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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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werden. Also lief ich an den Planen der Zelte entlang zu dem letzten, in welchem ich Hayes und Kilmer vermutete. Um mich her war es Nacht. Niemand stellte sich mir in den Weg, sogar die Hunde hatten sich am Feuer gesammelt. Das einzige, was zu wünschen übrigließ, war Stille. Als ich nämlich an meinem Ziele angelangt war und mich an der Tierhautbespannung des Tipis niederließ, konnte ich dahinter, wegen des Lärms der Indianer, nur vereinzelte Worte und Satzfetzen erhaschen. Diese genügten aber, um ungefähr das folgende, übrigens sehr schnell und auf deutsch geführte Gespräch zwischen Ma-ta-weh und seinem Vasallen zu verstehen:
    »Was gibt es denn, Hayes, daß wir uns hierher zurückziehen? Ihr wißt, ich habe noch nie einen Indianertanz gesehen und wäre gern am Feuer geblieben.«
    »Laß die Roten, Kilmer. Dies ist unsere einzige Möglichkeit zu sprechen, ehe die Beratung beginnt. Du wirst auch nicht zum Feuer zurückkehren.«
    »Warum denn? Das fällt doch auf!«
    »Kaum. Mir vertraut man, aber du hast hier keinen Stand. Es ist wichtig, daß du mit den Männern Vorbereitungen triffst. Womöglich reiten wir noch heute nacht.«
    »Fällt uns nicht ein! Wir bleiben und sehen zu, wie Old Shatterhand und die anderen gezwickt und gezwackt werden.«
    »Und was, wenn er den Ältestenrat beschwatzt und freikommt?«

    »Aber Ihr habt doch gesagt – – – «
    »Natürlich habe ich Donnerwolke vorgestellt, welche unversöhnlichen Feinde er an Winnetou und Old Shatterhand hat. Daß der Apache noch nicht eingesteckt werden konnte, ist ärgerlich, aber keine Bedrohung. Allein kann selbst er nichts ausrichten. Aber sein lieber Blutsbruder!«
    »Ihr scheint ja mächtig Respekt vor ihm zu haben – – – «
    »Er ist überaus gewitzt, darum geht es. Vorhin hat er Donnerwolke gute Worte gegeben; sodann mußte ich ihm die Fesseln durchschneiden. Und gleich zu Anfang hat er sich ausbedungen, zu seiner Verteidigung sprechen zu dürfen. Der Kerl scharmiert besser als ich. Wir müssen also vorbereitet sein. Hör zu – – – «
    Es wurde mir schwer, das folgende zu verstehen. Immer wieder streuten die Tänzer Pulver ins Feuer, was mit zustimmendem Geschrei quittiert wurde und hoffentlich weiter die Wachen ablenkte. Immerhin verstand ich dies:
    » – – – weshalb einer deiner Männer das Paket bereithalten muß. Ein paar andere sollen die Pferde bereithalten. Zu leicht kann es geschehen, daß Old Shatterhand Donnerwolke und mich entzweit. Falls dann der Rat sich gegen uns entscheidet, brechen wir auf.«
    »Aber Ihr seid doch mit dem Häuptling befreundet, seid sogar sein Bruder, wie er immer sagt. Ihr habt einst seinen Vater gerettet, den Roten Blitz.«
    »Es war der Gelbe Blitz, nicht der Rote. Ich habe diese Sache damals nur inszeniert, um mir den Mann gewogen zu machen. Die Weißen, die ihn angeschossen hatten, gehörten zu mir; wir waren eine Kompagnie von Fallenstellern.«
    »Was, Ihr habt den Blitz nicht vor dem Grizzly gerettet?«
    »Aber nein, Kilmer, der Bär war längst tot. Der Häuptling lag im Wundfieber und phantasierte, aber seine Krieger suchten ihn, waren uns schon ganz nahe. Im Kampf hätten sie uns aufgerieben, ganz bestimmt. Da zerrte ich den Verwundeten zu dem
Ungeheuer. Diesem rammte ich ein paarmal meine Klinge in den Leib, so daß es nach einem blutigen Kampfe aussah.«
    »Hat denn später niemand erkannt, daß das Tier bereits zuvor tot gewesen war?«
    »Nein, denn der Ort, an dem ich als Weißer den Kriegshäuptling der Schoschonen rettete, galt sogleich als heilig. Wir zogen Meister Petz schnell das Fell ab und zerteilten sein Fleisch. Die Hälfte seiner Krallen vermachte ich dem Gelben Blitz, die andere trage ich bis heute um meinen Hals. Dem lebenden Vieh habe ich mich nicht näher als auf Schußweite genähert.«
    »So seid Ihr – seid Ihr – – – «
    »Willst du mich einen Betrüger nennen?«
    »Aber Ihr seid einer! Alle Leute macht Ihr glauben, Ihr wärt ein Held!«
    »Geschieht ihnen recht. Die Menschen sehnen sich nach Helden, nicht nach Kaufleuten. Wichtig ist nicht, was einer ist, sondern wofür er gehalten wird. Ein gescheiter Kerl darf kein dummer Esel sein.«
    »Hayes, Ihr klingt schon wie Old Shatterhand.«
    »Unsinn. Er äfft mich nach, nicht ich ihn .«
    »Aber wenn das mit dem Bären nicht stimmt, so müßte ich annehmen – – – «
    »Ja, Kilmer, du vermutest richtig. Deshalb hat mich das Auftauchen des Fräuleins so überrascht: Ihr Gewehr und mein

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