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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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dem Wein schadlos, quasi als Ersatzbrötchen für das entgangene Essen.
    Und ich half beim Abräumen des Tisches, obwohl Annabel meinte, Pauline könnte das ruhig auch mal machen. Die zog es allerdings vor, mit meinem Vater in der Diele ein Pläuschchen zu halten, weil sie uns nicht bei der Arbeit im Weg stehen wollte.
    Da die Tür offen blieb, konnte ich nicht umhin, ein paar Fetzen der Unterhaltung aufzuschnappen.
    »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass Frauen, die eine Waffe tragen, auf mich eine ganz besondere Wirkung ausüben?«
    »Nein, aber es klingt interessant. Kannst du das genauer eingrenzen?«
    Würg.
    Ich konzentrierte mich lieber auf Sven, der sich trotz Annabels Einwänden nicht davon abhalten ließ, zusammen mit mir und Annabel das gebrauchte Geschirr und die Gläser in die Spülmaschine zu räumen und anschließend auch dabei zu helfen, den Tisch mit Dessertschälchen und Espressotassen neu zu decken. Dabei war ich mir jeder seiner Bewegungen auf eigenartige Weise bewusst, und ich spürte beinahe körperlich seine Blicke auf meinen nackten Beinen und dem Rest von mir, der unter dem Rock steckte. Ich hatte gehofft, dass meine Beine, die sich durchaus sehen lassen konnten, ein bisschen von meinem Hintern ablenkten, aber das war anscheinend naiv von mir gewesen. Ich merkte genau, dass Sven keine Gelegenheit ausließ, hinzuschauen, und allmählich wurde mir wirklich heiß dabei.
    »Hast du etwa noch einen Nachtisch zubereitet?«, wollte er von mir wissen, ein Dessertschälchen in der Hand.
    Die Art, wie er Nachtisch aussprach, ließ ein trockenes Gefühl in meinem Hals entstehen.
    »Äh – nein«, sagte ich.
    »Aber Britta«, lachte Annabel. »Hast du das Tiramisú vergessen?«
    »Uh … Ach so. Hab ich nicht mehr dran gedacht.«
    Nach dem Tischdecken ging Sven doch mal für ein paar Minuten raus und ich zischte Annabel an: »Was, zum Teufel, soll das eigentlich?«
    »Was meinst du?«
    »Wieso tust du ständig so, als hätte ich das alles gekocht?«
    »Weil ich denke, dass es so am besten rüberkommt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na, ich denke, es liegt auf der Hand, oder nicht? Sven soll auf keinen Fall einen falschen Eindruck kriegen! Kapierst du nicht, wie wichtig das ist? Entweder, man macht alles von Anfang an richtig oder man lässt es.«
    »Ich verstehe«, sagte ich frustriert. Also hatte ich Recht gehabt mit meiner Vermutung. Ich musste die Köchin geben, damit sie den Hausfrauentouch los war. Allerdings hätte sie das auch einfacher haben können, indem sie nämlich gar nicht erst gekocht hätte, dann wäre es noch glaubhafter gewesen. Leider hätten wir dann auch nichts Anständiges zu essen auf den Tisch gekriegt, und natürlich hätte es dann auch keinen Grund gegeben, stundenlang mit Sven an einem Tisch zu sitzen und seine Blicke auf ihr gut sitzendes, geblümtes Oberteil, ihre goldenen Locken und ihr liebliches, rotwangiges Prinzessinnengesicht zu lenken. Wie auch immer, das, was sie hier abzog, machte unterm Strich durchaus Sinn. Bloß eben nicht für mich. Sven kam zurück, als das Wasser für den Espresso schon kochte und die Schüssel mit dem Tiramisú schon auf dem Tisch stand, und Annabel hob sofort hervor, wie super mein Tiramisú schmeckte.
    Ich hatte das Gefühl, dass mein Gesicht allmählich immer fleckiger wurde, zum einen von den drei Gläsern Wein, die ich mir während des Essens einverleibt hatte, zum anderen bedingt durch Svens eindringliche Seitenblicke. Wahrscheinlich hatte er inzwischen regelrecht Angst vor mir und meinen überragenden hausfraulichen Fähigkeiten, während Annabel ganz als liebreizendes und damit erotisch wesentlich interessanteres Geschöpf brillieren konnte, völlig unbefleckt von Bratfett und Saucenspritzern.
    Ich verzog mich nach oben ins Bad und stellte dort erleichtert fest, dass ich trotz aller Befürchtungen gar nicht übel aussah. Mein Haar war eine Idee zu aufgeplustert und meine Wangen waren etwas zu rot, aber dafür stand in meinen Augen ein besonders intensives Leuchten. Zusammen mit dem fortwährenden Prickeln in meinem Magen bildete es eine ganz bestimmte Kombination, die mich in höchste Unruhe versetzte. Ich versuchte gar nicht erst, mir in dem Punkt etwas vorzumachen. So, wie es aussah, gab es dafür nur eine Erklärung. Ich war scharf auf Annabels neuen Traummann.
    *
    Einigermaßen bestürzt über diese Erkenntnis ging ich zurück nach unten, um in der Küche zusammen mit den anderen schweigend den Nachtisch zu essen. Das

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