Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
arbeitete sich langsam unter mein Hemd vor, bis sie nackte Haut erreicht hatte.
»Schnell gefreit, lang bereut«, murmelte ich, in den Tiefen dieses sinnlichen Traums gefangen.
»Was?«
»Du hattest gesagt: schnell gefreit, lang bereut .«
»Richtig. Oder vielmehr: falsch! Ich habe meine Meinung geändert!«
Seine Lippen glitten mit erregender Sanftheit über meinen Hals, aber erst, als er sacht in meine Schulter biss, merkte ich, dass ich überhaupt nicht träumte, sondern mitten in der empörenden Realität steckte. Ich stieß ihn von mir und setzte mich auf. Er hockte neben mir auf dem Bettsofa. Die Krawatte baumelte lose von seinem Hals, und die ersten Hemdknöpfe waren offen, sodass ein Stück von seiner glatten, bronzefarbenen Brust zu sehen war. Sein helles Haar war zerzaust und in seinen Augen stand ein unmissverständliches Funkeln.
»Was soll das eigentlich?«, fuhr ich ihn an.
»Was soll was?«
»Das fragst du noch? Wie stellst du dir das eigentlich vor? Wie soll das laufen? Heiraten oder heimliche Affäre?«
»Wenn du dich erinnerst: Es war deine Idee, es geheim zu halten, weil du der Meinung warst, Annabel könnte es nicht verkraften. Was ich, ehrlich gesagt, immer noch sehr bezweifle.«
»Das lassen wir jetzt mal beiseite«, sagte ich aufgebracht. »Du warst derjenige, der es unverbindlich haben wollte!«
»Das habe ich anders in Erinnerung.«
Ich stand kurz vorm Siedepunkt. »Vielleicht sagst du mir jetzt einfach mal, was du vorhast! Willst du nun heiraten oder nicht?«
Er zuckte die Achseln und lächelte mich strahlend an. »Geht denn nicht einfach beides? Heiraten und Liebe? Wäre das denn nicht auch in deinem Sinne?«
»Dann sei doch einmal in deinem Leben wirklich ehrlich und erzähl das deiner zukünftigen Frau!« Ich sprang zitternd vom Bettsofa hoch und rannte stolpernd zur Tür.
Sven blieb mit verblüfftem Gesicht sitzen und starrte mich an. »Wie meinst du das jetzt?«, wollte er wissen.
»Wie ich es gesagt habe!«, schrie ich.
Er runzelte die Stirn. »Du meinst – ganz offiziell? Mit richtiger Ankündigung? Vielleicht sogar, wenn Leute dabei sind? Stellst du es dir so vor, auf die altmodische Art?«
Mir war ganz und gar nicht klar, was daran altmodisch sein sollte, im Gegenteil.
Sven nickte nachdenklich. »Die Kanzleieröffnung wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, es coram publico zu verkünden.«
Ich fuhr zu ihm herum und glotzte ihn an wie ein Wesen von einem anderen Stern. Es sollte ja Leute geben, die beziehungsmäßig wirklich unglaublich freizügig und fortschrittlich lebten, und sicher gehörte Serena auch dazu. Aber ich zweifelte sehr ernsthaft daran, dass sie sich das einfach so bieten lassen würde. Schon gar nicht coram publico, wenn es das war, was ich mir mit meinem mir noch erinnerlichen, rudimentären Latein zusammenreimte. Sven hatte sie nicht mehr alle, so sah es aus.
Es sei denn … Womöglich hatten sie eine Vereinbarung. Sehr wahrscheinlich sogar, denn sonst hätte Serena sich solche Eskapaden wie kürzlich auf Annabels Hochzeit nicht erlauben dürfen. Tja, und Sven tat ganz einfach zum Ausgleich dasselbe. Und schon waren alle zufrieden. Eine offene Beziehung fanden heutzutage viele Leute toll. Bloß ich nicht. Nicht in hundert Jahren. Sollte Serena ihn doch haben. Aber wenn, dann ganz und ohne mich. Erschöpft wandte ich mich ab.
»Hast du schlechte Laune?« Er stand auf und folgte mir auf den Gang hinaus. »Oder Migräne?« Mit zwei Schritten überholte er mich und trat mir in den Weg. »Ich sehe dir an, dass du einen harten Tag hattest. Und ich Idiot mache dich auch noch wach! Es tut mir Leid!«
Ich schaute entschlossen zu ihm auf. »Ich bin nicht so veranlagt, Sven. Ob mit oder ohne Heirat – ich kann dich nicht mit einer anderen teilen.«
Er wirkte ehrlich bestürzt. »Mein armer Liebling! Ich verstehe! Dieses Trauma auf der Hochzeitsfeier neulich, und dann deine eigene geplatzte Lebensplanung – es hängt dir immer noch nach! Was kann ich tun, um es dich vergessen zu lassen? Sag es mir einfach, und ich mache es!«
»Schieß sie in den Wind«, schrie ich. »Schieß dieses Weibsstück Serena in den Wind! Wie kannst du überhaupt noch was mit ihr zu tun haben wollen, nachdem sie auf Annabels Hochzeit mit Klaus und Thomas …« Ich schluckte und hielt inne, weil ich das Ungeheuerliche einfach nicht herausbrachte. »Vergiss sie doch einfach!«, rief ich völlig außer mir. »Sie und ihre mörderische Mutter!«
Sven schaute mich mit weit
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