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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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die Hochzeit orientierte und ebenfalls fünf Prozent betrug – in diesem speziellen Fall also schlappe zwölffünf.
    Mit anderen Worten, ich würde bei der Übernahme der kompletten Organisation zwölftausendfünfhundert verdienen und der Entwurf allein brachte mir einen Tausender. Allein die letzte Summe war mehr, als ich in den meisten Monaten seit der Eröffnung von Brittas Brautbüro verdient hatte.
    Die Zahlen lagen durchaus im Bereich des Üblichen. Es gab größere, etablierte Firmen, die mehr verlangten, und Newcomer wie ich, die sich mit weniger zufrieden gaben. Mit meinen Sätzen bewegte ich mich bei Marie-Luise im Rahmen dessen, was ich sonst an Prozenten berechnete, aber natürlich deutlich über den Beträgen, die ich bei geringerem Kostenaufwand als Pauschale aushandelte. Doch schließlich nagte sie nicht gerade am Hungertuch. Allein das, was sie am Körper trug, war ein kleines Vermögen wert, und dabei rechnete ich ihren Schmuck nicht mal mit. Ein weiteres, etwas größeres Vermögen hatte sie für ihren Schönheitschirurgen und ihren Zahnarzt ausgegeben. Jeder Quadratmillimeter ihres faltenfreien Gesichts und ihrer porzellanweißen Zähne zeugte von teuerster Maßarbeit. Leute wie sie nahmen meist den Standpunkt ein: Was nichts kostet, taugt auch nichts.
    Ich fragte mich gerade, was sie überhaupt zu einer eher unbekannten Hochzeitsplanerin wie mich verschlagen hatte, als sie sich vorbeugte und mich intensiv musterte. »Wissen Sie, eigentlich wollte ich zu einer bekannteren Firma gehen. Aber meine Tochter hat darauf bestanden, dass wir Sie in die Ausschreibung einbeziehen. Genau genommen ist sie sogar zu neunundneunzig Prozent sicher, dass Sie den Auftrag bekommen. Sie hat Sie nämlich in Aktion gesehen und besteht darauf, dass Sie sich um das Fest kümmern. Das hat sie mir erst heute Morgen wieder gesagt, in aller Deutlichkeit.«
    Perplex erwiderte ich Marie-Luises Blick. »Ach, wirklich? Kenne ich Ihre Tochter?«
    »Das sollte man meinen«, erwiderte Marie-Luise leicht amüsiert.
    Ich kniff die Augen zusammen. Irgendwie kam mir dieses berechnende Lächeln bekannt vor. Und auch dieser diabolische Ausdruck in den Augen. Wo, um alles in der Welt, hatte ich das schon gesehen?
    »Darf ich fragen, wie Ihre Tochter heißt?«
    »Sicher. Sie erinnern sich bestimmt an sie. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sind Sie mal in derselben Klasse gewesen. Ich glaube, für ein Jahr. Serena musste ja einmal wiederholen.«
    »Zweimal«, sagte ich ohne nachzudenken.
    Dann erst, mit einer Verzögerung von ein paar Augenblicken, ging mir auf, welche Ungeheuerlichkeit ich da eben gehört hatte.
    »Na ja«, sagte Marie-Luise. »Sie fand die Schule langweilig. Aber wer braucht das heute schon. Heiraten, das ist alles, was für eine Frau in ihrem Alter wirklich zählt. Deshalb bin ich hier. Sie sagte, Sie wären für diesen Job die Beste.«
    »Das hat dir der Teufel gesagt«, stieß ich hervor.
    Serena, hämmerte es in mir. Serena, Serena. Sie war es! Sie wollte heiraten! Und sie hatte ihre Mutter vorgeschickt, damit die sicherstellte, dass ich die Hochzeit organisierte!
    »Wie bitte?«, fragte Marie-Luise befremdet.
    »Ähm … Das ist aus einem Märchen. Rumpelstilzchen. Fiel mir gerade so ein.«
    »Warum?«
    »Als … Motto«, stieß ich hervor. »Als Ansatz für ein Ideen-Brainstorming. Ich sehe … eine Märchenhochzeit. Gebrüder Grimm. Rotkäppchen. Schneeweißchen und Rosenrot. Frau Holle …«
    »Genial!« Marie-Luise strahlte. »Ich sehe, was Serena meinte! Sie haben es drauf! Da steckt ein wahres Feuerwerk an Esprit und Einfallsreichtum dahinter! Mädel, Sie haben eine große Zukunft vor sich! Soweit es mich betrifft, ist diese Vorplanung eine bloße Formalität, und Serenas Segen haben Sie ja schon! Meinen Sie, dass Sie bis nächste Woche was zum Gucken für uns fertig machen können?«
    Ich nickte wie ein dümmliches Schaf und brachte es irgendwie fertig, den Rest der Unterhaltung zu überstehen, ohne in Schreikrämpfe auszubrechen. Anschließend komplimentierte ich Marie-Luise hinaus und versprach, sie anzurufen. Nachdem sie verschwunden war, blieb ich noch eine Stunde hinter meinem Schreibtisch sitzen und gab mich düsteren Gedanken über meine Zukunft hin.
    Sollte ich Marie-Luise sagen, wohin sie sich Serenas Hochzeit stecken konnte, oder sollte ich darauf hinarbeiten, den Auftrag an Land zu ziehen? So oder so, ich würde Federn lassen müssen. Wenn ich meinem Stolz und meinem Empfinden für

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