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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Gefühl des Wiedererkennens zu ergründen, welches mich bei ihrem Anblick überkam, und ja, dann hatte ich es: Stan und Olli. Nur dass diese zwei hier nicht nur dick und doof, sondern auch ziemlich bösartig dreinschauten.
    »Du weißt Bescheid«, sagte der kleine Fettsack.
    Der dürre Große grinste mit gebleckten Zähnen und glotzte mich dabei an, als wäre ich ein seltenes Tier im Zoo. Und dann, ich mochte kaum meinen Augen trauen, zog er ein langes, ungeheuer scharf aussehendes Messer aus seiner Jackentasche und fing an, sich damit die Fingernägel zu reinigen.
    »Deine Tochter?«, fragte der kleine Dicke. »Willst du sie nicht mal vorstellen?«
    »Ach ja, Britta, das sind Stanislaw und Oleg«, sagte Papa schnell. Er fasste mich unter und zog mich von den beiden Typen weg, zurück zum Restaurant. Über die Schulter sah ich, wie die beiden uns düster nachschauten. Ob Stanislaw das Frettchen war und Oleg die Bowlingkugel? Dann hätte es sogar von den Namen her gepasst. Anscheinend kamen sie aus Osteuropa, obwohl der kleine Dicke ziemlich akzentfrei sprach.
    »Was sind das für Kerle?«, wollte ich argwöhnisch wissen. »Hast du dieses Messer gesehen?« Meine Stimme wurde lauter. »Bist du schon wieder in Schwierigkeiten? Hängt es mit dieser Import-Export-Firma zusammen, wegen der du neulich schon mal Ärger hattest?«
    »Nicht doch, das entwickelt sich alles bestens.« Papa lachte, aber in meinen Ohren klang es ziemlich blechern. Ich seufzte innerlich, ließ die Sache aber auf sich beruhen. Mein Vater sah vielleicht aus wie ein seriöser Vorruheständler, aber in Wahrheit war er die Leichtfertigkeit in Person. Er hatte einen Hang zu undurchsichtigen Geschäften mit komischen Leuten, und man wusste nie, welchen Blödsinn er als Nächstes verzapfte. Seit meine Mutter tot war, hatte er ständig irgendwelchen Ärger am Hals, meist in Zusammenhang mit todsicheren Geldanlagen, die sich dann regelmäßig als Reinfälle entpuppten. Ich erinnerte mich zum Beispiel mit Schaudern an einen Deal, mit dem er sich in eine Firma eingekauft hatte, die Konservendosen herstellte und vertrieb. Es waren keine normalen Dosen gewesen, sondern solche, die beim Öffnen Musik abspielen sollten, und zwar vorzugsweise irgendwelche Songs, die vom Essen handelten. An sich klang das Konzept erfolgversprechend, es hatte nur den Haken, dass es ein Windei war. Das Geschäft gelangte nie über die Entwicklungsphase hinaus, weil der Erfinder nicht nur per Haftbefehl gesucht wurde, sondern sich auch ziemlich schnell nach Australien absetzte. Mitsamt dem ganzen Geld, das er für das Projekt eingesackt hatte.
    Die Leute, mit denen er seine garantiert mega-erfolgreichen Joint Ventures aushandelte, besaßen die Seriosität von Klapperschlangen. So ähnlich wie die beiden russisch aussehenden Typen von vorhin. Der Himmel mochte wissen, was da jetzt gerade wieder im Gange war.
    Aber im Moment konnte ich mich darum nicht kümmern, ich hatte genug eigene Sorgen. Ich gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange, und er trollte sich zu seinem Wagen, um heimzufahren, während ich die letzte Ladung Geschenke aus der Gaststätte holte und sie in mein Auto packte.
    Sorgenvoll betrachtete ich anschließend den komplett zerbeulten S-Klasse-Daimler von Serena. Pauline hatte Recht, diese kleine Privatverschrottung würde vermutlich keine Versicherung bezahlen. Für Vorsatz kam die Haftpflicht nicht auf. Hoffentlich konnte Serena den Schaden verschmerzen. Allem Anschein nach war sie schwer bei Kasse, und wenn auch nur ein winziges Fünkchen Anstand in ihr steckte, ließ sie die ganze Sache auf sich beruhen.
    Nachdenklich betrachtete ich die zerbeulte Beifahrerseite. Eigentlich sah der Wagen noch fahrtüchtig aus. Wieso hatte sie ihn stehen lassen? Hatte sie was getrunken?
    Als Nächstes sah ich erstaunt, dass Thomas’ Volvo ebenfalls noch auf dem Parkplatz stand. Eigentlich hatte er schon längst heimfahren wollen, er musste morgen in aller Herrgottsfrühe geschäftlich nach Hamburg fliegen.
    Ein Gefühl von Rührung erfüllte mich. Vermutlich hatte er gedacht, für mich hier die Stellung halten zu müssen, bevor das Chaos überhand nahm.
    Eilig ging ich zurück ins Haus, um nach ihm zu suchen. Mittlerweile hatten sich auch die letzten Gäste verabschiedet. Nur Klaus und sein Bruder hingen noch an der Bar. Klaus hatte den Kopf auf beide Arme gelegt und schnarchte volltrunken vor sich hin, während sein Bruder irgendwas lallte, von dem nur ein paar Brocken wie zickige

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