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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Brühwürste als Dauerbrühwürste beziehungsweise Halbdauerware zum Verkauf kommen: Bierwurst, Göttinger, Krakauer, geräucherte Schinkenwurst, Tiroler, Kochsalami. Oder dass für die Lyoner Nitritpökelsalz, für die Gelbwurst dagegen Kochsalz verwendet wird. Oder dass man als Schmorstücke Hochrippe, Hüfte, Kugel, Bürgermeisterstück, Tafelspitz, dicken Henkel, abgedeckte Fehlrippe, abgedeckten Kamm, dickes Bugstück, Schaufelstück, falsches Filet und Schaufeldeckel verwenden konnte.
    »Ich habe gleich drei Leben zerstört«, sagte Klaus niedergeschmettert. »Annabels, deins und meins.«
    »Und was ist mit Pauline?«, entfuhr es mir. Ich ärgerte mich, kaum, dass ich es ausgesprochen hatte. Wozu redete ich überhaupt mit dem Typ? Und was hatte er eigentlich hier in meinem Büro verloren? Gab es nicht so was wie eine Privatsphäre? Reichte es nicht, was er heute Mittag versucht hatte?
    »Pauline?« Er wirkte bestürzt. »Mein Gott, ja! Sie wird jetzt bestimmt auch nicht hier wohnen wollen! Herr im Himmel, was habe ich getan!« Er sah aus, als wollte er anfangen zu weinen, und zu meiner Bestürzung tat er genau das, und zwar in der nächsten Sekunde. Er sackte auf meinem Besucherstuhl zusammen und zerrte die Schürze hoch vor sein Gesicht, um die trockenen Schluchzer zu dämpfen, die lautstark aus seiner Brust stiegen. Der Anblick war so ungewohnt und peinlich, dass ich automatisch sofort aufhörte zu heulen. Pikiert betrachtete ich seine zuckenden Schultern, seine verkrampften Hände und die kleine kahle Stelle auf seinem Hinterkopf. Er sah aus wie das, was er jeden Tag zu Wurst verarbeitete: ein armes Schwein.
    Am liebsten wäre ich ins Bad gerannt, um ein Handtuch für seine geschwollenen Augen anzufeuchten. Oder in die Küche, um ihm einen Cognac zu holen.
    Doch ich blieb sitzen und widerstand heldenhaft allen Anwandlungen, ihm Trost zu spenden. Wenn jemand meinen Beistand nötig hatte, dann Annabel. Auf keinen Fall dieser Verräter! Sollte er doch heulen. Er hatte es verdient, zu leiden.
    Er murmelte irgendwas Unverständliches.
    »Was hast du gesagt?«, fragte ich ungnädig.
    Er lupfte kurz die Schürze, und sein fleckig gerötetes Gesicht kam zum Vorschein. »Es ist so schrecklich, dass euer Leben auch noch verpfuscht ist!«
    »Das hättest du dir früher überlegen sollen. Jetzt ist es zu spät.«
    Er schaute verzweifelt drein. »Nach alledem willst du bestimmt auch für deine Hochzeit einen anderen Caterer engagieren, oder?«
    Verständnislos runzelte ich die Stirn. »Für welche Hochzeit?«
    »Na, für deine und Thomas.«
    Das verschlug mir die Sprache. Mit offenem Mund starrte ich ihn an.
    »Was ist?«, fragte er betreten. »Sehe ich irgendwie komisch aus?«
    »Ja«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Du weißt es noch gar nicht, oder?«
    »Was denn?«
    Ich schluckte hart. Er schien tatsächlich keine Ahnung davon zu haben, dass sich in seiner Hochzeitsnacht noch eine bemerkenswerte Duplizität der Ereignisse ergeben hatte. Falls sein Bruder was davon mitgekriegt hatte, war er wohl zu betrunken gewesen, um sich daran zu erinnern und es Klaus zu erzählen. Und die direkt Beteiligten hatten es vermutlich vorgezogen, den Mantel des Vergessens darüber auszubreiten. Nun, was mich betraf, so galt dasselbe.
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Wieso? Was meinst du? Was ist passiert?« Er sprang auf. »Hat es was mit Annabel zu tun? Ich habe ein Recht, es zu erfahren!«
    »Du hast überhaupt keine Rechte mehr. Schon gar nicht, was Annabel betrifft.« Ich stand ebenfalls auf und beugte mich wütend vor. »Zu deiner Kenntnis wiederhole ich es noch einmal: Du hast in Bezug auf Annabel sämtliche Rechte verwirkt. Wenn du es genau wissen willst: In Zukunft wird sich jemand anders um ihre Rechte kümmern. Jemand, der viel mehr davon versteht als du.«
    Klaus zuckte heftig zusammen und glotzte mich an wie ein Kalb auf der Schlachtbank. Befriedigt über den Effekt, den meine Worte auf ihn hatten, ließ ich mich wieder auf den Stuhl sinken.
    »Was willst du damit sagen?«, brachte er mühsam hervor.
    »Was wohl?«, fragte ich süffisant zurück.
    Er schüttelte den Kopf, als müsse er ein lästiges Insekt vertreiben. »Sie kann unmöglich jemand anderen haben!«
    »Hat sie aber. Einen echten Traummann. Sie hat ihn mir heute vorgestellt.«
    Klaus’ schockierter Gesichtsausdruck war Balsam für meine wunde Seele.
    »Aber wie denn?«, rief er voller Entsetzen aus. »In dieser kurzen Zeit!«
    »Wieso nicht? Es gibt Dinge,

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