Hände, die der Satan schuf
arbeiten!
Als er sich darüber Gedanken machte, geriet er schon ins Schwitzen. Damit hätte er nie im Leben gerechnet, daß ausgerechnet sein Todfeind, der ihn über so lange Zeit gejagt hatte, einmal zu Diensten sein würde. Ein Diener und Leibwächter…
Wieder mußte er lachen. Diesmal lautlos, dann glucksend. »Du wirst mir dienen, Harald West. Und nicht nur das. Du wirst alles tun, was ich von dir verlange. Hast du verstanden?«
Die Figur nickte.
»Wunderbar.« Bachara hatte das Beil weggesteckt. Aus diesem Grunde konnte er sich die Hände reiben und gab so seiner Begeisterung Ausdruck. »Also, noch einmal. Du wirst mir dienen und mir alle Feinde vom Hals halten. Wenn du merkst, daß sich mir jemand nähern will, dann gib es nur eine Möglichkeit für dich. Bring ihn um!«
Wieder nickte West.
Tief atmete der andere durch. »Damit du es nicht mit deinen eigenen Händen zu tun brauchst, habe ich was für dich.« Bachara griff in den Gürtel und holte das kleine Beil hervor. Er wog es in der Hand, schaufelte die Jackettschöße des anderen zur Seite, sah den Gürtel und steckte die Axt dort hinein.
»So«, sagte er. »Damit kannst du mir die Feinde vom Leib halten. Und nun geh. Sie warten bestimmt auf dich. Aber bleibe stets in meiner Nähe…«
Die Figur machte kehrt. Der Schnitzer schaute ihr so lange nach, bis der dichte Wald sie verschluckt hatte.
Ricardo Bachara war zufrieden. Er dachte an seine Arbeit, die noch vor ihm lag.
Sie machte ihm jetzt doppelt soviel Spaß…
***
Kommissar Will Mallmann kannte den Bayerischen Wald. Er würde sich immer an ihn erinnern, denn hier hatte er seine erste Frau, Karin, kennengelernt, eine Lehrerin.
Als sie nach der Trauung aus der Kirche traten, hatte das Grauen zugeschlagen. Der Schwarze Tod kam über das Brautpaar wie ein mörderisches Gewitter und tötete Karin Mallmann mit der Sense. Noch Jahre später erwachte Will Mallmann manchmal schweißgebadet, wenn er die Szene wieder vor sich sah. Wie Karin auf dem kalten Boden lag, blutüberströmt, den Kopf in Wills Schoß gebettet und allmählich ihr Leben aushauchend.
So war es gewesen, und Will konnte es nicht mehr ändern. An jenem Tage hatte es auch im Leben des Kommissars einen radikalen Einbruch gegeben. Er konzentrierte all seine Kräfte darauf, die Schwarzblütler zu jagen, wo er sie antraf. Und das war mehr als einmal der Fall gewesen. Will kniete sich jedesmal mit großer Energie in den Fall. Zahlreiche Erfolge hatte er, zusammen mit seinen Freunden, errungen. Nur Karin wurde davon nicht mehr lebendig. Die Erinnerung an sie ruhte in Wills Inneren. Auf seinem Nachttisch im Schlafzimmer stand noch ihr Bild, und er trug auch ein Foto seiner verstorbenen Frau stets in der Brieftasche bei sich.
Und jetzt hatte ihn wieder ein Fall in den Bayerischen Wald geführt. Er war allein gekommen, denn John Sinclair und Suko hatte er nicht erreichen können.
Allerdings wußte er, daß die beiden Geisterjäger an demselben Fall arbeiteten wie er. Das hatte er bei einem späteren Anruf von Sir James erfahren.
Ein Zufall?
Will Mallmann hatte es sich abgewöhnt, daran zu glauben. Er hatte in der Polizeistation von Zwiesel hinterlassen, wo er zu finden war, denn der Ort, in dessen Nähe sich der angebliche Terrorist Bachara aufhalten sollte, lag ein paar Kilometer entfernt.
Man mußte hoch in die Berge, und zwar in Richtung Großer Arber. Der ist mit seinen 1456 Metern der höchste Berg dieser herrlichen Landschaft zwischen Donau und tschechischer Grenze im östlichen Teil Bayerns.
Hier war die Welt nur noch auf den ersten Blick in Ordnung. Man achtete zwar auf den Naturschutz und war auch Stolz auf den Nationalpark, aber die Luftverschmutzung hatte besorgniserregende Formen angenommen: Die Bäume starben…
Der Ort, den Will Mallmann erreicht hatte, lag auf halber Höhe zwischen Zwiesel und Bayerisch Eisenstein. Ein malerischer Hecken Erde, umgeben von den runden Bergkuppen und eingebettet in dichte, bewaldete Hänge. Hier gab es keinen Urlaubsstreß wie an der Riviera, Adria oder an den langen Küstenstreifen Spaniens. Die kleinen Häuser waren gepflegt, die Straßen sauber und glänzten noch vom letzten Regen. Das Wetter ließ in diesem Jahr zu wünschen übrig, der Julisommer war keiner. Die Temperaturen hatten die zehn Grad soeben erreicht und wollten nicht höher klettern. Die runden Gipfel der Berge lagen im Dunst, und der Gipfel des Großen Arbers war überhaupt nicht zu sehen. Will Mallmann war mit seinem
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