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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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mehr getan, als auf der Matratze zu liegen und aus dem Fenster in den Garten zu starren. Mir war, als wäre ich von einem Fünfundzwanzigtonner überrollt worden – ein Vergleich, der mir sofort neue Tränen in die Augen trieb, weil er mich an einen Spruch erinnerte, demzufolge eine Frau ab vierzig größere Chancen hat, von einem Laster überfahren zu werden als zu heiraten.
    Ich war zwar noch nicht vierzig, aber welche Rolle spielte das momentan schon? Ich fühlte mich wie hundert, wenn nicht noch älter.
    Pauline hatte mir bei meiner Heimkehr spontan angeboten, Thomas unter einem Vorwand einzubuchten – Ein Tütchen Koks im Handschuhfach, und du siehst ihn die nächsten drei Jahre nie wieder! – oder ihn wenigstens windelweich zu schlagen, aber selbst dazu war mir nichts eingefallen außer einem müden Achselzucken.
    »Ich überlege mir immer, ob es was mit Technik zu tun hat«, murmelte Annabel. Sie lag neben mir auf der Matratze und starrte an die Decke.
    »Welche Technik?«
    »Wie sie es bei ihm gemacht hat. Ich meine, vielleicht hat sie eine spezielle Methode, um Männer von sich abhängig zu machen.«
    »Männer sind nur von einer Sache abhängig, und die tragen sie ständig mit sich in ihrer Hose herum«, verkündete Pauline. »Und damit meine ich nicht die Brieftasche.«
    Ich öffnete den Mund, um Einwände zu erheben. Zumindest soweit es Thomas betraf, stimmte das ganz und gar nicht. Von Sexsucht war er so weit entfernt wie Pluto von der Sonne. Doch bevor ich Das stimmt überhaupt nicht oder etwas in der Art sagen konnte, meldete sich Annabel wieder zu Wort.
    »Was soll jetzt bloß werden?«, flüsterte sie trostlos.
    »Ich wüsste ja was, aber ihr wollt ja nicht auf mich hören«, sagte Pauline.
    »Gewalt ist keine Lösung«, meinte Annabel.
    »Das meinte ich ausnahmsweise nicht«, erklärte Pauline. Sie sah mich auffordernd an. »Dein Vater hat ein großes Haus!«
    »Schlag dir das aus dem Kopf«, sagte ich sofort.
    »Wieso? Er hätte bestimmt nichts dagegen, wenn wir für eine Weile bei ihm einziehen! Ich weiß gar nicht, was du immer hast! Er ist so ein super netter Mensch!«
    »Ich will aber nicht da wohnen! Was glaubst du, was er macht, wenn er gleich mehrere Frauen um sich hat?«
    »Dein Vater ist nicht so einer!«, sagte Pauline empört. »Nicht alle Männer wollen eine Frau in die Besenkammer schleppen!«
    Annabel schluchzte kurz und erstickt auf und ich warf Pauline einen strafenden Blick zu. »Ich rede nicht von Besenkammern. Oder sagen wir, nicht in diesem Sinne. Höchstens im ursprünglichen. Das heißt, rein putz- und haushaltstechnisch. Mein Vater, liebe Pauline, ist ein Mensch, der jede Frau in seiner unmittelbaren Reichweite als Köchin, Putzfrau und Bügelhilfe betrachtet.« Ich wollte noch hinzufügen, dass er auch ein Ass darin war, andere Leute anzupumpen und hinterher tausend Ausreden zu erfinden, warum es mit der Rückzahlung noch eine Weile dauerte, doch das verkniff ich mir lieber.
    Vorsichtshalber erwähnte ich gar nicht erst, dass das Haus, in dem mein Vater wohnte, in Wahrheit sogar ganz allein mir gehörte, denn dann hätte Pauline erst recht darauf bestanden, dass wir auf der Stelle alle drei bei ihm einzogen. Es war das Elternhaus meiner Mutter und in ihrem Testament hatte sie es in weiser Voraussicht mir vermacht. Aus gutem Grund, wie ich mittlerweile wusste. Vermutlich hätte mein Vater keine drei Monate gebraucht, um seine einzige Bleibe zur Ankurbelung seiner dubiosen Geschäfte zu verscherbeln. Es gab immer irgendwelche Aktionen, für die er eine frische Finanzspritze brauchte.
    »Zu ihm ziehe ich auf keinen Fall«, bekräftigte ich meinen Entschluss.
    »Es ist aber eine Tatsache, dass wir hier raus müssen«, sagte Pauline erbarmungslos.
    »Wo sollen wir denn bloß hin?«, jammerte Annabel. »Ich will nicht zu meinen Eltern! Ich will bei euch bleiben!« Mit waidwundem, leicht valiumverschleiertem Blick schaute sie mich an. »Du verstehst mich besser als meine eigene Mutter!«
    In dem Punkt hatte sie auf jeden Fall Recht. Annabels Mutter hatte im Laufe des Tages schon dreimal angerufen und mit schriller Stimme darauf bestanden, dass Annabel aus einer Mücke keinen Elefanten machen solle. Klaus wäre ein solider, grundanständiger junger Mann, der nur zufällig ein Glas zu viel intus gehabt hatte, und Annabel solle sich doch bitte nicht so anstellen.
    »Ich möchte hier nicht weg«, wiederholte Annabel.
    »Noch hat uns niemand rausgeschmissen, oder?« Ich kippte mir

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