wie alle Reichen bekam er nicht genug.
    »Gold, Hayes? Davon weiß ich nichts. Außerdem, Gnade soll man ganz ohne Geld erweisen. Wenn Sie mich oder meine Gefährten erlösen wollen, tun Sie es, aber aus Menschlichkeit.«
    »Nein, Old Shatterhand. Jede Kugel kostet Geld. Wer im Diesseits nicht bezahlen kann, muß eben im Jenseits leihen. Darum endet der beste Freund der Roten als ein Heiliger. Milton Hayes aber bescheidet sich mit einem Dasein als reicher Mann.«
    »Bitte schön, dann wird aus dem Schuft und Dieb auch noch ein Mörder!«
    »Was sagen Sie da?« schrie Hayes unerwartet auf. »Alles mag ich in dieser Welt sein, ein Schuft, ein Dieb, ein Mörder, nur kein Habenichts mehr, verstehen Sie? Nie wieder arm!«
    Und mit einem Blick, den ich bei ihm noch nie gesehen hatte, packte er mich abermals am Kragen. Mit Irrsinn in den Augen und einer unglaublichen Kraft in den Händen würgte er mich ein weiteres Mal:
    »Nie – wieder – arm! Nie – wieder – arm!«
    Erst im allerletzten Moment besann er sich und ließ von mir ab.
    Heftig nach Luft ringend, brachte ich hervor:
    »Sie Wahnsinniger! Beinahe hätten Sie zugedrückt. Töten wollten Sie mich, ich konnte es in Ihren Augen sehen.«
    »Na und, was liegt daran? Sie kommen in den Himmel, aber der Verbrecher Hayes in die Hölle – das denken Sie doch, nicht wahr? Los, antworten Sie!«
    »Nein, Hayes, ich antworte Ihnen nicht mehr. Ich habe keine Lust auf ein weiteres Gespräch mit Ihnen. Zwischen uns ist alles gesagt: Sie freveln Gott und sind verdorben bis in die Haarspitzen. Lieber erwarte ich Donnerwolke und den Marterpfahl, als mich Ihnen weiter zu widmen. Wir sind fertig miteinander, adieu!«
    »O nein, noch nicht adieu, Old Shatterhand oder vielmehr: Karl Hohenthal! Bis bälde – so ruft man sich bei uns in Dresden zu. Haben Sie das schon vergessen?«

    »Gut, dann eben wie bei uns zu Heeme«, nahm ich den verbalen Fehdehandschuh auf. »Bis bälde und angenehmed Flohbeiß’n 74 !«
    Das war zuviel für Milton Hayes alias Walter Heise. Ebenfalls ins Sächsische wechselnd, schrie er mich an:
    »Sä – Sä – gemeener Angäbr! «
    Und ich gab zurück:
    »Sä – Sä – gemeenes Aas!«
    »’n Gwasselgobb sind Sä, Old Schätterhänd!«
    »Und Sä sin nährsch, Heese!«
    »Fissaasche!«
    »Forblämborner!«
    »Luhladsch!«
    »Miggrischs Muzel!«
    »Oofgegnöbbld gehörn Sä, Old Schätterhänd!«
    »Driebergezoochn sollten Sä eene kriechn, Heese!« 75
    Mitten in diese Konversation zweier Sachsen trat Donnerwolke in das Zelt. Verwundert über unser lautes Sprechen in einer ihm noch viel fremderen Sprache, blickte der Häuptling uns an:
    »Die Bleichgesichter nehmen Abschied voneinander?«
    Ich straffte und erhob mich, so daß wir drei uns einigermaßen würdevoll gegenüberstanden: Hayes, der Landsmann und Verräter, der meinen Tod und den meiner Begleiter in Kauf nehmen wollte; Donnerwolke, der es wohl noch nie erlebt hatte, daß ein Weißer einen anderen an den Marterpfahl lieferte; und ich, Old Shatterhand, von dem die beiden Erstgenannten nicht annehmen durften, daß ich das uns zugedachte Los widerstandslos hinnehmen

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