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Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Titel: Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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doch«, lächelte er.
    Das Innere des Baumarkts war gigantisch, aber der Mann füh l te sich wie an einer Schnur in die korrekte Richtung gezogen. Er genoss diesen merkwürdigen Magnetismus. Also schritt er zielstrebig durch die langen Gänge mit ihren Hochregalen, filterte Fahrstuhlmusik und Durchsagen aus seinem Bewuss t sein und konzentrierte sich völlig auf sein Ziel.
    Er war der Empfänger des Relikts, und nicht mehr Willens, sich von Handlangern vollquatschen zu lassen oder sonst wie Zeit zu verschwenden.
    Ärgerlicherweise war der Kerl, der ihm das Relikt übergeben sollte, keiner aus der Bruderschaft, was bedeutete, dass er gründlich sein musste.
    Extrem gründlich.
    Er erreichte die Gartenabteilung und sah sich einem verquoll e nen Mann um die Vierzig gegenüber, der leicht schwankte. Das würde die Sache vielleicht vereinfachen.
    »Tag«, zwang er sich zu Formalitäten, »ich habe hier einen A b holschein.«
    Röcken war erfreut, während er auf seine Uhr schielte: K urz vor Eins. Wenn das hier in diesem Tempo weiter ging, wäre in ein paar Minuten Feierabend.
    »Geben Sie her. Habe schon gewartet«, sagte er. »Und holen Sie sich am besten ne Karre. Das Ding ist schwer, würd ich mal sagen.«
    Eine kleine Pause trat ein.
    Der Mann in den dunklen Klamotten machte keine Anstalten los zu gehen, um sich eine Transportgelegenheit zu besorgen, registrierte Röcken verstimmt.
    Stattdessen sagte er: » Sie gehen und holen eine – und bitte z ü gig. Ich bin zeitlich etwas angespannt. Wo ist das gute Stück? Ich möchte es sehen.«
    Dann strich er Röcken überraschend über die Wange; eine zärtliche Geste, vollzogen von einer kalten Hand.
    »Oh«, sagte Röcken und wich zurück.
    Röcken war unangenehm berührt. Irgend etwas in ihm ließ spontan ein leichtes Schuldgefühl aufflammen. Er wusste nicht woran er schuld sein sollte, oder was er falsch gemacht hatte, aber das Gefühl war da. Es fühlte sich warm und traurig an, obwohl er nicht schaffte, seine Gedanken zu ordnen, um dieses Empfinden zu katalogisieren.
    Der Mann lächelte ihn an, und Röcken senkte den Blick.
    »Hinten, bei den anderen. Wenn sie es nicht finden, warten Sie bitte. Bin gleich wieder da.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es finde.« , erwiderte der Mann mit dem Abhol schein.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schlenderte er in den Auße n bereich, schlängelte sich durch einige Paletten Keramikfiguren und sah sich um. Er registrierte chinesischen Terrakottakri e gern nachempfundene Statuen, W asser speiende Betongänse, Maschendrahtrollen.
    Nicht, was er suchte. Er schloss die Augen , konzentrierte sich , öffnete sie.
    Er erblickte das Relikt.
    Vier Minuten vor Eins.

8
    Der Herrenausstatter hatte keine Mittagspause , niemals.
    Aber es gab einige ruhige Stunden am Tag, die der Sichtung neuer Stücke und dem Papierkram vorbehalten waren.
    Benning hängte seine Gabel in die Pasta, die einer seiner Au s zubildenden wie üblich im Feinkostgeschäft um die Ecke g e holt hatte.
    Er stellte die fettige Plastikschale auf einen Stapel Personalu n terlagen.
    Papierkram? Wozu?
    Was er heute tat, hatte morgen keinen Bestand mehr.
    Er tastete über seine Brust, um sich zu vergewissern, dass seine Eintrittskar te noch an Ort und Stelle war: N achtschwarzes, starres Büttenpapier, nur mit seinem Namen und einer kleinen Grafik bedruckt, eingebettet in die Seide seiner Innentasche. Ein reichlich leichtsinniger Ort, wenn man bedachte, welche Tür einem das Billet öffnete.
    Dass nur sein Name darauf stand , und nicht der seiner Kinder und seiner Frau , stimmte ihn trübsinnig. Aber es stand g e schrieben, dass diese Traurigkeit mit einem Schlag verschwi n den würde, und er glaubte diesen Worten. Sie waren vor langer Zeit geschrieben worden, vom Vater persönlich, und niemand hatte sie je widerlegt.
    Er blickte hinter sich.
    Der Anzug war natürlich noch da.
    Ein aktuelles Armani- M odell, gefertigt in Genua, schwarz, Größe Sechsundfünfzig.
    Den würde er heute Abend tragen, mit schwarzem Hemd und passender Krawatte.
    We n n er schon nicht das Licht in den Augen des Vaters sehen konnte, wenn dieser kam, wollte er doch wenigstens der bes t angezogene Konfirmand sein, egal, wie weit er hinten stand.
    Er hatte noch Zeit, sich auf alles einzustimmen – falls das mö g lich war.
    Wenn es so werden würde, wie es in den Überlieferungen stand, glaubte er das eher nicht.
    Es würde ein atemberaubendes Spektakel werden, die überwä l tigende Geburt

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