Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
Vom Netzwerk:
Weiber und bescheuerte Hochzeit zu verstehen waren.
    »Hast du Thomas gesehen?«, fragte ich ihn.
    Er musterte mich aus blutunterlaufenen Augen und stützte sich auf der Schulter von Klaus ab. »Serena«, nuschelte er breit grinsend. »Besenkammer. Hätt’ gern m-mit ihm getauscht. Fand die Alte schon damals in der Schule so g-geil!« Er kippte den Rest von seinem Whisky und rülpste.
    Ich runzelte ärgerlich die Stirn. Der Typ war total zu, aber das war keine Entschuldigung für solche blöden Sprüche. Wahrscheinlich hatte er sogar die Frechheit besessen, Klaus einzureden, dass die ganze Sache nichts weiter gewesen war als eine Art Kavaliersdelikt. Wenn überhaupt.
    Schnaubend verließ ich die Bar und suchte weiter nach Thomas, doch die übrigen Gasträume waren leer. Er war weder im Rittersaal noch in der Küche und ich fand ihn auch nicht in der Garderobe oder im Lagerraum. Am Ende überwand ich mich sogar so weit, einen kurzen Blick in die Herrentoilette zu werfen, doch auch hier war er nicht.
    Gerade überlegte ich, nach oben zu gehen und in den Gästezimmern nach ihm zu schauen, als ich ein Geräusch hörte, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es kam aus der Besenkammer. Ich zögerte nicht lange, sondern riss sofort die Tür auf. Im nächsten Augenblick lachte ich erleichtert auf. Es war niemand hier. Das Geräusch stammte von dem offenen Fenster, das im Luftzug gegen die Wand schlug.
    Sorgfältig schloss ich die Tür und ging nun doch nach oben, schon allein deswegen, weil ich auch das Brautkleid noch mitnehmen wollte. Ich öffnete die Tür zu dem Zimmer, in dem Annabel ihre Sachen deponiert hatte, als sie sich heute Abend umgezogen hatte.
    Und stieß einen markerschütternden Schrei aus, als ich die beiden Personen auf dem Bett sah.
    Diesmal waren weder Staubsauger noch Putzeimer in Sicht, aber auch ohne diese Requisiten war die Situation mehr als eindeutig. Das Schauspiel war dasselbe wie schon früher am Abend, nur dass die Besetzung eine andere war. Das heißt, sie war nur teilweise anders. Die weibliche Hauptrolle wurde nämlich von derselben Person ausgefüllt, nur dass sie diesmal völlig nackt war.
    Den männlichen Part hatte mein Verlobter übernommen. Anders als Serena war er, wie ich sofort erkannte, nicht ausgezogen. Jedenfalls nicht ganz. Er trug noch seine linke Socke. Als er meiner ansichtig wurde, klappte sein Mund vor Entsetzen weit auf.
    »Britta!«, rief Thomas. »Es ist nicht so, wie du denkst!«
    »Du kannst wohl nie anklopfen, oder?«, beschwerte sich Serena. Sie hatte mich nicht sofort gesehen, weil sie noch beschäftigt gewesen war, als ich die Tür aufgemacht hatte.
    Sie sagte noch etwas, aber das konnte ich nicht mehr hören, weil ich schon auf der Treppe nach unten war.
    *
    »Ich kann nicht fassen, dass er ausgerechnet das gesagt hat«, meinte Pauline am darauf folgenden Abend. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen auf der Matratze und nippte von ihrem Punsch. »Ich meine, er hat wirklich die Stirn, das zu sagen, und zwar haargenau in demselben Augenblick, während sie ihm …« Sie sah mein Gesicht und führte den Satz nicht zu Ende.
    »Männer sagen immer diese Worte, sobald man sie in flagranti erwischt«, behauptete Annabel. »Wenn ihr euch erinnert: Klaus hat auch so was Ähnliches gesagt. Ich frage mich allerdings, warum.«
    »Warum was?«, wollte Pauline wissen. »Warum er das getan hat oder warum er das gesagt hat?«
    »Ich weiß nicht.« Annabel starrte in die Dampfschwaden, die von dem Topf mit dem Punsch aufstiegen. Er stand auf dem Boden, weil der Tisch abgeschlagen draußen in der Diele lag. Als ich heute Morgen nach längerer Irrfahrt und drei Stunden Heulkrampf im Auto gegen sieben Uhr früh nach Hause gekommen war, hatte ich die Möbelpacker trotz meines Schockzustandes gerade noch daran hindern können, unseren Hausrat zu verladen. Unter diesen Umständen konnte ich unmöglich umziehen, schon gar nicht zu Thomas.
    »Sag doch auch mal was«, verlangte Pauline von mir.
    Ich zuckte nur die Achseln. Was hätte ich auch sagen sollen? Mit meiner Stimme stand es nicht zum Besten. Sie klang eigentümlich krächzend, sobald ich etwas von mir gab. Vielleicht lag es daran, dass ich so lange und so laut geheult hatte. Abgesehen davon ging es mir so schlecht wie noch nie in meinem Leben. Seit vor fünfzehn Jahren meine Mutter gestorben war, hatte ich mich nicht mehr so mies gefühlt. Jeder Knochen im Leib tat mir weh, und dabei hatte ich den ganzen Tag über kaum

Weitere Kostenlose Bücher