Hände, die der Satan schuf
sondern ja. Denke immer daran, Ricardo. Ich habe dich in der Hand. Wenn du nur das ausführst, was sich dir sage, kann es dir nie schlecht gehen.«
»Ich weiß.«
»Also halte dich daran.«
Ricardo hob die Schultern. »Ich hatte bereits mit dem Schnitzen der beiden nächsten Figuren angefangen«, sagte er, »als ich das Geräusch hier draußen hörte und nachschauen wollte.«
»Das ist mir bekannt. Du wirst dich beeilen, denn die anderen haben bereits etwas bemerkt. Ich werde sie in dieses Gebiet hier locken und anschließend vernichten. Noch etwas möchte ich dir sagen. Dreh dich um und gibt deine Befehle.«
»Wen meinst du damit.«
»Deinen Todfeind.«
Bachara schnappte nach Luft. »Du meinst, ich soll… also, ich soll ihm sagen, was er…«
»Genau das sollst du. Sag ihm, was er zu tun hat, und er wird in deinem Sinne reagieren.«
»Aber das ist unmöglich. Er ist mein Gegner.«
»Nicht mehr.«
Ricardo schaute seinen Herrn und Meister noch einmal an. Er las einen gewissen Ernst in dieser kalten Fratze, hob die Schultern und ging einige Schritte auf die Holzfigur zu, die die Züge seines Todfeindes Harald West trug.
Er stand da und rührte sich nicht. Es kostete Bachara Überwindung, die ersten Worte zu sprechen. Nur flüsternd kamen sie über seine Lippen.
»Dreh dich um!«
West gehorchte. Er schleuderte ein Bein in die Höhe, das andere ließ er auf dem Boden und drehte sich dann.
Der Schnitzer war perplex. Das gab es doch nicht. Dieser Mann gehorchte ihm aufs Wort. Plötzlich mußte er wieder lachen. Zuerst leise, dann lauter, immer schrille und gellender, so daß sein Gelächter wie ein Ruf aus der tiefsten Hölle durch einen unheimlichen Wald hallte und irgendwann in der Dunkelheit verklang.
»Ich habe die Macht!« brüllte Bachara dazwischen. »Verdammt, ich habe die Macht. Er gehorcht mir, und er wird mir immer gehorchen! Geh in den Wald! Geh!«
Und Harald West ging.
Bachara verfolgte dessen Weg mit dem Strahl der Lampe. Ein Mensch hätte sich möglicherweise anders verhalten, aber diese Figur kümmerte sich nicht um Hindernisse. Sie stampfte durch das Unterholz und zertrat es mit wuchtigen Tritten. Schon bald erreichte sie das Licht nicht mehr. Die Dunkelheit zwischen den Bäumen hatte sie verschluckt. Das war phantastisch. Ricardo wollte es kaum glauben und wischte über seine Stirn.
Sagenhaft…
Noch einen Versuch wollte er wagen. Sehr laut rief er: »Komm zurück!«
Dann wartete er ab.
Die Figur war schon ziemlich tief im Wald verschwunden. So dauerte es eine Weile, bis der Wartende die entsprechenden Geräusche vernahm. Er hatte die Augen weit geöffnet, die Lampe hielt er in der rechten Hand und schwenkte den Strahl in einem Halbkreis, so daß die helle Lanze Bäume und Unterholz bestreichen konnte.
Das Brechen der Äste klang in seinen Ohren wie Musik, die lauter wurde, und wenig später erschien die Gestalt im Lichtschein der Lampe. Harald West kam tatsächlich zurück!
Wieder öffnete sich Ricardos Mund. Er wollte noch einmal lachen, das schaffte er nicht mehr, weil er zu aufgeregt war. Dafür drehte er sich um, denn er wollte dem Teufel, seinem großen Helfer, berichten, was er gesehen hatte.
Asmodis war verschwunden.
Als Bachara die Stelle, wo er gestanden hatte, anstrahlte, sah er dort nur mehr die Bäume, das Unterholz und den leichten Qualm, der in die Höhe wogte.
Der Teufel wußte genau, daß er sich auf seinen Diener verlassen konnte und benötigte keine Kontrolle mehr.
Ricardo Bachara aber ließ den anderen kommen. Er schaute sich die hölzern wirkenden Bewegungen und abgehackten Schritte an, mit denen Harald West sich näherte.
»Komm nur her, Harald«, sagte Bachara. »Komm nur her zu mir. Ich warte auf dich!«
Der andere ging und blieb genau einen halben Schritt vor seinem jetzigen Herrn stehen.
Der Schnitzer nickte. So hatte er es haben wollen. So und nicht anders. Er hob den Arm und klopfte mit dem Knöchel gegen die Stirn der Figur.
Dumpf hörte es sich an. Der Spalt war noch immer vorhanden. Er würde auch bleiben. Nichts bewegte sich in dem hölzernen Gesicht. Es zeigte unzweifelhaft die Züge des Harald West, nur bewegte sich das Holz nicht mehr. Es war tote Materie, keine Seele wirkte hier als Motor, allein die Schwarze Magie, die der Mann namens Bachara zum erstenmal in seinem Leben voll kennengelernt hatte.
Er war zufrieden.
Und er dachte bereits an seinen Plan, den er innerhalb von Sekunden aufgebaut hatte.
Der andere sollte für ihn
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