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Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Titel: Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Bruderschaft durchstehen zu müssen, oder das Angesicht des Vaters.
    Er hatte den Goldsaal, der eigentlich Filmbörsen, Tagungen oder Bankette beherbergte, in eine gesicherte Festung verwa n delt, ohne den feierlichen Charakter zu zerstören.
    Niemand, der heute nicht hierher gehörte, würde eindringen können, und wenn der Vater erst da wäre, würde das auch kein Problem mehr darstellen.
    Sein Eventmanager war noch in Ruhestand zu versetzen, fiel ihm ein.
    Das würde er selbst erledigen, als weiteren bescheidenen Be i trag zur Ankunft des Vaters.
    Am frühen Abend dann würde dieses Relikt geliefert werden, die Show würde beginnen, die Sonne erlöschen und eine neue Ordnung einkehren, in der er seinen festen Platz haben würde.
    Alles lief nach Plan.
     
    Straelen aß.
    Der Saal war bereit, das Sicherheitspersonal würde bald eintre f fen, es war sauber.
    Das war es für mich, dachte er, alles im Lack.
    Er würde noch ein wenig herumlungern, in seinem Büro ein, zwei Zigaretten vernichten, den Plan für morgen studieren, dann ausstempeln und raus spaz …
     
    Scheiße.
     
    Es gab nur einen Ausgang für sämtliche Mitarbeiter der Halle . D er Boss wie auch der allerletzte Hilfsarbeiter würden den Personaleingang nehmen, der auf der Rückseite der Halle lag und zu den Parkplätzen führte.
    Das Problem war nur, dass immer, wenn Top of the Pops oder ein anderes Popkonzert gastierte, der Parkplatz bereits um Fünf von einer riesigen Horde kreischender Teenager belagert sein würde.
    Es war stets das G leiche, und es war meistens kein Problem, wenn man über den Umstand, dass am nächsten Tag überall leere Coladosen und Zigarettenkippen rum lagen, hinweg sehen konnte.
    Diesmal allerdings würde er die Hinterausgänge benötigen, um die Sicherheitsleute und diesen angekündigten Lieferanten rein zu lassen.
    Richthoven hatte sich ziemlich klar ausgedrückt, was das a n ging.
    Das Personal zügig in den Saal schaffen und instruieren, den Lieferanten ausgesucht höflich behandeln – aber verdammt noch mal auf keinen Fall mit anpacken , so schwer die Lief e rung auch aussieht! U nd danach alle Türen verschließen.
    So, wie es aussah, würden sich diese Leute mitsamt ihren Mi t bringseln durch ein Heer von Pubertierenden pressen müssen, die »Sasha, ich will ein Kind von dir « schrieen.
     
    Ein klitzekleiner organisatorischer Fehler hatte sich eingeschl i chen.
     
    »So ein Dreck«, murmelte er, während sein Hirn die Arbeit aufnahm.
    Er könnte Absperrungen aufbauen – aber dafür bräuchte er Leute und die hatte er bereits in den Feierabend geschickt.
    Er könnte gleich den ganzen Parkplatz sperren. Allerdings glaubte er nicht, dass zwanzig Meter Absperrband Achthundert oder eher Tausend Kids aufhalten konnten. Sie würden das Gelände stürmen wie die Hunnen.
    Plötzlich klickte es vernehmlich in seinen Synapsen.
    Er würde einfach einen der universellen Notausgänge öffnen, die Y- f örmig aus allen Hallen ins Freie führten. Diese lagen an der Rückseite, waren leider nur zweihundert Meter vom Par k platz entfernt, aber dezenter ging’s eben nicht.
    Er hätte jetzt gut den Notausgang des Goldsaals brauchen können, aber der war bis zum Rand voll verdammter Stühle.
    Na ja: E r würde die Leute persönlich empfangen und durch die verschlungenen Gänge in den vorbereiteten Saal lotsen, hinter sich abschließen und dann nach Hause gehen.
    Problem erkannt, Problem gebannt, klopfte er sich im Geiste auf die kunterbunte Schulter.
    Jetzt hat er wieder Interesse an seiner Mahlzeit.
    Alles lief nach Plan.

11
    Obwohl es ein Septembertag war, und die Sonne nach wie vor am Himmel stand, begann die Atmosphäre gegen Achtzehn Uhr zwielichtig und auf unbestimmte Weise düster zu werden.
    Die Sonne strahlte nicht; sie war einfach nur da, eine blass- orange Scheibe ohne Intensität, und das reichte nicht aus, um einen normalen Tag im beginnenden Herbst zu simulieren.
     
    Um genau diese Zeit öffnete der talentierte Mann in S chwarz die Schiebetür des Transporters.
    Das Relikt war noch immer an seinem Platz, ohne einen Mill i meter verrutscht zu sein.
    Jetzt kam wieder der heikle Teil: H erausheben, abstellen, s i chern.
    Er war im Schritttempo durch eine Traube Teenager gefahren, die sich die Nasen an seinen getönten Scheiben platt gedrückt hatten.
    Wahrscheinlich hatten sie gedacht, im Innern säße irgendein Star.
    Nun, sie waren so nah an der Wahrheit, wie es nur ging . Er hatte in sich hinein gelächelt und war

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