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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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rauszufinden.«
    »Welche Dinge?«, wollte Annabel misstrauisch wissen.
    »Über Serena.«
    Annabel sah mich an, zuerst verblüfft, dann nachdenklich. Schließlich nickte sie langsam. »Ich verstehe. Du hast vollkommen Recht. Es geht dabei genau um die Sache, über die ich mir auch ständig den Kopf zerbreche. Stimmt’s?«
    Ich stritt es nicht ab, denn sie hatte völlig Recht.
    Annabel beugte sich vor. »Was hat er gesagt? Worauf ist er so bei dieser Tussi abgefahren?« Ihre Miene spiegelte eine Mischung aus Schmerz, Angst und Neugier wider.
    Ich erzählte es ihr in kurzen Worten, und nach kurzem Zögern berichtete ich auch, was Thomas mir in dem Buchladen alles an Nettigkeiten an den Kopf geworfen hatte.
    Annabel war völlig baff. Mit großen Augen schaute sie mich an. »Mein Gott, das tut mir so Leid!« Sie sprang auf, kam auf mich zugesegelt und warf die Arme um mich. »Mein armes Mädchen! Wie konnte er nur! Vor so vielen Leuten!« Dann schüttelte sie betroffen den Kopf und schaute uns beide im Spiegel an. Rumpelstilzchen und die schöne Königin.
    Annabel schien ein anderes Bild vor Augen zu haben. »Zwei Frauen mit demselben Schicksal«, flüsterte sie. »Wie grausam das Leben sein kann!«
    Gleich darauf war die schöne Königin im Spiegel verschwunden, zur Seite geschoben von Rumpelstilzchen, das entnervt vorgetreten war, um sich die Papilloten aus den verfilzten Haaren zu klauben und dabei tausend lästerliche Flüche auszustoßen.
    *
    Zum Abendessen war ich dann glücklicherweise so weit restauriert, dass ich schon fast wieder normal aussah. Mit Abdeckstift und Puder ähnelte ich zwar nicht hundertprozentig der schönen Müllerin, aber als Rumpelstilzchen ging ich auch nicht mehr durch. Außerdem lenkte meine bauschige Mähne ziemlich gut von den restlichen Flecken im Gesicht ab.
    »Wenn du blond wärst, würdest du aussehen wie diese Frau von Charlie’s Angels«, sagte Pauline, als ich in die Küche kam. »Nicht wie Drew Barrymore in dem Remake, sondern wie die eine, die damals in der Fernsehserie mitgespielt hat, wie hieß die gleich?«
    »Farrah Fawcett-Majors«, sagte Annabel. Sie stand am Herd und kümmerte sich um das Abendessen. »Ich finde, diese Frisur steht Britta sehr gut.«
    »Na ja, ist wohl Ansichtssache«, meinte Pauline unbarmherzig. Sie schenkte meinem Vater ein zuckersüßes Lächeln und setzte sich zu ihm an den Tisch. Wenn Sven nachher auch noch runterkam, waren wir zu fünft. Es würde also ganz schön eng werden, denn der Tisch war eigentlich nur groß genug für vier Personen. Doch Pauline hatte gemeint, gerade das wäre doch total gemütlich und familiär, und es gebe doch nichts Heimeligeres, als gemeinsam um einen Tisch zu sitzen und zu quatschen und zu essen.
    Da sie sich normalerweise abends nach Dienstschluss lieber in einer Stehpizzeria oder einem Dönerimbiss verköstigte oder bei irgendeinem Burger-Drive-in vorbeifuhr, statt mit Annabel und mir gemeinsam zu essen, musste sie wohl im Laufe des heutigen Tages einen tief gehenden Sinneswandel durchgemacht haben. Geändert hatte sich auch ihr ganzer Look, denn sie trug keine ihrer abends üblichen Jeans oder Jogginghosen, sondern einen schwingenden Rock aus einem dünnen, seidigen Material und ein grünes Top, das nicht nur farblich zu ihren Augen passte, sondern auch bis zum Gehtnichtmehr ausgeschnitten war. Die Haare hatte sie hoch gesteckt, sodass man ihren schwanengleichen Hals und die neuen Kreolen sehen konnte, die sie wahrscheinlich ebenso wie den Rest ihres Outfits heute erst erstanden hatte.
    Annabel hatte sich ebenfalls mehr aufgebrezelt als sonst, sie hatte ihre neuen Miss-Sixty-Jeans an und ein Oberteil von derselben Marke, mit einem traumhaften rosa Blumenmuster. Mit ihrem Lockenkopf und ihrem Grübchenlächeln sah sie aus wie der sprichwörtliche Engel, und ihr ganzes Äußeres spiegelte auf so unverkennbare Weise ihr Wesen wider, dass einem richtig warm ums Herz wurde, wenn man sie nur anschaute. Klaus war wirklich ein Riesenidiot, so viel war sicher. Wenn er es nicht schon selbst gewusst hätte – ich hätte es ihm gerne stundenlang in seinen dämlichen Metzgerschädel gehämmert, und zwar lieber mit dem Fleisch- als mit dem Teppichklopfer.
    Mein Vater sah heute Abend auch ziemlich ansehnlich aus, das musste sogar ich bei objektiver Betrachtsweise zugeben. Er trug Jeans, die ihm bestens standen, und ein dunkelgrünes Polohemd, das vom Farbton her wie bestellt zu dem Top von Pauline passte. Außerdem war es

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