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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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von Natur aus einen leeren
Kopf versteckte.
    Â»Ich kenne sie von der Arbeit, ich putze im
Otto-Ruer-Klinikum. Aber besonders gut leben kann man von den paar Kröten nicht
und, ehrlich gesagt, ist Klofrau auch nicht mein Traumjob. Ich suche also einen
– hm – Nebenverdienst. Und Janna meinte, ich sollte hier mal nachfragen. Sie
ist zwar länger nicht hier gewesen, aber sie sagte, ihr würdet sie sicher noch
kennen.«
    Â»Länger nicht hier gewesen?«, fragte Lily Munster erstaunt.

    Ups! Doch hier gewesen?
    Â»Na ja, jedenfalls nicht zum Arbeiten«, ergänzte ich
schnell.
    Die Blonde presste noch immer die nicht vorhandenen
Lippen aufeinander. Doch Lily Munster lachte viel zu laut auf, was meinen
Verdacht verstärkte, dass sie irgendetwas genommen haben könnte: »Na, umsonst
hat sie sich bestimmt nicht nackig gemacht.«
    Â»Janna hat noch gestrippt?«, sprach ich es aus, sobald
ich es gedacht hatte.
    Â»Klar. Ich glaube, zum letzten Mal war sie vor vier Wochen
hier. Und beim nächsten Mal kam sie nicht, als sie dran war. Weil sie da schon
tot war. War doch so, oder nicht, Vero?«
    Die Blonde schwieg verkniffen, aber Lily Munster geriet in
Plauderlaune und ich rückte am Tresen entlang ein wenig näher zu ihr hin.
    Â»Vielleicht sollte keiner wissen, dass sie strippte?«,
riet ich. »Wie oft arbeitete sie denn hier? So ungefähr?«
    Lily Munster dachte eine Sekunde lang nach, was sie ziemlich
anzustrengen schien: »In letzter Zeit nicht mehr so oft. Nur, wenn sie Kohle
brauchte. Aber zweimal im Monat war sie dabei.«
    Auch als Oberputze hatte Janna für ein Gehalt geschuftet,
für das Adolf ihren niedlichen Chefinnenarsch nicht einmal morgens aus dem Bett
bewegen würde. Achthundert Euro netto hatte Janna im Monat verdient –
jedenfalls bekam ich das. Darin war die Abteilungsleiterinnenzulage schon enthalten.
    Warf der schicke Karateschuppen von Jannas Mann wirklich
so wenig Gewinn ab, dass Janna nicht nur putzen, sondern auch noch strippen
gehen musste?
    Â»Sie brauchte immer Kohle«, klärte mich Lily Munster auf.
»Und sie hat eine hammergeile Show geliefert. Die Bude war voll, wenn Janna da
war, kannste glauben.« Lily Munster betrachtete mitleidig die Brünette, die
sich auf der Bühne mit Mühe die letzten Federn auszupfte, während die Musik
bereits verstummt war und sie eigentlich dekorativ im Scheinwerferlicht
posieren sollte. »Für eine gute Show lässt man auch mal ein paar Scheinchen
mehr springen. Nicht wahr, Chef?«, fragte sie die Blondine, die noch immer
schweigend ihr Champagnerglas in der Hand hielt.
    Blondie kam rüber: »Du suchst also einen Job, hm?«
    Erst jetzt begriff ich, dass die Lippenlose hier das Kommando
hatte. Also los, das war meine Chance! »Deswegen bin ich hier.«
    Â»Dann zeig mal, was du drauf hast. Du kannst Olgas Bühne
nehmen.«
    Ich zögerte. Es war nicht so, dass ich nicht damit gerechnet
hätte. Ich wusste nur nicht, ob ich das wirklich tun wollte.

    Andererseits war es scheißegal. Egal, was ich tat, es interessierte
niemanden. Ob ich mich nun auf einer dieser Bühnen auszog oder vorher tot
umfiel, es würde niemandem auffallen.
    Â»Was muss ich machen?«
    Die lippenlose Vero sah mich an, als hätte ich gefragt,
ob ich vorm Pinkeln die Hose runterziehen sollte. »Raufgehen, ausziehen,
tanzen. Noch Fragen?«
    Nö. Ich schüttelte den Kopf.
    Â»Vor dir ist Vivi dran. Wir sagen dich als Chantal an.«
    Â»Geht klar.« Ich wandte mich der Bühne zu, von der die
ungeschickte Olga gerade herunterpolterte. Der Spot beleuchtete nun eine nicht
besonders schlanke Rothaarige, die ihre runden Hüften so rasant zum Takt des
Sambarhythmus hin und her wirbelte, dass drei der fünf Zuschauer im Raum
schwindelig von ihren Stühlen kippten.
    Eine Holztreppe, die Olga eben im Dunkeln offenbar verfehlt
hatte, führte zwischen den Tischen in die Höhe. Ich kletterte auf das Podest,
hielt mich mit einer Hand an der Go-go-Stange fest und schob mir meine lila
Sekretärinnenbrille auf die Nase. Der Gedanke, dass sich der notgeile Klops am
Tisch neben dem Eingang gleich auf meine Kosten einen runterholen würde, war
nicht gerade motivierend. Und wenn ich das in der Finsternis richtig erkennen
konnte, hatte sich der Raum außerdem etwas gefüllt. Es waren drei oder vier
weitere Tische besetzt.
    Vivi war von ihrem Podest heruntergesprungen und

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