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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sie zwanzig Minuten drinließ – genauso lange, wie die Gesichtsmaske einwirken musste –, gab das hinterher ein schönes Haarvolumen.
    Während die Arbeiten im Erdgeschoss und auf der Treppe in vollem Gange waren und auch im Dachgeschoss noch rumort wurde, legten Annabel und ich entspannende Tiefenreinigungsmasken mit Thermoeffekt auf und hörten Musik über Kopfhörer, Annabel auf ihrem Bett und ich auf dem Sofa.
    Als ich wieder zu mir kam, krabbelten eine Million Ameisen über mein Gesicht. Ich zerrte mir die Kopfhörer runter und lauschte. Im Haus herrschte Stille. Die Arbeiter hatten wohl für heute Feierabend gemacht.
    Mein Gesicht juckte und brannte erbarmungswürdig. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich die Einwirkzeit der Maske um reichlich eine Stunde überschritten hatte. Der Thermoeffekt hatte sich in einen Terminatoreffekt verwandelt. Ich raste ins Bad und hielt mein Gesicht unter den Wasserhahn, beide Hähne gleichzeitig aufdrehend. Mit den Händen rieb ich fieberhaft die klebstoffartige Masse weg, die unter dem Wasserstrahl aufschäumte und mir in die Augen biss.
    »Du hättest mich ruhig wecken können«, sagte ich über die Schulter zu Annabel, die in der Wanne herumplätscherte.
    »Tut mir Leid«, sagte Sven.
    Ich fuhr zu ihm herum. Er stand wie ein Ausrufezeichen in der Wanne, ein nasses Handtuch vor den Lenden, genau wie beim letzten Mal. Herrgott, wieso passierte mir das eigentlich dauernd?
    »Mein Fehler.« Hastig schnappte ich mir ein Handtuch, drückte es vor mein vor Verlegenheit und Thermokleister glühendes Gesicht und stürmte aus dem Bad zurück in Annabels Zimmer.
    Sie traf gleichzeitig mit mir dort ein, einen wütenden Ausdruck im Gesicht.
    »Wieso hast du mich nicht wach gemacht?«, sagte ich ärgerlich.
    »Und wieso hast du mir nicht gesagt, dass Klaus hier war?«, fauchte sie zurück.
    Aha. Daher wehte also der Wind. Sie war sauer, weil sie die Wagenbrecht-Vorräte im Kühlschrank entdeckt hatte, und dafür hatte sie mich büßen lassen.
    »Ich gehe nichts ahnend an den Kühlschrank, um mir einen Joghurt rauszunehmen, und was sehe ich?«
    Gerade wollte ich mein Sprüchlein loswerden, das ich mir für diesen Fall zurechtgelegt hatte, doch dann fiel mein Blick in Annabels Spiegel. Es war ein zwei Meter hoher, schöner, altmodischer Drehspiegel, wie sie vor hundert Jahren in Mode gewesen waren. Aber auch ein kleinerer Spiegel hätte ausgereicht, um mir das Drama deutlich vor Augen zu führen.
    Ich sah aus wie Rumpelstilzchen. Die Papilloten steckten noch in meinen Haaren, lauter rosa, mit meinen Haaransätzen verwurstelte Röllchen, von denen die ungewickelten Strähnen als zerrupfte Fransen wüst in alle Richtungen standen. Mein Gesicht war eine einzige Katastrophe, ein rot geschecktes Zombie-Antlitz, von dem hier und da noch ein paar tropfende Fetzen der zähen grünlichen Maske herabhingen. O Gott, und Sven hatte mich so gesehen! Da half mir die Tatsache, dass ich diesmal wenigstens meine Unterwäsche angehabt hatte, auch nicht mehr viel!
    »Lieber Himmel.« Stöhnend rubbelte ich mit dem Handtuch das Zeug von meiner Haut und eilte zum Spiegel, um den Schaden näher zu betrachten.
    »Du hättest mir sagen müssen, dass er hier war!«, rief Annabel zornig aus. »Wieso hast du ihn überhaupt reingelassen?«
    »Woher willst du wissen, dass ich es war?«, fragte ich zurück, wie erschlagen vor Entsetzen beim Anblick meines verunstalteten Gesichts.
    Annabel ließ sich verdattert auf ihren Schreibtischstuhl fallen. »Ach so.« Beklommen und reumütig sah sie mich an. »Du hast Recht. Es sind ja den ganzen Tag hier zig Leute im Haus. Und die Haustür steht sowieso die meiste Zeit offen. Tut mir Leid, dass ich dir das unterstellt habe.«
    Das schlechte Gewissen zwang mich zu einer sofortigen Kehrtwendung. »Nein, du hast ganz Recht. Ich war’s tatsächlich. Ich habe ihm aufgemacht und auch mit ihm geredet.« Ich hob die Hand, als ich das wütende Aufblitzen in ihren Augen sah. »Zuerst wollte ich es nicht, Ehrenwort! Doch dann dachte ich weiter und habe überlegt, dass es auch in deinem Interesse sein könnte.«
    Jetzt war sie in ihrem Zorn nicht mehr zu bremsen. »In meinem Interesse?« Sie lachte bitter auf. »Klar, es war in meinem Interesse, dass er hier aufläuft und Männchen macht. Nachdem er ja nichts Schlimmeres getan hat, als zufällig mal eben mein Leben kaputtzumachen.«
    »Es ging dabei auch um mich«, verteidigte ich mich. »Es ist mein gutes Recht, bestimmte Dinge

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