Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
aufgerissenen Augen an. Er war plötzlich sehr blass.
In dem Moment war es mir völlig egal, dass ich mir mit diesen Worten vielleicht das Einkommen von mindestens zwei Jahren verscherzte und mir womöglich annähernd dasselbe noch mal an Hypothekenzinsen aufhalste. Ich wusste ganz plötzlich, dass ich es nicht konnte. Niemals würde ich diese Schreckenshochzeit inszenieren! Nicht für alles Geld der Welt! Und mit einem Mal wusste ich auch, warum ich es nicht fertig brachte. Ich liebte diesen Mann! Ich liebte ihn so sehr, dass es richtig wehtat! So sehr, dass ich verrückt werden würde, wenn er eine andere heiratete!
»Streich sie bitte aus deinem Leben«, wiederholte ich, diesmal sehr leise.
Sven schaute mich traurig an. »Ich fürchte, das kann ich nicht.«
Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich ab und beeilte mich, aus seiner Nähe zu verschwinden.
*
»Also das ist in meinen Augen ganz klar«, sagte Annabel. »Sie hat ihn natürlich irgendwie unter Kontrolle.«
Pauline schnaubte verächtlich. »Womit denn? Mit Geld? Davon hat er bestimmt selbst genug!«
»Ich meine das, womit sie alle Männer kontrolliert!« Annabel war ziemlich betrunken, aber das hinderte sie nicht daran, ihr Lieblingsthema erneut vor uns auszuwalzen, nämlich die unerforschlichen Abgründe von Serenas fantastischen Sexualpraktiken. »Mit Siegel und Ring. Und wahrscheinlich mit Fräulein Staubsauger. Oder mit dem Summer. Oder mit einer Kombination aus allen drei Techniken.«
»Nein«, sagte ich entschieden. Ich war ebenfalls betrunken, doch ich hatte noch genug Durchblick, um es besser zu wissen. Was immer Serena auf diesem Feld zu bieten hatte – soweit es Sven betraf, war ich erotisch nicht zu übertrumpfen. Der Sex zwischen ihm und mir war einmalig, gigantisch, universell, unvergleichlich – und ich brauchte dazu noch nicht mal das Buch zu lesen!
»Es wäre eine gute Rache, wenn er sie heiratet und sie ihn dann kaltmacht«, sagte Pauline. »Und Britta organisiert die Hochzeit und kassiert dafür die Kohle. Im Grunde kriegen dann alle, was sie verdienen.« Sie hatte ebenfalls ein paar über den Durst getrunken, aber in puncto Stehvermögen war sie mir und Annabel deutlich überlegen, weshalb sie vermutlich auch besser denken konnte. Trotzdem wollte mir das, was sie da sagte, nicht recht einleuchten, obwohl es auf den ersten Blick logisch war.
Annabel schien meine Meinung zu teilen. »Wie kannst du das sagen?«, fragte sie empört. »Britta liebt ihn doch!« Sie hatte heute Abend aus unerfindlichen Gründen wieder ihr blau gefärbtes Hochzeitskleid angezogen und Lametta in ihr Haar geflochten.
Pauline nahm ungerührt einen Schluck von ihrer Bloody Mary. »Dann müssen wir eben eine Möglichkeit finden, diese Schlampe aus dem Weg zu räumen.«
»Der Alkohol lässt dich immer gewalttätig werden«, rügte Annabel.
»Und dich bringt er dazu, irgendwelche blödsinnigen Zaubersprüche aufzusagen«, konterte Pauline.
»Bis jetzt hat es immer gewirkt!«, rief Annabel. »In jeder Beziehung! Der von neulich und der von gestern auch!«
»Ach ja? Und wann kommt der Typ, der Britta zu Füßen sinkt?«
»Aber es gibt ihn doch schon längst!« Annabel gestikulierte so heftig, dass sie etwas von ihrem Golden Elephant verschüttete. »Sven ist sogar bereit, ein Doppelleben zu führen, so sehr liebt er Britta!«
»Aber nicht genug, um Serena abzuservieren! Weil der Zauber nämlich Scheiße ist!«
»Das ist nicht wahr!«, widersprach Annabel böse.
Zwischen den beiden schien sich ein handfester Krach zu entwickeln. Ob es am Alkohol lag? Nachdenklich nippte ich an meiner Pink Lady. Wir hatten zwar schon gestern Abend zu viel getrunken, aber verzweifelte Situationen erforderten nun mal verzweifelte Maßnahmen, also hatten wir kurzfristig eine weitere Krisensitzung anberaumt, zur Abwechslung in Paulines Zimmer. Diesmal gab es allerdings keinen Punsch, sondern schöne bunte Cocktails. Wir hatten von der letzten Geburtstagsparty noch genug Alkohol übrig, um etliche leckere, Vergessen schenkende Drinks zu mixen. Morgen konnten wir alle ausschlafen. Sven war zu einem Wochenendseminar weggefahren, ohne dass ich ihn noch einmal gesehen hatte. Er hatte mehrfach versucht, mich auf meinem Handy anzurufen, aber ich war nicht drangegangen. Stattdessen hatte ich mich in der Stadt rumgetrieben und gewartet, dass Pauline Feierabend hatte, weil ich ihm nicht mehr allein begegnen wollte. Als ich anschließend mit Pauline zusammen in die Störtebekerstraße
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