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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Bärenmesser wurden von ein und demselben Manne bearbeitet! Verstehst du nun, weshalb ich es unbedingt in meinen Besitz bringen mußte, kaum daß ich bei Pfäffle einen Blick darauf geworfen hatte? Hierzulande kann keiner die Zeichen lesen, die diese beiden Waffen tragen. Der einzige, der es vermag, könnte noch am Leben sein, was seltsam genug wäre.«
    »Ihr meint – – – ?«
    »Ja, denn mein Bärenmesser ist alt, aber der Beschlag der Büchse ist neu. Jener Mann – zuletzt sah ich ihn in Marokko, in Casablanca. Er nannte sich dort Ibn Nabil, aber das ist wahrscheinlich
ein falscher Name. Wie du siehst, hat er mich nicht vergessen. Aus der Ferne und auf ganz unerhörte Weise droht er mir, indem er geheime Zeichen ritzt!«
    »Wollt Ihr deshalb das Mädchen zur Frau, um an das Gewehr zu kommen?«
    »Unfug! Ich habe es ihr sogleich abgenommen. Ich kann damit tun, was ich will, und mit Alma auch. Bildhübsch ist sie und obendrein eine Kämpferin, klug ist sie auch. Sie muß mein werden, und wenn sie sich noch so sträubt. Erst dann reimt sich alles zusammen: das Kupfer vom Yellowstone, die Vernichtung meines alten Lebens, das richtige Weib und der Luxus der Welt – in Champagner werden wir baden, Alma und ich, und auch du, Kilmer, du und deine Männer. Aber erst müssen wir mit Washburn hinauf zum Old Faithful. Seine Leute müssen die Gegend und die Lage der Erzvorkommen kartieren, ehe der Schnee kommt.«
    »Und dann? Wollt Ihr zwanzig Westleute verpflichten, das Maul zu halten?«
    »Nicht verpflichten will ich sie, nur ein bißchen sieden – Dummkopf ! Wenn die Arbeit getan ist, töten wir sie und werfen sie in den Schlund des Geysirs. Danach sprenge ich das verdammte Ding, ebenso die anderen Speier. Die Regierung wird kaum eine geköpfte Bergkuppe unter ihren Schutz stellen.«
    »Aber das ist – das ist – – – «
    »Verschlägt es dir schon wieder die Sprache? Mein Plan ist genial, die beste Methode, reich zu werden. Bilde du unsere Vorhut, damit uns niemand den Weg verlegt, falls wir fliehen müssen. Postiere dich mit zehn Schützen am Dorfausgang. In der Dunkelheit haben die Roten keine Chance.«
    »Ihr rechnet mit Verrat?«
    »Ich rechne mit Old Shatterhand! Er wird alles daransetzen, mich bei Donnerwolke unmöglich zu machen. Bedenke, wie oft er sich aus ähnlicher Lage herausgewunden hat.«
    »Dabei habt Ihr ihn Washburn gegenüber doch als erfunden bezeichnet.«

    »Das ist er letztlich auch. So lieb und gerecht wie Old Shatterhand ist kein Mensch. Nun aber genug. Wir müssen wieder nach draußen, ehe unser Fehlen bemerkt wird. Was ist, du zögerst?«
    »Hayes, noch ein Wort! All die Jahre war ich immer an Eurer Seite. Für Euch habe ich gelogen, gestohlen, betrogen und auch gemordet. Wenn Ihr nun dort oben, in der Wildnis – wenn Ihr bei dem Geysir, Old Faithful – – – «
    »Kilmer! Du, mein einziger und bester Freund, der du wie ein Sohn für mich bist, denkst du, ich würde dich betrügen?«
    »Ja, das denke ich. Doch Ihr wißt, was in diesem Falle geschieht.«
    »Ich weiß es, du hast mir oft genug damit gedroht. Wirst du mir das Papier aushändigen, sobald ich dir deinen Anteil an dem Kupfer überschreibe?«
    »Sofort.«
    »Du übertreibst. Sofort wird es kaum möglich sein. Du hast selbst gesagt, die Aufzeichnungen befänden sich in Cheyenne, in Sicherheit.«
    »Das habe ich nur so gesagt, damit Ihr nicht weiter in mich dringt. Seht her. Das Papier steckt in meiner Brusttasche. Doch Vorsicht! Zusätzlich steckt auch mein Deringer 77 drin. Sein Lauf enthält nur eine einzige Kugel, aber sie ist für Euch, wenn ich merke, daß Ihr falschspielt.«
    »Und damit genug. Meinetwegen sollst du nicht leiden müssen, merke dir meine Worte. Und damit du siehst, daß ich es ernst meine, erlaube ich dir, mich bereits jetzt beim Vornamen zu nennen. Dein ewiges höfliches Getue überlasse diesem tölpelhaften Koch. Möge es mit ihm am Marterpfahl verbrennen, genau wie unsere dunklen Tage. Und nun ist es wirklich an der Zeit, daß wir – – – «
    Richtig – auch für mich war es an der Zeit, an Rückzug zu denken. Eigenartigerweise hatte ich zuletzt das Gefühl, nicht allein an
der Zeltwand zu lauschen. Außerdem durfte meine Abwesenheit nicht noch länger währen. Ich ließ darum jede Vorsicht fahren und lief, so schnell die Dunkelheit es erlaubte, zurück zu meinem Platz.
    Ich erreichte ihn, und keine Sekunde zu früh, denn mit einem Male brach das Getrommel ab. Die Tänzer erstarrten

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