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Hände, die der Satan schuf

Hände, die der Satan schuf

Titel: Hände, die der Satan schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eigentlich Ricardo galt. Dicht neben dem Dachrand war der andere zusammengebrochen, und Bachara hatte den Toten zusätzlich als Deckung benutzt, bevor es ihm gelungen war, auf das Nachbardach zu springen und zu flüchten. Über die Dächer war er entkommen. Mit dem Hubschrauber hätten sie ihn jagen können, das geschah nicht. In einem Zeitungsbericht stand später zu lesen, daß der Hubschrauber einen Defekt gehabt hatte und aus diesem Grunde nicht angesprungen war.
    Für Bachara war es die Rettung gewesen. Er hatte untertauchen können. Das war ihm bisher gut gelungen, doch nun sah er seinen Erzfeind wieder vor sich.
    Er stand am Waldrand, trug dunkle Tarnkleidung und schien nicht bewaffnet zu sein. Jedenfalls konnte Bachara keine äußerlich getragenen Waffen erkennen.
    Was war er für ein Mensch!
    Wieso konnte er kommen, wo der Satan doch versprochen hatte, daß er vernichtet worden war? War die Arbeit, von ihm eine Figur zu schnitzen, völlig umsonst gewesen?
    Der Terrorist schüttelte den Kopf. In seinem Gehirn überschlugen sich die Gedanken. Er wußte einfach keinen Bescheid mehr und brachte es nicht fertig, die Gedanken zu ordnen.
    Hier stimmte so vieles nicht, und er rechnete sogar damit, daß es sich bei der Erscheinung seines Feindes um eine Halluzination handelte. Bachara wollte es genau wissen. Er erinnerte sich daran, ein Beil eingesteckt zu haben. Aus diesem Grunde griff er in den Gürtel und zog das kleine Handbeil hervor.
    Jetzt würde es sich zeigen.
    Geduckt ging er zwei Schritte näher. Er kam sich vor wie ein Prärie-Indianer, der mit seinem Kriegsbeil einen verhaßten Weißen angriff, um ihn zu vernichten.
    Auf den Fußballen federte er. Die Lampe hielt er in der linken Hand. Der Strahl leuchtete den anderen an, und er schien auch in das Gesicht des Harald West.
    Die Züge dort schienen festgefroren zu sein. Sie wirkten völlig leblos, irgendwie taub, ohne Regung, aber dem wollte der Mann mit dem Beil abhelfen.
    Harald West sollte sich krümmen. Er würde winseln. Er mußte am Boden liegen.
    Ricardo Bachara hatte es gelernt, mit dem kleinen Beil umzugehen. Es war die Waffe, die er am meisten einsetzte. Er nahm sie mit, wenn er in den Wald ging und Holz schlug. Nur kleine Äste und Zweige. Er führte auch grobe Schnitzerein mit ihm aus, und er handhabte es perfekt. Auch im Wurf.
    Nur einmal veränderte er das Ziellicht seiner Taschenlampe ein wenig. Jetzt wurde der Schädel angestrahlt.
    Dann warf er das Beil!
    Spalten wollte er den Kopf des verhaßten Feindes! Spalten… Und das Beil flog. Es überschlug sich einige Male in der Luft, so daß der Werfer schon Angst bekam, es würde mit dem Stiel auftreffen. Das geschah nicht.
    Die Axt traf die Stelle zwischen den Augen. Bachara war Fachmann. Er hörte bereits am Aufschlag, daß sein Beil kein normales Gesicht getroffen hatte. Ein ähnliches Geräusch entstand auch, wenn er die Axt kräftig in einen Baumstamm schlug.
    Ein Stamm besteht aus Holz.
    Und Harald West?
    Plötzlich zitterte Ricardo Bachara. Er wollte kaum glauben, was da durch seinen Kopf lief und mußte sich zunächst einmal sammeln, bevor er auf den anderen zuging.
    Auf einen Menschen oder auf eine Figur? Das war die große Frage, die er wenige Sekunden später beantworten bekam. Er hatte die Hand ausgestreckt und fuhr mit den Fingerkuppen über die Gesichtshaut. Nein, Haut ertastete er nicht. Das Gesicht war hart, es fühlte sich hölzern an.
    Ricardo wußte Bescheid. Er gratulierte sich innerlich zu seinem Entschluß, die Waffe geschleudert zu haben. Ein lautloses Lachen verließ seinen Mund. Er stand vor seinem Todfeind und lachte. Nie hätte er sich so etwas träumen lassen, aber nun sah er sich bestätigt. Der Teufel hatte ihm geholfen.
    Bei seiner Aktion war er in die Knie gesunken. Nun drückte er sich langsam wieder in die Höhe. In seine Augen trat ein lauernder Ausdruck. Die Lippen waren verzogen. Er streckte den Arm aus und umfaßte den Griff der kleinen Axt.
    »Kannst du reden?« fragte er dabei und blieb in seiner Haltung stehen.
    »Kannst du mir etwas sagen?«
    Die Figur gab keine Antwort.
    »Dann bist du vernichtet!« keuchte der Schnitzerund zog mit einem Ruck die Axt aus der Stirn des anderen. Irgendwie hatte er damit gerechnet, trotz allem einen Blutstrom aus der Wunde fließen zu sehen. Das war nicht der Fall.
    Vielleicht ein wenig Sägemehl oder Späne. Sie verschwanden sehr schnell aus dem hellen Lichtschein der Taschenlampe, die Ricardo nach wie vor

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